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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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ersten Advent.
    Â»Aber wenn ihr beide da seid, reicht das doch. Mir geht es heute wirklich nicht gut. Sie wird mich bestimmt nicht vermissen.«
    Â»Ach Thorben, natürlich wird sie das. Und außerdem: Wer könnte dich schon ersetzen?« Luise bremste vorsichtig, als
die Ampel auf Rot sprang. »Sybille hat vorhin extra noch mal gesagt, dies sei der wichtigste Tag des Jahres für sie.«
    Â»Das hat sie von dem Tag, als der Supermann auftauchte, auch behauptet«, warf Thorben ein.
    Â»Welchen Tag meinst du genau?«, fragte Anne vom Beifahrersitz. »Den Tag, an dem sie ihn kennengelernt hat und überzeugt war, diesmal den optimalen potenziellen Kindsvater gefunden zu haben? Oder den Tag, an dem Supermann zu Bad-Man wurde, weil er ihr die ganze Zeit verschwiegen hatte, dass er sterilisiert ist?«
    Thorben brach in Gelächter aus, während Anne versuchte, sich trotz Luises Schlingerfahrt auf vereister Straße mit Glitzerlidschatten und Wimperntusche etwas Feiertagsstimmung ins Gesicht zu zaubern.
    Â»Wir müssen ja nicht den ganzen Abend bleiben. Es soll ein paar kurze Reden geben. Ein Chor wird singen. Und nach den Häppchen können wir bestimmt verschwinden«, sagte Luise.
    Â»Häppchen? Hmmm«, murmelte Thorben und klang schon etwas versöhnlicher.
    Â»Ein Chor?«, kreischte dafür Anne. »O nein! Doch nicht etwa Weihnachtslieder, oder? Davon hat sie mir nichts gesagt. Entschuldigt mich bei ihr! Sagt, mir sei plötzlich übel geworden. Und wenn Natascha auftaucht, schickt ihr sie in diese kleine Bar an der Ecke, ja? Ich warte da.«
    Â»Neihein!«, sagten Luise und Thorben im Duett.
    Mit einem wütenden Schnaufen schmiss Anne den Eyeliner zurück in ihre Handtasche. »Ihr seid wirklich tolle Freunde!« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, sah schmollend aus dem Fenster und schwieg, bis sie an der Galerie ankamen.
    Luise ließ den Wagen langsam an der Reihe parkender Autos vorbeirollen, als von außen etwas Metallenes an das Fahrerfenster klopfte. Es war ein Ring, der auf einem langen, schlanken Finger an einer zarten, wohlgeformten Hand saß.
    Â»Meine Güte, ich vergesse immer wieder, wie umwerfend sie aussieht.« Thorben blickte verträumt auf die Frau, die nun winkend und lachend um den Wagen herum zur Beifahrerseite lief. »Natascha ist wirklich dein Glückstreffer.«
    Â»Sag ihr das bitte nicht«, flüsterte Anne, deren Miene sich beim Anblick ihrer Freundin sofort aufhellte. »Manchmal kann ich selbst kaum glauben, dass sie ausgerechnet mit mir zusammen ist. Und du musst sie nicht mit Komplimenten auf den Gedanken bringen, dass sie vielleicht doch etwas Besseres verdient hat.« Sie wandte sich zwinkernd zu Luise und Thorben um. »Ich springe schon mal raus. Wir warten vor der Tür. Versprochen: Ich laufe nicht weg.«
    Â»Manchmal bin ich ganz schön neidisch auf sie«, sagte Thorben und beobachtete die innige Umarmung auf dem Gehsteig. »Ich frage mich, wie Anne das geschafft hat. Sie ist so anders als Natascha.«
    Â»Manche Frauen stehen auf Macho-Allüren. Natascha anscheinend auch«, sagte Luise lachend und fuhr wieder an. »Was die Coolness betrifft, kannst du dir jedenfalls eine dicke Scheibe von Anne abschneiden. Und von dem Rest, der alles andere als cool ist, schwärmst du ja heute noch.« Im Rückspiegel sah sie, wie Thorben die Augen verdrehte und wieder aus dem Fenster sah.
    Â»Weißt du, manchmal frage ich mich, wann das alles so ernst und kompliziert geworden ist«, begann er nach zwei Straßenecken nachdenklichen Schweigens. »Ich kann es hin
und her wenden, wie ich will, meine Antwort ist immer dieselbe: Die Achtziger, das war mein Leben. Auch wenn es furchtbar sentimental klingt. Für mich stimmt es so. Wir hatten Pop, wir hatten Punk, wir hatten Pershings. Wir waren politisch, wir waren promiskuitiv.«
    Â»Wir hatten auch scheußliche Pickel. Ich zumindest«, ergänzte Luise die Reihe der wichtigen Achtzigerjahre-Ps. »Und ich bin froh, dass die weg sind.«
    Thorben überhörte es. »Wir hatten so viel Spaß. Die Zeit seitdem, das war für mich wie ein Blindflug. Ich weiß bis heute nicht, wie ich landen konnte, wo ich bin. Noch weniger weiß ich, ob ich da jemals hinwollte. Oder ob ich jetzt überhaupt noch dort sein will.« Seine Augen schweiften über Schaufenster, die in Rot und Gold beinahe ertranken. Kunstschnee,

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