Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
ein gutes Gefühl. Er spürte, wie ihn eine ungeahnte Freiheit durchdrang. Für ihn war es, als hätte er sich bereits von den Dämonen gelöst. Er war keiner mehr von ihnen. Jenes Leben war für ihn endgültig vorbei.
Isseltz flog auf Mairas Schulter, während sie in der Haustür verschwand. Der Vogel hatte alles geduldig vom Dach aus beobachtet.
Mittlerweile hatte sie tatsächlich etwas übrig für dieses Tier, in dem sich die Geister der vergangenen Schlüssel befanden. Isseltz war ihr nicht unheimlich, sie war ihr nicht fremd. Nichts stand ihr in diesem Moment, der Unentschlossenheit, näher als sie.
Maira betrat den dunklen Flur. Durch den Türspalt drang ein wenig Licht aus der Küche hinein. Sie öffnete vorsichtig und blickte schließlich Andash direkt ins Gesicht, der bei dem spärlichen Licht, einer fast abgebrannten Kerze, mit erschütterter Miene am Tisch saß.
„Wir haben ein Problem“, sagte er.
Maira erstarrte, als jemand urplötzlich, hinter Andash, aus den Schatten trat.
Nun musste sie sich ihren schlimmsten Gedanken stellen, denn diese waren soeben grausame Realität geworden.
Fassungslos sah sie zu dem Mann, der ihr nun gegenüberstand. Bitterkeit machte sich in ihr breit. Ihr war hundeelend zumute. Mit dunklen Ringen unter den Augen und einer fast durchscheinenden blassen Haut stand Ciprian vor ihr. Das Gesicht so ernst und finster, dass sie ihn beinahe nicht erkannt hätte. Nur mit Mühe gewann sie ihre Stimme zurück und schließlich brach es aus ihr heraus:
„Was hast du nur getan, Ciprian?“
Regungslos verharrte er. Er war nicht mehr derselbe, das hatte sie sofort bemerkt. Das Liebliche in seinen Augen war unwiederbringlich verschwunden.
Sollte seine Seele nun wirklich verloren sein? Warum in drei Teufels Namen war er nicht in den Himmel zurückgekehrt und hatte versucht seine Seele zu retten? Sie hasste ihn dafür, dass er so dumm gewesen war. Mit aller Gewalt versuchte sie ihre Wut herunter zu schlucken, aber es ging nicht. Haltlos stürmte sie auf ihn zu und hämmerte wie wild gegen seine Brust. Die nun, da er ein Vampir war, hart wie Stein, jedem ihrer Schläge standhielt. Er wankte nicht einmal.
„Jetzt ist es genug!“, schrie er und packte sie mit beiden Händen. Mühelos schleuderte er sie von sich und warf sie unachtsam zu Boden. Dort krümmte sie sich zusammen und brach in Tränen aus.
„Du gehst jetzt besser“, sagte Andash zu Ciprian, der mit bösem Blick auf Maira starrte, die kläglich weinte. Die Gewissheit in ihrem Herzen, dass ihr Ciprian, niemals mehr wiederkommen würde, ließ sie verzweifeln.
Er verschwand mit all der Schnelligkeit, mit der sich ein Vampir fortbewegen konnte. Keinen Windhauch, kein Geräusch verursachte sein Fortgehen, nur das schmerzende Gefühl der Fassungslosigkeit, der Unabänderlichkeit in Maira, blieb zurück. In ihr und auch in Andash. Vorsichtig umfasste Andash Maira. Er hob sie hoch und trug sie ins Wohnzimmer. Auf der Couch deckte er sie zu, dann strich er ihr sanft über das Haar.
„Warum hat er das getan?“ Maira brachte immer noch kaum ein Wort hervor.
„Ich weiß es nicht“, entgegnete Andash. „Aber vielleicht war seine Verwandlung schon zu weit fortgeschritten, als er von deinem Blut getrunken hat und er konnte es nicht mehr kontrollieren.“
Schockiert schlug Maira die Hand vor ihren Mund. „Was hat er dann noch hier gewollt?“
Andash räusperte sich.
„Vermutlich ist der Engel in ihm noch vorhanden, irgendwo. Er wird ihn her gesteuert haben. Allerdings wusste der Vampir in ihm nicht, was er hier machen sollte. Er ist noch nicht ganz gefestigt. Verunsichert ist er auf der Suche nach dem richtigen Weg.“
Mairas Blick schweifte ab. Wieder fand sie die Schuld an Ciprians Verwandlung bei sich selbst. Sie verabscheute sich und das, was sie denen antat, die ihr nah standen. Wäre sie doch niemals geboren worden. Wäre doch jemand anderes der Schlüssel. Warum in Gottes Namen war gerade ihr diese Bürde auferlegt worden? Sie wollte das alles nicht. Sie brauchte es nicht. Die Wut über sich selbst hämmerte in ihrem Kopf und erinnerte sie einmal mehr an die Bilder, die sie von Soldan erhalten hatte. Tausend Gedanken strömten durch sie hindurch. Das Pentagramm brannte auf ihrer Haut, sodass sie es, unter Schmerzen, aus ihrem Shirt zog und erschrocken in ihrer Hand betrachtete. Sofort hörte das Metall auf zu glühen.
„Maira, weißt du eigentlich was du da um den Hals trägst?“, murmelte Andash und
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