Essen mit Freunden - Roman
geklärt.« Luise vermied es, Thorben anzusehen, denn sie merkte, dass sie errötete. »Ole hat viel zu tun, und meine Seite entwirft er ja nur nebenbei. Da will ich keinen Druck machen. AuÃerdem bastele ich selbst noch an den Texten herum. Aber der Berater hat auch gesagt, dass das Zeit braucht.«
»Klar, dafür soll er dir ja die Förderung geben.«
»Wenn es damit nicht klappt, kann ich notfalls immer noch für ein paar Stunden tippen gehen. Muss ja nicht für die Berg sein. Das Wichtigste ist, dass ich das mit dem Kochen überhaupt probiere. Vor allem, wo ich nun alle Papiere und Genehmigungen zusammenhabe.«
»Auf jeden Fall! AuÃerdem hast du so eine gute Ãberleitung hingekriegt â weg von Ole, dem Unerreichbaren, hin zu den Fakten und deinem Berater. Bravo! Was meint er denn sonst noch so?«
Luise zog eine Mappe aus ihrer Umhängetasche. »Hier sind die Unterlagen. Er meinte, wenn â«
Das Summen ihres Handys unterbrach sie erneut. Sie
rollte genervt die Augen, sah aufs Display, dann stutzte sie. »Entschuldige, ich geh mal kurz ran«, sagte sie zu Thorben. »Hallo, Svenja? Das ist ja eine Ãberraschung ⦠Ja, es geht mir gut, sehr gut sogar ⦠Das Kochen? ⦠Woher weiÃt du ⦠Ach, von Ole! ⦠Und du willst was? ⦠Dein Freund will mich buchen? Wann? Gut! ⦠Mexikanisch? Oh ⦠Können wir da nachher in Ruhe drüber reden? Jetzt ist es gerade schlecht. Ich melde mich bei dir.«
Sie legte auf, blickte Thorben an und schüttelte nur den Kopf, ohne ein Wort zu sagen.
»Ist Svenja nicht deine junge Kollegin von Text-Berg ?«
Luise nickte.
»Und du sollst für ihren Freund mexikanisch kochen? Der hat doch eine Bar, oder?«
Sie nickte wieder.
»Hast du davon überhaupt eine Ahnung? Mexikanisch habe ich mit dir, soweit ich denken kann, noch nie gegessen. AuÃer einmal Nachos im Kino. Ich weià zwar nicht mehr, was das für ein Film war, aber dass du dich die halbe Vorstellung über die scheuÃliche Sauce aufgeregt hast, daran erinnere ich mich.«
»Nein, ich habe keine Ahnung von mexikanischer Küche, noch nicht. Abgesehen davon, dass es Schokoladensauce zum Fleisch gibt. Aber das Essen soll erst Anfang April sein. Das ist jedenfalls eine gute Herausforderung an meine Recherchekünste. AuÃerdem war Natascha doch mal für eine Weile in Nicaragua. Kaffeebohnen ernten für die Revolution. Und ich habe Freunde mit Geschmack, die gern weiter von mir bekocht werden wollen. Warum also nicht mexikanisch?« Sie sah ihn lächelnd an. »Hast du demnächst vielleicht einen Abend Zeit für eine kleine Fiesta, mein Lieber?«
»Mexikanisch!« Er verzog das Gesicht. »Ich weià nicht. Deine Kalbsbrust war köstlich, ebenso das Zimtparfait. Aber Schokoladensauce zum Fleisch? Muss das sein?«
»Och, Thorben!« Luise schürzte die Lippen zu einem Schmollmund.
»Also gut. Aber nur, wenn die anderen auch kommen.«
»Das werden sie. Ganz bestimmt«, sagte sie siegessicher.
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Sie war früh aufgestanden, um sich noch eine Weile über den Markt treiben zu lassen, bevor sie sich mit Natascha traf. Das Wetter war überraschend mild, und Luise genoss das laute Wirbeln um sie herum. Am Blumenstand roch es nach Primeln und Narzissen, Vorboten des Frühlings. Ein Meer unterschiedlicher Blüten buhlte um ihre Aufmerksamkeit. Vor einem Eimer mit Papageientulpen blieb sie stehen. Sie mochte das Exaltierte und ein bisschen Ãbertriebene dieser Blumen. Papageientulpen kamen ihr immer so vor, als warteten sie nur darauf, in einem Theaterstück von Shakespeare mitzuspielen, um ihre Blütenblätter wie einen Königsmantel zu öffnen und Tod oder ewige Liebe zu fordern.
»Für dich zwei Bund für 'n Fünfer, Engelchen«, schrie ihr der Mann mit der grünen Gummischürze vom anderen Ende des Blumenstandes zu.
»Vielleicht später«, rief Luise zurück.
Sie ging weiter, am Obststand vorbei. Es war die Zeit zwischen den Jahreszeiten. Orangenpyramiden und der letzte Kohl konkurrierten mit Erdbeeren und importiertem Spargel. Eine zartgraue Rauchsäule stieg zum Himmel empor, und es roch würzig nach Holz, als die Frau am Fischstand eine neue Lage Makrelen in den Rauch hängte.
»War der Ziegenkäse gut?«, fragte der Mann im Käsewagen, als sie vorüberging.
»Ja,
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