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Essen kann jeder

Essen kann jeder

Titel: Essen kann jeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Weber
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Pestizide verursachte mögliche Berufskrankheit von Landwirten anerkannt. Denn im Geburtsland der gehobenen Küche werden jährlich 80 000 Tonnen Pestizide versprüht. Das ist mehr, als der Rest von Europa zusammen verspritzt. So sieht also die französische Landküche aus: Als Vorspeise gibt es ein Trüffelcremesüppchen mit Fungizidhaube. Als Nachtisch ein Sorbet aus dreierlei Dioxinvarianten mit einer leichten Farce von Thiabendazol. Und was gibt es als Hauptgang? Natürlich Krebs.
    Pestizide werden nicht nur in der Lebensmittelindustrie eingesetzt. Bei der Palmölproduktion in Indonesien oder den Zellstoffplantagen in Südamerika wird erst richtig tief ins Giftfass gelangt. Die Schnittblumen für Ihre Frau mögen ein schöner Liebesgruß sein, aber für Ihre Floristin ist das Zeug gefährlicher als ein Strauß Knollenblätterpilze. Die Zahl der Vergiftungen im konventionellen Baumwollanbau wird auf bis zu fünf Millionen Fälle in den letzten Jahren geschätzt, circa 200 000 Tote soll der Chemieeinsatz mit sich bringen. Es ist ein Verbrechen.



Ganz am Rande: Wer stellt das ganze Gift her, und wer verdient am meisten daran? Natürlich wir. Zwei der drei Chemie konzerne, welche die Hälfte des Pestizidweltmarktes kontrollie ren, stammen aus Deutschland: BASF und Bayer. Wir Deutschen können auf unsere Exportmeisterschaft wirklich stolz sein: Waffenlieferung auf Platz drei. Pestizide auf Platz eins. Würde mich nicht wundern, wenn die elektrischen Stühle für amerikanische Todeskammern irgendwo auf der Schwäbischen Alb produziert werden würden!
    Rettet Biene Maja
    Ein anderes Problem besteht darin, dass den Giften auch Tiere zum Opfer fallen, auf die es die Landwirte gar nicht abgesehen haben. Zum Beispiel die Bienen. Seit Jahren findet weltweit ein apokalyptisches Massensterben der Honigbienen statt. Ganze Völker werden wie von Geisterhand dahingerafft. Neben Milben und Viren stehen auch Umweltgifte stark im Verdacht, für das Massaker verantwortlich zu sein. Vor allem nikotinartige Wirkstoffe setzen den Tierchen furchtbar zu. Was natürlich nicht heißt, dass Bienenarbeiterinnen sich nach einem harten Tag im Stock eine Reval ohne Filter anstecken, nein, diese Substanzen kommen als Insektizid in der Landwirtschaft zum Einsatz.
    Das Verschwinden der Bienen hat fatale Konsequenzen, denn die Pflanzen brauchen die Bienen bekanntermaßen für ihren Sex. Blumen können sich ja nicht bewegen. Oder haben Sie schon mal zwei Gänseblümchen in Missionarsstellung gesehen? Da müssen also die Bienen ran und mühsam die Pollen von Blüte zu Blüte tragen. Man kann sagen: Wenn die Blume Samenspender ist, dann ist die Biene der Kurier. Das heißt natürlich auch: Ohne Bienen keine Blumenbabys, also Samen und Früchte – unsere Hauptnahrungsmittel. Auch wenn ich das alles sehr flapsig formuliere: Das Sterben der Bienen ist eine fundamentale Bedrohung für unsere Existenz.
    Bio ist also zweifellos gut für die Umwelt. Stiftung Warentest stellt fest: »Obwohl viele Bioprodukte aus den Tests zwischen 30 und 50 Prozent teurer waren als herkömmliche, unterstützt man mit ihrem Kauf eine ökologische, nachhaltige Landwirtschaft und die artgerechte Tierhaltung.« Außerdem fördert Biolandbau nachweislich die Artenvielfalt. Auf mit Hecken gesäumten Biofeldern kreucht und fleucht mehr Getier als auf riesigen, giftbenebelten Monokulturen. Da geht es den Menschen wie den Mäusen: Wenn ich in einer Villa im Grünen am Wannsee hausen kann, ziehe ich ja auch nicht freiwillig in die Plattenbausiedlung nach Berlin-Wedding.
    Pflanzen essen Erdöl
    Im ökologischen Anbau sind chemisch-künstliche Düngemittel verboten. Deren Einsatz in der konventionellen Landwirtschaft stellt eine tickende Zeitbombe dar. Denn ein zentrales Fiasko der industriellen Landwirtschaft ist ihr enormer Bedarf an fossilen Brennstoffen. Da sagen Sie natürlich: »Ist der Weber irre, für was brauchen Pflanzen Erdöl? Pflanzen sind doch anspruchslose Geschöpfe, die zum Leben nicht mehr als Sonne, Luft, Wasser und Liebe benötigen.« Das stimmt so nicht ganz, denn auch Pflanzen müssen essen; sie brauchen Nährstoffe aus dem Boden. Zum Beispiel Stickstoff: Wenn die Pflanze beim Wachsen den Stickstoff bindet und anschließend geerntet wird, ist der Stickstoff für nachfolgende Pflanzen-Generationen erst mal verloren und muss folglich dem Boden erst wieder zurückgegeben werden. Früher hat man das Problem ganz einfach gelöst: Menschen und Kühe, die Pflanzen

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