Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Kamin den Flammen ergeben hatten. Die Nacht war so schnell hereingebrochen, dass Castiel es nicht einmal bemerkt hatte. Seine Hände schmerzten. Die engen Ketten, welche mit eisernen Dornen bestückt waren, schnitten in sein Fleisch und drangen, durch die kläglichen Versuche, sich von ihnen zu befreien, nur immer tiefer durch seine Haut. Völlig entkräftet hob er seinen Kopf. Nur schemenhaft nahm er seine Umgebung wahr. Die kräftigen Hiebe Soldans hatten ihm schwerste Verletzungen zugefügt, die selbst für jemanden wie ihn lebensbedrohlich waren.
Mittlerweile hatte er aufgehört die Dämonen um eine Antwort auf die Frage zu bitten, wie sie ihn gefunden hatten. Er, der nicht einmal zwei Tage auf der Erde gewesen war und es nicht auch nur in die Nähe des Schlüssels geschafft hatte. Wie hatten sie ihn aufspüren können, so kurz nach seinem Erscheinen auf dieser Welt? Es hieß, dass beide Wesen, Engel, als auch Dämonen, die erste Zeit, vor ihrem Gegenstück unsichtbar wären. Dies nannte man die Zeit der Nonpräsenz. Eine Art Vorsprung voreinander, der vor vielen tausend Jahren, von der großen Mutter bestimmt worden war, um den Menschen die Möglichkeit zu geben sich für einen von ihnen zu entscheiden und damit gleichzeitig den anderen an ihn zu verraten. Dea überwachte jenes Hin und Her mit Argusaugen und beobachtete die Auswirkungen ihrer Handlungen mit großem Interesse. Die Versuchung durch die Boten der Mächte war ein weiteres Puzzleteil in ihrem Plan, die Menschen zum Lernen zu bewegen. Sie wusste, dass sich Engel und Dämonen bekämpften, sobald sie einander erkannt hatten. Eine Tatsache, die nur in der unausweichlichen Nähe zum Schlüssel nicht galt. Denn hier existierte das Verbot zum Kampf. Das Töten des auserwählten Dämons und des Engels, war strikt untersagt und wurde mit der Schlimmsten aller Strafen getadelt. Dem Verglühen im Morgenstern. Dies war ein runder, mit Spiegeln ausgelegter Käfig. In dessen Mitte sich ein Diamant, von einer solchen Lichtbrechung befand, dass er jeden, der sich im Innern des Käfigs aufhielt, sofort verglühte. Jeder Bote hatte Furcht jener Strafe zu unterliegen und würde sich niemals freiwillig der Gefahr die durch den Morgenstern ausging aussetzen. Wie also konnte es sein, das Castiel so ohne jeglichen Schutz war, das die Dämonen über ihn herfielen, wie räudige Hunde? Warum konnte Balthasar ihm das Leben aussaugen, ihn auf diese qualvolle Weise umbringen? Ganz langsam raffte er ihn dahin, um möglichst lange von der Engelsstärke zu zehren. Balthasar labte sich an Castiel, wie von einem geräucherten Schinken. Alle paar Stunden zapfte er ein wenig mehr von dessen Lebensenergie ab. Es war ein grausames Schauspiel.
Die Lebenskraft eines mächtigen Wesens füllte sich teilweise wieder auf, aber irgendwann war auch sie aufgebraucht und der Engel, wie in diesem Fall, würde als leblose Hülle zurückbleiben. Mit einer unvorstellbaren Leere in seiner Seele. Sie würde nicht stark genug sein aufzusteigen, um in den Himmel, aus dem sie einst geschickt wurde, zurückzukehren.
Er wollte die Augen schließen, sich dem sengenden Blick verweigern, der förmlich auf ihm brannte. Balthasar war direkt vor ihm. Seinen unverkennbaren, stinkenden Atem spürte er auf seinem Gesicht. Was blieb ihm jetzt noch? Er konnte ihm nicht mehr entkommen. Es war zu spät, nichts würde ihn mehr retten können. Viel schlimmer, als die Gewissheit darüber, für immer ausgelöscht zu werden, war der Umstand, dass es nur einen gab, dem er seine missliche Lage verdankte. Es war nur möglich, dass die Dämonen ihn derart ausmerzen konnten, wenn der Engel, der eigentlich den Schlüssel für sich gewinnen sollte, noch immer auf der Erde war. Er musste ihnen von dem Aufenthaltsort des anderen, neuen Engels berichtet haben.
Aber warum sollte ein so reines Wesen, jemanden seiner eigenen Art, an die Dämonen verkaufen? Ein Engel war gut und immer treu ergeben. Lügen und Intrigen waren allein den Dämonen vorbehalten. Was also würde einen Engel dazu bewegen, sich auf niedere Triebe, wie Hass oder Eifersucht herabzulassen? Es gab keine Möglichkeit für einen Boten des Himmels jene Triebe auszuleben, denn sie existierten für ihn nicht einmal. Es sei denn, seine Seele wäre befleckt. Verschmutzt durch unreine Gifte, die vor niemandem Halt machten. Gifte wie die eines Vampirs.
Castiel biss die Zähne so fest zusammen, das sie ihm beinahe zersprangen. Er wollte nicht schreien, er wollte nicht
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