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Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade

Titel: Esquivel, Laura - Bittersuesse Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Esquivel
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anzuwenden.
    Während sie den Kartoffelumschlag auflegte, betrachtete sie Pedros geliebtes Gesicht. Keine Spur war mehr von seinen üppigen Augenbrauen und seinen langen Wimpern übriggeblieben. Das kantige Kinn war nun zum Oval angeschwollen. Tita machte es nichts aus, wenn er Brandmale behalten sollte, doch vielleicht Pedro. Was konnte sie bloß mit ihm machen, damit keine Narben zurückblieben? Da gab Nacha ihr die Antwort, die sie wiederum von »Morgenlicht« erhalten hatte: Das beste Mittel in diesem Fall war, Pedro die Rinde des Tepezcohuite-Baums auf die Wunden zu legen. Ohne Rücksicht auf die vorgerückte Nachtstunde rannte Tita sogleich auf den Hof hinaus und weckte Nicolás mit der Bitte, diese Rinde für sie bei dem angesehensten Medizinmann der Gegend zu besorgen. Schon fast im Morgengrauen gelang es ihr endlich, Pedros Schmerzen etwas zu lindern, so daß er ein wenig Schlaf finden konnte. Diesen Moment nahm sie wahr, um draußen kurz von Gertrudis Abschied zu nehmen, hörte sie doch schon seit geraumer Zeit die Schritte und die Stimmen der Soldaten, die ihre Pferde in Reih und Glied aufstellten, um dann abzureiten.
    Gertrudis sprach eine ganze Weile mit Tita und sagte ihr, wie leid es ihr tue, daß sie nicht länger dort bleiben und ihr in ihrem Unglück beistehen könne, leider habe sie jedoch Befehl erhalten, Zacatecas anzugreifen. Sie dankte Tita für die glücklichen Augenblicke, die sie mit ihr verbracht hatte, und riet ihr, sie solle ihren Kampf um Pedro nicht aufgeben. Zu guter Letzt überreichte sie ihr noch ein Rezept, das ihre Soldatinnen benutzten, um nicht schwanger zu werden: Nach jedem intimen Kontakt wandten sie eine Spülung mit abgekochtem Wasser und einigen Tropfen Essig an. In dem Moment näherte sich auch schon Juan, um Gertrudis wissen zu lassen, daß es Zeit zum Aufbruch sei.
    Zum Abschied schloß er Tita fest in die Arme und trug ihr die besten Genesungswünsche für Pedro auf. Gerührt umarmten sich schließlich Tita und Gertrudis. Dann bestieg Gertrudis ihr Pferd und zog davon. Sie ritt nicht allein, sondern führte in der Satteltasche ihre Kindheit in Form eines Glases voller Torrejas mit.
    Während Tita ihnen nachschaute, füllten ihre Augen sich mit Tränen. Chencha erging es nicht anders, doch in ihrem Fall handelte es sich um Freudentränen: Endlich konnte sie aufatmen!
    Als Tita gerade ins Haus zurückkehren wollte, vernahm sie einen Schrei aus Chenchas Mund:
    »Das kann doch nicht wahr sein! Sie kehren um!«
    Tatsächlich schien es so, als näherte sich jemand der Farm, doch wegen der Staubwolke, die von den abziehenden Pferden aufgewirbelt wurde, konnte man nicht recht sehen, um wen es sich handelte.
    Als die Sicht besser wurde, erkannten sie freudig, daß es sich um Johns Kutsche handelte. Er war also wohlbehalten wieder daheim. Beim Wiedersehen fühlte sich Tita völlig verwirrt. Sie wußte weder, was sie tun noch was sie ihm sagen sollte. Einerseits war sie unendlich erleichtert, ihn zu sehen, andererseits jedoch wurde ihr ganz elend bei dem Gedanken, ihre Verlobung mit ihm lösen zu müssen. John kam mit einem riesigen Blumenstrauß auf sie zu. Vor Wiedersehensfreude schloß er sie in die Arme und gab ihr einen Kuß. Da merkte er, daß sich etwas in Tita verändert hatte.
     
    FORTSETZUNG FOLGT...
     
    Nächstes Rezept:
    Dicke Bohnen mit Pfefferschoten
    à la »Tezcucana«
     

 
KAPITEL ELF
     
    NOVEMBER:
    Dicke Bohnen mit Pfefferschoten
à la Tezcucana
     
    ZUTATEN:
    Pinto-Bohnen
    Schweinefleisch
    Ancho-Pfefferschote
    Schweineschwarte
    Zwiebel
    Geriebener Käse
    Salat
    Avocado
    Rettich
    Tornachil-Pfefferschoten
    Oliven
     
    ZUBEREITUNG:
     
    Zunächst müssen die Bohnen mit Leuchtstein abgekocht, dann gewaschen und zusammen mit dem kleingeschnittenen Schweinefleisch und der Schwarte abermals zum Kochen gebracht werden.
    Die Bohnen aufsetzen war das erste, was Tita erledigte, sobald sie um fünf Uhr morgens aufgestanden war.
    Heute würde John mit seiner Tante Mary, die extra aus Pennsylvania angereist war, um an der Hochzeit von Tita und John teilzunehmen, zum Essen kommen. Tante Mary brannte nur so darauf, die Verlobte ihres liebsten Neffen kennenzulernen, und hatte allein deshalb noch nicht darauf gedrängt, weil es angesichts von Pedros Gesundheitszustand unpassend erschienen war. Eine ganze Woche hatten sie abgewartet, daß Pedro sich erholte, bis sie ihren offiziellen Besuch machten. Tita bedrückte es schwer, dieses Essen nicht absagen zu können, denn Johns

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