Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
flehen. Tapferkeit, in dieser letzten Minute seines Lebens, war alles, was ihm blieb. Er würde den Dämonen nicht zeigen, dass sie ihn besiegt hatten. Die Stärke der gehobenen Macht, der guten Seite, galt es auch jetzt zu wahren, auch wenn seine Schreie ohnehin niemand hören würde. Er vergrub seine Finger in den hölzernen Armlehnen, an die er gefesselt war. Er wollte sich nichts anmerken lassen, doch als Balthasar seinen Mund öffnete und ihm das bisschen Energie entnahm, dass er noch in sich trug, stieß er einen markerschütternden Schrei aus. Einen Schrei des Todes, der ihn beben ließ und solange andauerte, bis auch der letzte Funken Leben aus ihm gewichen war. Balthasar stöhnte befriedigt auf. Ein Klatschen des Beifalls, warf ihn schlagartig aus seiner Erregung.
„Ein ganz besonderer Happen. Hab ich recht, mein Bruder?!“
Venda hatte seine Mahlzeit von der Tür aus beobachtet. Sie hatte sich an dem Treiben ergötzt und trat nun mit ausdruckslosem Gesicht an ihn heran. Dann legte sie ihre Hand auf seinen Schopf, der nun, nachdem er die Engelsenergie ganz in sich aufgenommen hatte, gefestigter war. Sie grunzte angetan, als sie bei ihm auf eine harte Masse stieß. Genussvoll legte er seinen Kopf in den Nacken und schnurrte dabei wie ein sanftes Kätzchen.
„Und nun, beschaffe mir den anderen, den früheren Engel.“ Einer ihrer abgehackten Befehle an ihren Bruder, von dem sie wusste, dass er ihm Folge leisten würde.
„Ich mag ihn!“, hauchte sie.
„Diesen Vampir, Ciprian. Ich will ihn!“
Wie eine Viper auf Beutezug klemmte sie ihre Zungenspitze zwischen die Schneidezähne. Der Gedanke an den gefallenen Engel weckte ihren weiblichen Jagdtrieb. Sie musste ihn haben. Viel zu lange wartete sie schon auf jemanden wie ihn.
Wie schön die Stadt doch aussah, in einer sternenklaren Nacht. Die Lichter strahlten und erfüllten das bunte Stilgemisch des Panoramas, mit einer Sehnsucht, die jeden, der es einmal gesehen hatte, beflügelte und sich tief in das Innerste des Herzens einbrannte. Die neurumänischen Villen, die sich zwischen den kleinen Bauernhäusern erhoben, wirkten wie die tapferen Krieger dieser Stadt. Orientalische und italienische Baustile waren miteinander verknüpft und drückten Bukarest seinen unvergleichlichen Stempel auf.
Ein jeder, der sie einmal des Nachts gesehen hatte, wollte sie auch ein zweites Mal erblicken. Es war wie eine Sucht. Ja, Bukarest hatte etwas Magisches an sich. Etwas, an das man denken musste, auch wenn man noch so weit von der Stadt entfernt war.
Maira streifte durch die einsamen Straßen und wusste Breda hinter sich. Immer noch hielt sie ihn auf Abstand. Auch wenn ihre Gefühle, ihr den ständigen Drang vermittelten ihm nahe sein zu wollen; ihn zu berühren. Sie kämpfte dagegen an, so gut sie konnte. Noch funktionierte der Teil in ihr, der dem Verstand die Oberhand gewährte, aber sie war sich nicht sicher, wie lange das noch so sein würde. Das Herz bahnte sich seinen Weg und veranlasste sie einmal mehr dazu, sich nach ihm umzudrehen, auch wenn sie rasch wieder kehrtmachte. Jedes Mal wenn sie sich so flink und flüchtig zu ihm umwandte, blickte er zu ihr auf. In seinen Augen verbarg er, ganz unverblümt, die Frage, was sie damit bezwecken wollte. Er jagte sie nicht, er gab ihr nicht länger das Gefühl, das er sie benutzte. Nichts dergleichen. Seit sie zu Burma aufgebrochen waren, hatte er die Electio mit keinem Wort erwähnt. Seine Haltung, den Kopf gesenkt, die Hände in den Hosentaschen vergraben, ließen darauf schließen, dass er sich überhaupt nicht mehr dafür interessierte. Burmas Ablehnung für seinen Fall, hatte ihn betrübt. Er sah aus, als hätte er jeglichen Mut verloren. Maira überkam so etwas wie ein schlechtes Gewissen und sie musste zugeben, dass, sollte er all das ernst gemeint haben, sie beide in einer schwierigen Lage waren. Im Gegensatz zu ihm, hatte sie jedoch ein paar Antworten bekommen und, auch wenn es nur eine geringe Menge war, von der Burma erzählt hatte, konnte sie dennoch hoffen. Die Zuversicht zu haben, dass sie sich vielleicht lebend und ohne sich mit der Schande der falschen Entscheidung zu plagen, wiederfinden würde, wenn all das vorbei war, schenkte ihr Mut. Und diesen, konnte sie in Breda nicht mehr erkennen.
Sie kannte nun einen wichtigen Teil seiner Geschichte und es war ihr, als hätte er sich ihr offenbart. Zumindest etwas von sich. Aber es war etwas, dass zweifellos ehrlich war und sie fand sich selbst
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