Essen mit Freunden - Roman
aufschäumen, jeden Morgen, mit etwas Zimt und ganz viel Liebe.
»Noch Kaffee?«, fragte sie.
»Hmm«, murmelte er, was alles Mögliche heiÃen konnte.
Er hatte seinen Teller von sich geschoben und fuhr gerade den Laptop hoch. Seine Technik schien zu streiken. Er fluchte
leise. Luise schaute ihm über die Schulter und wandte sich unvermittelt ab, als der Desktophintergrund aufleuchtete: Judith und die Mädchen sahen sie an, lächelnd, von einem Klettergerüst herunter. Sie stellte die Kaffeekanne zurück, ohne Ole nachzuschenken, und setzte sich.
»Also fangen wir an«, sagte er. »Was genau willst du von mir?«
Sie schluckte hinunter, was sie am liebsten gesagt hätte, und antwortete: »Die beste Homepage, die du für Essen mit Freunden hinbekommst.«
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Sie hatten sich durch ihre Aufzeichnungen gearbeitet, an ihrem Konzept gefeilt, Vorstellungen verworfen oder umgestaltet. Ole musste ihre Ideen in überschaubare Kategorien einteilen, dadurch konkretisierte sich auch Luises Angebot immer mehr. Sie war begeistert, wie genau er nachfragte, damit selbst aus ihren nur so dahingeworfenen Randbemerkungen noch etwas Produktives herauskam. »Die Eisberg war eine harte Schule«, hatte er zwischendrin gelacht und ihr noch im selben Atemzug beruhigend über den Arm gestrichen, damit sie bei dem Vergleich nicht beleidigt wäre. Mitten hinein in dieses kreative Vibrieren schellte es an der Tür.
»Wer ist das denn?«, sagte Luise überrascht, denn die Zeiten, in denen Besuch spontan und ohne Anmeldung hereinschneite, waren lange vorbei.
»Ach, Mist, so spät schon!«, fluchte Ole, als er auf die Uhr sah. »Das ist bestimmt Markus. Ich hatte vergessen, dir zu sagen, dass er mich abholen kommt. Wir wollen Squash spielen. Und das nach Bohnen mit Speck.« Er verzog das Gesicht. »Ist es okay, wenn er noch für einen Augenblick dazukommt, bis ich eingepackt habe?«
»Schon in Ordnung«, murmelte Luise und schnitt eine Grimasse, allerdings erst, als sie zur Tür ging und Ole den Rücken zugewandt hatte. Eigentlich hatte sie auf noch etwas mehr Zeit mit ihm gehofft.
»Schön hast du's hier«, sagte Markus, als er nach ein paar höflichen BegrüÃungssätzen, die Luise ohne groÃe Erwiderung lieÃ, in die Küche trat und sich umsah. »Nussbaum?« Er strich mit der Hand über die Arbeitsplatte.
Luise nickte. Am liebsten hätte sie jedoch Finger weg! gerufen. Vielleicht war es albern, aber sie fand, dass ihre Arbeitsplatte niemand streicheln durfte, dem sie das nicht ausdrücklich erlaubt hatte. Immerhin war es ihre Küche.
Interessiert öffnete er eine der Schubladen ein kleines Stück weit und lieà sie langsam wieder zugleiten. »Gute Arbeit. Satter Sound.« Er nickte anerkennend. »Und diese Farben. Du hast wirklich Geschmack. Dir fehlt nur noch eine Kitchen Aid in Pink.«
»Mir fehlt gar nichts«, erwiderte Luise frostig.
Er runzelte die Stirn und sah sie an. »Nicht? Na dann: Herzlichen Glückwunsch! Das können nicht viele von sich behaupten.« Er hängte seine Jacke über einen Stuhl und nahm Platz.
»Setz dich doch«, sagte sie mit einer Prise Zynismus, als er sich bereits zurückgelehnt hatte und den Schwung der Stuhllehne testete. Ihre Augen übten sich in artistischem Messerwurf. Seinen Kommentar konnte sie nicht anders deuten als eine verkappte Anspielung auf ihren Zustand an Weihnachten. Sie trug es ihm nach, dass er sie im Imbiss am Bahnhof so desolat und verletzlich gesehen hatte. »Kaffee?«, fragte sie, eher routiniert als höflich.
»Gern.«
»Milch?«
»Ja.«
»Aufgeschäumt?«
»Wenn es dir nicht zu viel Mühe macht.«
Sie stellte ihm den Kaffee hin. Nicht in einem der schönen, handbemalten Bols aus Frankreich, in dem Ole seinen Kaffee bekommen hatte, sondern in einer kleinen Tasse mit Henkel. Bei Luise gab es nämlich eine geheime Geschirr-Hierarchie, und in der rangierten kleine Tassen mit Henkel ziemlich weit hinten.
Mit Blick auf seinen Kaffee zog Markus kaum merklich die Augenbrauen hoch. »Darf ich?«, fragte er dann und deutete auf den Streuer, den Luise neben Oles Kaffeeschale gestellt hatte.
Ole schob Markus den Zimtzucker hinüber und dazu die Schale mit den Cantuccini, die Luise zum Nachtisch serviert hatte. »Die musst du unbedingt probieren«, meinte er begeistert. »Luise macht die
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