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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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ihnen gesellte.
    Markus stellte sich vor, lächelte freundlich, reichte Luise die Hand und gab zwei, drei höfliche Floskeln von sich, während sich in Luise spontan und nicht annähernd so sanft wie in ihrer Rosen-Küche Schubladen öffneten. Sie zögerte, Markus auf den ersten Blick einzuordnen, doch ihr Frühwarnsystem bei Männern hatte sich in den letzten Jahren verfeinert. Mittlerweile reichten ihr ein paar Sätze, eine Geste, um ihr Urteil zu fällen. Ole zuliebe wollte sie nicht vorschnell sein. Schließlich sind Kindheitsfreundschaften, die bis jenseits der vierzig überleben, etwas Besonderes. Und wenn Markus für Ole wichtig war, konnte sie ihn nicht gleich in einer Schublade mit der Aufschrift »Vorsicht, Blender!« verschwinden lassen.
    Â 
    Â»Ich nehme gern noch Kartoffelbrei«, sagte Markus und hielt Judith den Teller hin. »Der schmeckt genau wie bei Frau Brück.« Er zwinkerte ihr zu, und sie quittierte es mit einem Lächeln.
    Luise hatte ihr Besteck schon zur Seite gelegt und schob innerlich endgültig die erste Schublade zu. Sie war geduldig genug gewesen. »Zu vertraulich«, befand sie. Natürlich war es schön, dass er Judiths Kartoffelbrei lobte, obwohl sie für Luises Geschmack zu wenig Muskat genommen hatte. Auch der Vergleich mit Oles Mutter war ein großes Kompliment, denn Markus hatte während der Scheidung seiner Eltern in Oles Familie ein zweites Zuhause gefunden, und der Kartoffelbrei von Frau Brück bedeutete für ihn ein Stück heile Kindheit. Aber Luises Radar hatte etwas in dem Geplänkel zwischen ihm und Judith wahrgenommen, das sie unpassend fand. Zu nah, zu vertraut. Ob Ole das nicht mitbekommen hatte? Oder ob es ihn nicht störte?
    Â»Und warum hat Virginia dich rausgeschmissen?«, fragte Ole, während er mit der Gabel die Reste des Geschnetzelten von seinem Teller aufpiekte. Die Kinder hatten sich mittlerweile ins Spielzimmer verzogen.
    Â»Als ich endlich den Job hatte, war sie genervt, wenn ich Arbeit mit nach Hause genommen habe und abends vorm Computer saß, anstatt mit ihr in den Pub zu gehen«, sagte Markus. »Aber der Job war einfach wichtig. London ist teuer.«
    Â»War das alles?«, bohrte Ole weiter.
    Â»Um ihre Nörgelei zu vermeiden, habe ich nichts mehr mit nach Hause genommen, sondern bin länger im Büro geblieben. Aber das hat ihr auch nicht gepasst. Letzte Woche hat sie mich in der Firma abgeholt und mir vor den Kollegen eine Riesenszene gemacht.«
    Â»Warum das?« Ole sah Markus interessiert an.
    Â»Keine Ahnung. Sie ist in mein Büro reingerauscht, hat die Praktikantin angeschrien, die mit mir zusammen ein Meeting vorbereitet hat, und dann hat sie mich vor allen zur Schnecke gemacht.«
    Â»Aha«, sagte Ole und tauschte einen kurzen Blick mit Judith. »Sieht sie gut aus?«
    Â»Virginia? Ihr habt sie im Sommer doch kennengelernt. Sie ist toll. Sie ist großartig. Sie ist einfach perfekt.« Markus seufzte.
    Â»Nein, ich meine die Praktikantin. Sieht die gut aus?«, hakte Ole nach.
    Â»Na ja, also, hm«, druckste Markus.
    Â»Mitte zwanzig, lange, dunkle Haare, große blaue Augen?«, übernahm Judith den Faden.
    Â»O nein! Völlig falsche Fährte.« Markus blickte von ihr
zu Ole und schüttelte den Kopf. »Das mit Virginia ist wirklich was Ernstes gewesen. Mit der Praktikantin war nichts. Garantiert nicht! Außerdem ist sie aschblond und ein bisschen zu dünn.«
    Judith und Ole begannen zu lachen. In Luise hingegen gab es den nächsten großen Knall. Drei Schubladen schlossen sich gleichzeitig: »Zu viele Frauen«, »Zu viele Geschichten«, »Zu sehr wie Jörg«! Sie kannte diesen unschuldigen Unterton. Ihm würde später, das wusste sie, ein Heer von Geschichten folgen. Luise hatte die Nase voll von Geschichten. Sie fragte sich nur, was Ole so sehr an Markus schätzte. Aber egal was es war, sie musste ihn nicht mögen. Und wenn sie jetzt ging, müsste sie ihn noch nicht einmal wiedersehen.
    â€‚Häppchen
    Â»Und ihr seid wirklich sicher, dass sie sauer wäre, wenn ich nicht mitkäme?« Thorben versuchte schon zum dritten Mal, seit er auf der Rückbank Platz genommen hatte, dem gemeinsamen Abend zu entfliehen.
    Â»Jaha!«, antworteten Anne und Luise im Chor. Scheibenwischer und Heizung liefen auf Hochtouren. Nach einer Woche Dauerfrost schneite es nun, pünktlich drei Tage vorm

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