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Essen kann jeder

Essen kann jeder

Titel: Essen kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Weber
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beim Asiaten unter Kopfweh, Übelkeit oder Tod leiden, liegt das meist nicht am Hundehaar auf Ihrer »Platte der sieben Kostbarkeiten«, sondern am Glutamat, das in der asiatischen Küche gerne großzügig eingesetzt wird. Doch auch in kaum einem Fertiggericht fehlen Geschmacksverstärker. Denn sie steigern den Appetit auf Produkte, die wir ohne Geschmacksverstärker gar nicht herunterbekommen würden. Übrigens stehen diese Stoffe nicht nur im Verdacht, unser Immunsystem zu reizen, sie haben möglicherweise auch unberechenbare Auswirkungen auf unser Gehirn. Glutamat ist nämlich ein sehr wichtiger Nervenbotenstoff. Findige Pharmazeuten bieten Gluta mat daher in Form von Gedächtnispillen an. Das nennt man dann Brain Food, auch wenn die ganze Sache eher hirnrissig klingt. Aber vielleicht wirkt es ja. Wenn Ihr Kind trotz eines Heers von Nachhilfelehrern schulisch nicht zu Potte kommt, gehen Sie mit ihm doch einfach öfter zum Chinesen. Lieber Allergiker als Analphabet.



Unter uns: Ich weiß nicht, ob die ganze Panscherei mit dem Essen wirklich so gefährlich ist oder ob da auch wieder sehr viel Panikmache im Spiel ist. Wie viel Chemie Sie vertragen, hängt letztlich von Ihrer persönlichen Konstitution ab. Bleiben Sie also locker. Eine Tiefkühlpizza bringt Sie nicht um. Ihre Vorfahren haben verschimmelte Antilopen vom Steppenboden gekratzt, da wird Sie eine Dose Ravioli auch nicht um die Ecke bringen. Aber unzweifelhaft gilt: Gute Ernährung sieht anders aus.
    Back to the roots?
    Sehen Sie mal: Ein Eskimo mümmelt quietschvergnügt sein Leben lang nur Fisch und Robbenfett, ohne ein Salatblatt auch nur gesehen zu haben. Der Hindu dagegen nuckelt bis in sein hohes Alter ausschließlich an Lotuswurzeln und Bambusspros sen herum. Südamerikanische Indianer scheißen wiederum auf jede Low-Carb-Methode und hauen sich nur Kohlenhydrate in Form von Bohnen und Mais in den Kopf, bis sie als satte und zufriedene Greise irgendwann in die Kiste fallen. Das heißt, trotz einer eher einseitigen Ernährungsweise geht es ihnen prima. Zumindest haben sie anscheinend weniger Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder verkalkte Arterien. Und warum? Meine verwegene These: Weil sie wissen, was sie essen! Keinen Instant-Walspeck zum Überbrühen. Keine Mikrowellen-Maisfladen. Und kein ayurvedischen Yakmilchshake aus der Tiefkühltruhe. Sie essen unbehandelte und natürliche Nahrung. Sie wissen genau, wo ihr Essen herkommt und wie es zubereitet wird. Das Ergebnis scheint manchmal etwas eklig, aber eine Allergie auf Ameisenmadenbrei ist im asiatischen Raum nahezu unbekannt.
    Wir von der Natur entfremdeten Bewohner mit unseren Be quemlichkeitsprodukten und Fertigbackmischungen wissen doch gar nicht mehr, was wir essen. Deshalb ist auch jeder Versuch, sich bewusst zu ernähren, zum Scheitern verurteilt. Und mir geht es dabei nicht nur um die Gesundheit. Essen hat auch etwas mit Geschmack und Lebensqualität zu tun. Und meine persönliche Lebensqualität ist nun mal nachdrücklich beeinträchtigt, wenn ich weiß, dass Lebensmittelfälscher mir mit aromatisiertem, überzuckertem Dreck das Geld aus der Tasche ziehen. Bewusste Ernährung bedeutet deshalb zuallererst, dass Sie wissen müssen, was Sie essen.
    → Mein Tipp
    Wenn Sie sich die Ingredienzien Ihrer Nahrungsmittel anschauen und nur Chinesisch verstehen – und da meine ich jetzt nicht das Glutamat –, dann lassen Sie besser die Finger davon. Essen Sie nichts, was Sie nicht aussprechen können. Und kaufen Sie nichts, wo Zutaten enthalten sind, die nicht auch einzeln in Ihrem Küchenschrank stehen könnten. Klar, wenn Sie täglich Xanthan ins Müsli streuen oder Ihre Maiskörner vor Verzehr modifizieren, aromatisieren oder rektifizieren – dann guten Appetit.
    Doch lassen Sie sich bloß nicht einreden, Sie bräuchten Hilfe von Herrn Knorr, um einen Grießbrei zusammenzurühren oder einen Pfannkuchen zu backen. Es bedarf weder der Kompetenz des Maggi-Kochstudios, um einen Wurstsalat zusammenzu schnippeln, noch müssen Sie Ungarisch können, um ein Gulasch zu würzen. Und wenn Sie abends keine Lust aufs Kochen haben, kaufen Sie sich ein gutes Brot und belegen es mit ein paar Radieschenscheiben, anstatt eine Fertig-Currywurst in die Mikrowelle zu schieben und Ihre Schleimhäute zu vergewaltigen.
    → Futter für Fortgeschrittene
    Es gibt durchaus ernst zu nehmende Wissenschaftler, die Folgen des fordern: Wenn unser Darm auf das Nahrungsangebot der Steinzeit eingestellt ist, dann müssen

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