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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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hat nicht verraten, dass es bei uns gar keine Putzfrau gibt und wir noch heute Morgen gewettet haben, ob es ihr wohl auffällt, dass die Fenster nicht geputzt sind. Ich habe gerade einen Abend im Spa mit einer Person meiner Wahl gewonnen, weil ich recht hatte.« Sie lächelte bitter. »Ich frage mich, warum ich mir das alles antue.«
    Â»Wegen Benni«, sagte Luise leise. »Weil du ihn liebst.«
    Sie sahen sich an. Katharina nickte.
    Â»Außerdem hast du sicher schon als Kind gern Verstecken gespielt und bei Räuber und Gendarm immer die Räuber-Seite gewählt.«
    Â»Stimmt!« Katharina lachte kurz auf und schlug sich im selben Atemzug auf den Mund. Sie legte ihr Ohr an die geschlossene Tür. Entfernt Stimmen und Musik.
    Â»Also«, flüsterte Luise, »die Suppe ist so weit fertig. Ich fülle sie in die vorgewärmte Terrine. Dann trägst du sie rü
ber. Der Braten wird gut, die Kracherle mache ich, wenn du die Suppe abgeräumt hast, der Salat ist vorbereitet. Kein Problem! Jedenfalls solange ihr die Eltern aus der Küche fernhalten könnt.« Luise blickte Katharina aufmunternd an. »Also los: Auf in den Kampf!«
    Sie füllte die Suppe ein, gab die Flädle dazu und entließ Katharina mit der Terrine aus der Küche. Leise schob sie die Tür zu. Draußen begann es zu schneien. Das Astgerippe im Hof zog sich einen zarten weißen Mantel über. Einen kurzen Augenblick spürte Luise den Verspannungen in ihrem Nacken nach, dann trat sie noch mal zum Ofen, um den Braten zu begießen. Der Dielenboden knarrte. Nur nicht auffliegen. Nicht jetzt! Luise war sich sicher, dass das Essen gut werden würde, und sie wollte zu gern erleben, ob Flädle und warme Zwetschgen das Herz von Bennis Mutter erweichen konnten. Jetzt nur nicht leichtsinnig werden oder einen Fehler in der ausgeklügelten Logistik machen. Wenn sie die Spätzle hinter sich hätte, würde Sybille sie retten. Es war alles bestens vorbereitet.
    Tellergeklapper aus dem Wohnzimmer. Schritte. Die Tür ging auf. Benni mit dem Geschirr.
    Â»Du?«, flüsterte Luise.
    Â»Katharina kommt gleich. Sie muss sich zuerst noch die Geschichte über den großen Kachelofen in der Stube meines Großvaters anhören, auf den ich bei der Suppe so ganz nebenbei das Gespräch gebracht habe«, flüsterte er. Er stellte die Teller ab und strahlte Luise an. »Wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben: ich hätte nicht gedacht, dass es funktionieren könnte. Aber ich glaube, du hast recht gehabt. Sie ist völlig begeistert. Wenn es weiter so läuft, redet sie spätestens beim Nachtisch Badisch.«
    Luises Herz hüpfte. Sie stellte den fein geschnittenen Speck auf den Herd, zu dem sie gleich die Brotwürfel geben würde.
    Benni schaute in die Pfanne, nickte Luise zu und trat auf den Flur. »Schatz, ich habe die Kracherle schon mal angestellt. Kommst du?«, rief er in Richtung Wohnzimmer, grinste noch einmal zurück durch den Türspalt und verschwand.
    Der nächste Gang war kein Problem. Katharina war in der Küche aufgetaucht und hatte sich zum kurzen Verschnaufen mit ihrer Kaffeetasse an den Kühlschrank gelehnt. Luise holte währenddessen die Kalbsbrust aus dem Bräter, bedeckte sie mit Alufolie und schob sie zum Warmhalten in den ausgeschalteten Backofen. Während sie Karotten und Zwiebeln aus dem Fond fischte, ihn mit Wein loskochte, ein wenig Brühe angoss, alles durch ein Sieb seihte, etwas eindampfen ließ und abschmeckte, füllte Katharina die Salatteller, verteilte die warmen Brotwürfel und den Speck auf dem Feldsalat und träufelte die Salatsoße darüber.
    Â»Ich komme, sobald mein Teller leer ist, und Benni bringt dann das dreckige Geschirr, wenn die anderen fertig sind. So haben wir beide hoffentlich genug Zeit für die Spätzle und zum Aufschneiden des Bratens«, flüsterte Katharina, bevor sie wieder verschwand, und zum ersten Mal an diesem Tag lächelte sie.
    Luise nahm einen Schluck Wein und schloss die Augen. Sie spürte dem Geschmack nach. Für ein paar Momente versuchte sie abzuschalten. Alles, was sie für die Spätzle brauchten, stand griffbereit. Sie fühlte sich, wie sich Marathonläufer auf den letzten Kilometern fühlen müssen. Sie hatte über den meditativen Moment gelesen, wenn nichts mehr hinterfragt wird und man einfach nur noch läuft. Schritt für Schritt für Schritt.

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