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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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»Wenn wir uns beeilen, treffen wir Natascha noch im Kulturhaus-Café.«
    Â»Gut«, sagte Luise, »ich glaube, ich kann Unterstützung gebrauchen.«
    â€‚Kandierte Rosen
    Er sagte nichts, als sie vor der Tür stand, fünf nach elf, Samstagabend. Er trat wortlos zur Seite und ließ sie in die Wohnung. Anne und Natascha wollten im Auto vor seinem Haus warten, aber Luise hatte sie fortgeschickt. Vom Flur aus blickte sie auf den Balkon, wo der Wok unbenutzt im Mondschein glänzte. Dann ging sie in die Küche, ebenfalls wortlos, um auf der Arbeitsplatte eine Reihe kleiner bunter Tiefkühlbehälter vorzufinden. Sie wusste, was darin war: mariniertes Rindfleisch, blanchierte Zuckerschoten, Paprika, Möhren und Frühlingszwiebeln. Sie wollte Gewissheit. Immer noch schweigend öffnete sie den Gefrierschrank, in dem sie einige Stunden zuvor das weiße Schokoladeneis verstaut hatte. Unter einem Stapel glutenfreier Tiefkühlpizza und einem eingefrorenen Brot fand sie schließlich, wonach sie suchte: eine Plastikdose mit Kokossuppe, einen Gefrierbeutel mit Lachs, eine große Schüssel Mikrowellengeschirr, in der vermutlich das Marsalahuhn vor sich hin fror. Leise schloss sie den Gefrierschrank und sah ihn an.
    Â»Warum?« war das Einzige, was sie herausbekam.
    Â»Lass uns auf den Balkon gehen«, sagte er und nahm aus dem Kühlschrank die Flasche Prosecco, die er vorhin beim Kochen für sie geöffnet hatte.
    Â»Nein, danke, lieber ein Glas Wasser«, sagte sie, denn dies war nicht die Situation, in der sie mit ihm anstoßen wollte.
    Vier oder fünf Teelichter flackerten noch in den letzten Zügen und malten absurde Schatten auf Raphaels Gesicht. Er wich ihrem Blick aus und sah zu Boden.
    Â»Kannst du mir endlich sagen, was es mit dieser Geschich
te auf sich hat? Wer ist diese Frau, wegen der du das ganze Theater machst?«, fragte sie in sein Schweigen hinein.
    Endlich hob er seinen Blick, schaute ihr in die Augen, für einen kurzen Moment. So leise, dass sie zunächst dachte, sie hätte es falsch verstanden, sagte er: »Du, Luise.«
    Und langsam begannen die Worte zu fließen. Einzeln und wirr zunächst, doch dann immer zusammenhängender formten sie Sätze, Erklärungen, eine Geschichte. Die Geschichte von einem, der sich nicht traute. Dem seit dem mexikanischen Essen diese Köchin nicht mehr aus dem Kopf gegangen war. Diese Köchin, die ihm so süß und samtig vorkam wie der White Russian, den sie zusammen getrunken hatten. Sahne und Kahlua. Die Geschichte von dem, der einen Weg gesucht hatte, diese Köchin wiederzusehen. Der nicht wagte, ihr zu sagen, dass er sich für sie interessierte, und der deswegen eine Geschichte erfand. Die erste, der eine ganze Reihe Geschichten folgen sollte.
    Â»Aber warum hast du mich nicht einfach eingeladen? Ins Kino, zum Kaffeetrinken?« Sie verstand es nicht.
    Â»Weil du mich so beeindruckt hast. Du bist selbstbewusst, siehst gut aus, hast Humor. Du stehst mit beiden Beinen im Leben. Ich habe geglaubt, dass du dich nicht für jemanden wie mich interessierst. Zu langweilig, zu bieder. Dann dachte ich, wenn ich dich buche, würdest du auf jeden Fall zusagen. Und dann hätte ich endlich die Möglichkeit, dir näherzukommen.«
    Â»Aber du bist mir nicht nähergekommen. Keinen einzigen Schritt.«
    Â»Weil du so mit dem Essen beschäftigt warst. Weil du so versessen darauf warst, dass ich Erfolg bei der Frau habe. Dabei wollte ich nur Erfolg bei dir.«
    Â»Und deshalb hast du mich die ganze Zeit belogen?«
    Sie brauchte keine Antwort. Die Antwort lag in seiner Gefriertruhe, abgepackt in bunten Plastikdosen.
    Â»Und warum hast du die Sachen nicht gegessen, wenn du mich für eine so beeindruckende Köchin hältst?«
    Â»Weil ich eine Allergie gegen Zitrusfrüchte habe.«
    Sie nickte. Der Limettensaft in der Kokossuppe, die Orangen im Marsalahuhn und die Grapefruitmousse.
    Â»Und weil ich keinen Fisch mag.«
    Â»Aber warum hast du das nicht vorher gesagt?«
    Â»Weil du wissen wolltest, was diese Frau mag, und weil ich keine Antwort wusste. Schließlich warst du ja diese Frau. Darum habe ich dich entscheiden lassen und nichts gesagt.«
    Â»Warst du gegen den Schokoladenkuchen auch allergisch, oder hast du wenigstens den gegessen?«
    Â»Den habe ich mitgenommen zu Svenja. Sie hatte mich am nächsten Tag zum Frühstück

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