Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
ertappt, wie sie dabei war, ihm zu vergeben, dass er sie zu Anfang belogen hatte. Vielleicht gab es für Dämonen wirklich nur diesen einen, vorgeschriebenen Weg und es war nicht seine Entscheidung gewesen, diesen zu gehen. Womöglich war er nur zufällig hineingeraten in diese Verwicklung mit ihr und den beiden Mächten. Dann, so dachte sie, hatten sie beide tatsächlich etwas Prägnantes miteinander gemein.
Maira wollte gelassen wirken, als Breda sie bis auf die Veranda begleitete.
Dankend nickte sie ihm zu, als er auf dem Absatz kehrt machte, die Hände immer noch tief in seinen Hosentaschen vergraben. Er wirkte so niedergeschlagen, dass Maira es nicht über das Herz brachte einfach hinein zu gehen. Ein langes unbehagliches Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Beide verharrten an Ort und Stelle, versunken in die Gedanken aneinander, zu unsicher, um den ersten Schritt zu wagen. Es schien undenkbar, einfach auf den anderen zuzugehen.
Breda wartete geduldig, bis sie endlich die Haustür öffnen würde und ihn, mit seinen Gedanken alleine zurück ließ, in dieser sonderbaren Nacht. Doch sie stand unverwandt da, hin und hergerissen zwischen dem Wunsch ihn in ihre Arme zu nehmen und dem, was ihr der Verstand riet. Sie hätte ihn ziehen lassen sollen. Sie hätte sich umdrehen sollen und ihn vergessen, aber ihre Füße hatten urplötzlich eine Eigendynamik entwickelt und liefen haltlos auf ihn zu. Maira verstand nicht, wie ihr geschah, als sie sich auf einmal direkt vor ihm befand. So nah, dass sie hören konnte, wie er atmete. Schnelle und tiefe Züge strömten in seinen leicht geöffneten Mund. Langsam ließ er die Luft zwischen seinen gespitzten Lippen entweichen. Er war aufgeregt. Aufmerksam blickte er in ihre Augen, die ihn so unverhohlen ansahen. Er streichelte ihre Wange und zog sie in seine Arme, denn er hatte insgeheim darauf gehofft, dass sie zu ihm kommen würde. Sie verharrten in einer tröstlichen, intensiven Umarmung, die von beiden gleichermaßen gehalten wurde.
„Ich bin nicht gut im Gefühle zeigen“, gestand er.
Kurz senkte Maira ihren Blick, um sogleich mit einem grazilen Wimpernaufschlag zurückzukehren.
„Haben Dämonen denn überhaupt Gefühle?“
Sie sah in seine wunderschönen Augen, die voller Aufrichtigkeit zu ihr hinunter blickten.
„Ich schon“, gab er ihr knapp zur Antwort und sie glaubte ihm. Sie gab sich dem hin, was das Herz ihr befehligte, denn sie fühlte, dass seine Aussage zutiefst ehrlich war. Sie hatte nicht gewusst, wie sehr sie sich gewünscht hatte, dies von ihm zu hören. Wie sehr sie sich danach gesehnt hatte, ihn endlich zu halten und seine starken Arme um sich geschlungen zu spüren. Es war unvergleichlich, nach all dem, endlich seine warmen Lippen auf den ihren zu wissen. Nun da Breda sie gänzlich an sich zog und sie mit seiner ganzen Hingabe innig küsste ergab alles für sie einen Sinn. Sie ließ sich fallen. In seinen Armen fühlte sie sich sicher. Er hielt sie fest und schenkte ihr für diesen einen Augenblick das Gefühl, als würde alles um sie herum stillstehen.
Sein glühender Kuss vibrierte noch lange in ihr, wie ein sanftes Echo. Sie atmete erregt aus, als sein weicher Mund neckend über ihren Hals glitt. Das Bedürfnis nach mehr, zwang sie beinahe in die Knie. Seine Hände streiften lustvoll ihre Taille auf und ab. Sie spürte sein Verlangen und auch ihres konnte sie kaum mehr zurückhalten, aber es war zu früh. Noch hatte sie ihre Entscheidung für eine Seite nicht getroffen und es wäre töricht, eine vielleicht unüberlegte Wahl zu besiegeln, nur weil sie nicht imstande war ihm zu widerstehen.
„Ich kann nicht“, hauchte sie und zwang sich dabei glaubwürdig zu erscheinen. Dann löste sie sich von seinen Liebkosungen.
Er nickte sanft lächelnd und zeigte ihr damit, dass er Verständnis dafür aufbrachte, dass sie ihn heute abgewiesen hatte. Zärtlich küsste er zum Abschied ihre Hand, dann blickte er ihr nach, wie sie sich allmählich von ihm entfernte. Während er sich langsam umdrehte, um seinen Weg zu gehen, riss er sich das Silberamulett vom Hals. Einen kurzen Moment lang, betrachtete er es in seiner ausgebreiteten Hand. Der blutrote Stein flackerte für den Bruchteil einer Sekunde auf, dann warf er es kraftvoll zu Boden, sodass es mit einem dumpfen Knall zerbrach und trist und unbrauchbar zurückblieb. Er steckte es in seine Tasche. Er würde nicht eher Ruhe finden, bis es sich auf dem Grund des Sees von Herastrau befand. Es war
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