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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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jeder Sekunde. Er spürte die
Auswirkungen der Stresshormone, die sein Körper ausschüttete und biss die Zähne
aufeinander. Natürlich gab es einen Grund, weshalb er so überempfindlich
reagierte, wenn es um Nikas Sicherheit ging: er hatte ein Menschenleben
geopfert, damit sie am Leben blieb. Optimalerweise für eine möglichst lange
Zeitspanne am Leben, verflucht noch mal!
    „Ist das ihre Entscheidung?“, fragte er nach einer
Weile und vollkommen gegen seinen Willen.
    „Wessen sonst?“ Tristan mustere ihn. „Und seit wann
kümmern dich Nikkis Probleme?“
    „Ich habe sie geküsst.“
    Tristan sah von seinen Blutproben auf und begann zu
grinsen.
    „Ein Wunder, dass du es am Ende geschnallt hast,
Mann.“
    „Was geschnallt?“ Daniel runzelte die Stirn.
    Tristan stoppte die Zentrifuge und entnahm die
Röhrchen. Er fing an, das Plasma daraus umzufüllen.
    „Sie vergöttert dich, seit sie denken kann, du
Blindfisch. Du hast Glück, dass sie die ganze Zeit über gewartet hat.“
     
    Tristans Kommentar löste in Daniel nicht das aus, was
er sollte. Vielmehr verursachte die gut gemeinte Info rmation ein eher ungutes
Gefühl.
    „Wovon redest du, Tristan?“
    „Du hast echt keine Ahnung, oder? Sag mal, wann bist
du eigentlich ins Koma gefallen? Nikki würde dir Blumen vor die Füße streuen,
wenn du ihr den Gefallen tätest, auf ein Podest zu steigen.“
    Daniels Unbehagen wuchs. Schwitzige Hände, Herzrasen…
Noch mehr Katecholamine? Offensichtlich war es nicht ausschließlich die Sorge
um Nikas Sicherheit, die seine Biochemie durcheinander brachte. Daniel wusste
sehr wohl, für welche Art von Zustand seine Symptome signifikant waren. Er
schüttelte unwillkürlich den Kopf.
    „Ich… was… ach! Und du hast das gemerkt! Erstaunlich
sensibel für jemanden, der sonst eher dickfellig ist.“
    Tristan blieb gelassen.
    „Strohkopf“, bemerkte er nur, während er nach einem
Stift griff und die Reagenzgläser mit Daniels Blutplasma beschriftete. „Versau
das nicht.“
    Daniel senkte den Kopf und zwang sich, einige Male
durchzuatmen, bevor der seinen Mund erneut öffnete. Wenn er Tristan jetzt anfuhr,
würde er es nur bedauern.
    „Sie himmelt mich also an“, stellte er schließlich
fest. Jedes einzelne Wort begrub ihn unter einer eigenen Schicht aus
Frustration. „Sie glorifiziert mich. Sie ist blind.“
    „Ja, Mann. Jetzt hast du es kapiert.“
    „Seit wann?“
    Tristan zuckte die Schultern.
    „Schon ewig.“
    „Wieso hat sie nie etwas gesagt?“
    Tristan stöhnte auf. Er holte aus und warf seinen
Stift nach ihm. Es gelang Daniel nur mit Mühe, das Geschoss abzufangen, bevor
es seine Stirn traf.
    „Weil du sie nie auch nur mit dem Arsch angeguckt
hast, du Blödmann. Spiel nicht herum, Daniel, du bedeutest ihr was.“
    „Nicht mehr lange, fürchte ich.“
    „Quatsch. Dazu müsstest du in einem wirklich
nennenswerten Ausmaß Scheiße fabrizieren.“
    „Schon geschehen, Tristan.“
    Sein Bruder runzelte die Stirn.
    „Was hast du gemacht?“ Jetzt schon.
    „Ich habe ihre Freundin getötet. In Paris.“
    „Was? Mach keine Witze, Mann…“ Tristan verstummte.
Vermutlich, weil Daniels Miene seinen Gefühlszustand spiegelte. „Scheiße. Okay.
Das ist ziemlich krass für einen Warmduscher wie dich, aber ich kann mir
ungefähr vorstellen, weshalb es so weit gekommen ist. Was sagt sie dazu?“
    Daniel lachte auf, dabei war er gar nicht glücklich.
Überhaupt nicht. Über gar nichts.
    „Sie sagt, sie kann damit leben.“
    „Wow.“ Tristan konnte es auch kaum glauben. Aber er
nickte. „Weshalb also die Trauermiene?“
    Daniel sparte sich die Antwort.
    War er tatsächlich so am Ende? So bemitleidenswert,
dass Tristan herüberkommen und sich zu ihm setzen musste?
    „Willst du nicht die Essenz aus meinem Plasma
extrahieren?“
    „Hat Zeit, Mann.“
    Daniel rutschte von der Tischplatte, aber Tristan
griff nach seinem Arm, bevor er sich dematerialisieren konnte.
    „Hey,… vielleicht ist Nika nachsichtiger als du, wenn
es um die Fehler und Schwächen der Anderen geht. Vielleicht sogar dann, wenn
die erste Verliebtheit vorbei ist.“
     
     
    lonelyangel kicherte in ihr Notebook. War ihr doch
eine Einladung ins Haus geflattert, die erfreulicherweise ihr Abendprogramm
bereichern würde: ihre Durchlaucht, Julian, der Selbsternannte, lud zu einer
Versammlung ein.
    Das kam nicht unerwartet.
    Den Anlass nannte der alte Exzentriker zwar nicht,
aber lonelyangel wusste ja, worum es ging. Sie hatte damit gerechnet,

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