Essen mit Freunden - Roman
danke für die Empfehlung«, sagte sie.
»Heute habe ich einen wunderbaren Kräuterquark. Ganz neue Mischung.« Er wedelte einladend mit einem kleinen Löffel.
»Nachher vielleicht. Jetzt bin ich verabredet.«
»Na, komm schon, den musst du unbedingt probieren. Der ist wirklich gut. Und nachher kommst du mit deiner Verabredung vorbei, und ihr kauft beide was.« Er zwinkerte und reichte ihr das mit Quark gefüllte Löffelchen zur Probe.
Sie kostete, nickte und sagte lachend: »Ja, gut, überredet. Wir kommen. Bis später dann.«
Seit sie nicht mehr morgens um neun bei Frau Berg am Schreibtisch sitzen musste, kamen ihr solche Tage wie ein unverdientes Geschenk vor. Auf den Markt zu gehen ist auch Arbeit, vergiss das nicht! SchlieÃlich bist du jetzt Köchin , sagte Anne, wenn Luise ihr gestand, dass sie manchmal fürchtete, bestraft zu werden für Momente wie diesen, in denen sie gedankenlos glücklich war. Arbeit darf Spaà machen , sagte auch Sybille, wenn Luise ihr verschämt von ihrer Freude am tagelangen Kochbuchlesen erzählte. Vergiss nicht: jedes Essen ist Recherche , erinnerte sie Thorben, wenn er sich in seiner Mittagspause spontan mit ihr verabreden wollte. Also wird das jetzt mein erstes Geschäftsfrühstück sein, dachte sie, als sie Natascha hinter der Fensterscheibe des Cafés entdeckte und ihrer Informantin in puncto lateinamerikanische Küche zuwinkte.
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»Es braucht kein aufwändiges Essen zu werden, meinte Marek. Ich soll nur eine gute Grundlage schaffen für die Getränke«, sagte Luise und sah in vier überraschte Gesichter. »Nichts GroÃes also. Es wird eher das Einstandsgelage für
Mareks neuen Kompagnon. Und der hat ein Faible für Mexiko.«
Natascha, die an diesem Abend die übliche Runde ergänzte, lieà ihren Blick über die Tafel schweifen. »Es sieht wahnsinnig lecker aus«, sagte sie anerkennend.
»Wie lecker es ist, wird sich zeigen«, murmelte Thorben und schaute skeptisch auf den Truthahn in SchokoladensoÃe mit Chilis.
»Solange es nachher genügend Tequila gibt, ist mir alles recht«, verkündete Sybille. »Ich muss euch nämlich erzählen, wen ich kennengelernt habe.«
Anne verdrehte die Augen und bat Luise: »Sagst du bitte noch, was das alles ist, bevor Sybille loslegt.«
Luise nickte und begann: »Das ist Nationalflaggenreis.« Sie deutete auf eine Schüssel mit Reis in Grün, Weià und Rot, dann auf einen Servierteller mit zusammengerollten und gefüllten Fladen, die mit Sauce, saurer Sahne und Käse bedeckt waren. »Und das sind Enchiladas TapatÃas.«
»Tortillas mit Hühnerbrust und Chili«, übersetzte Natascha.
»Dies sind Tacos de Camarones und das Bohnen und Rindfleisch nach Maurerart.« Neben der Garnelenmischung für die Fladen stand eine Schale dicker Bohnen in Tomatensauce mit Bauchspeck und in Scheiben geschnittener Chorizo. Eine zweite Schale war mit Rindfleisch in einer dunklen Sauce gefüllt, die nach Zwiebeln und Knoblauch duftete.
»Guacamole und Tortillas«, unterbrach Sybille sie, »haben wir schon selbst erkannt. Vielleicht sollten wir jetzt endlich anstoÃen.« Sie hob ihr Glas.
»Salute!«, eröffnete Luise die Tafel. »Im Kühlschrank findet ihr noch mehr mexikanisches Bier. Zum Nachtisch gibt es mit Obstsalat gefüllte Ananas. Fangt an!«
Chilis und Geschichten lieÃen die Wangen glühen. Sybille erzählte euphorisch von ihrer neuesten Errungenschaft, einem Anwalt mit Schwerpunkt Familienrecht, Thorben berichtete kleinlaut von seiner letzten Abfuhr, die er sich von einer Auszubildenden in einer Partnerfirma eingehandelt hatte. Alle Gerichte wurden durchprobiert und ausgiebig gelobt. Nur Thorben belieà es trotz allseitigen Anfeuerns bei einem kleinen Stückchen Truthahn mit einem mehr als übersichtlichen Klacks Sauce, über deren Geschmack er sich nicht weiter äuÃerte.
»Wenn es aber eigentlich ums Trinken gehen wird, warum ist es diesem Marek dann so wichtig, dass du Essen machst?«, fragte Sybille, als sie ihren Teller zur Seite schob und zum Tequila griff.
Luise zögerte. Sie konnte es ja schlecht damit begründen, dass Svenja über ihren Liebsten gesagt hatte, Marek protze gern ein bisschen mit dem, was er alles auf die Beine stellen könne. Luise hatte das als Scherz aufgefasst, musste aber feststellen, dass es leider zum
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