Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
als würde sich die Nebelbank direkt vor ihr verschieben und plötzlich erblickte sie mehrere unscharfe Gestalten, die auf seltsame Weise mit ihrer Umgebung verschmolzen waren. Sie tuschelten untereinander und beäugten Maira neugierig. Sie wich zurück, aber die Wesen befanden sich zu allen Seiten. Sie bildeten einen dichten Kreis, der sie wie ein Kokon umschloss.
Sie schluckte. „Wer seid ihr?“, fragte sie, aber die Wesen schienen sie nicht zu verstehen. Sie umkreisten sie weiter und zeigten mit ihren langen, dünnen Fingern auf sie, als wäre sie ein seltenes Tier. Plötzlich trat eines von ihnen an sie heran. Es pustete sanft seinen eisigen Atem auf sie nieder. Gleich darauf lichtete sich der Nebel vor ihr und sie fand sich in einer fremden Zeit wieder. Eine Zeit, die längst vergangen war. Sie erblickte eine schöne Frau, die weinend ein Kind, an eines der Nebelgeschöpfe übergab. Dann legte sie das Pentagramm in eine kleine Holzkiste und überreichte es ebenfalls dem Geschöpf. Der Nebel wirbelte um Maira herum, bis sie sich genau vor Andashs Haus wiederfand. Ein schreiendes Bündel lag dort auf seiner Veranda, ganz allein. Er öffnete die Tür und nahm das Kind zu sich. Maira kannte nun ihre Vergangenheit. So hatte es sich zugetragen. Sollte jene Frau, am Anfang, tatsächlich ihre Mutter gewesen sein? Sie hatte so wunderschön, so rein ausgesehen. So liebevoll hatte diese sie angeblickt. Warum hatte sie Maira dann fortgegeben? Ihre Augen waren voller Liebe gewesen. Maira war sich sicher, dass sie sich dabei nicht getäuscht hatte.
Dutzende, schwarze Vögel flogen an ihr vorbei und vereinten sich über ihrem Kopf zu einem Einzigen.
Die Geburtsstunde der Elster, dachte Maira, die mit einem leisen Lächeln Isseltz erkannte, welche über der Holzkiste mit dem Pentagramm wachte. Fünfhundert Jahre würde sie es hüten, bis die Zeit des Auferlebens für Maira gekommen war und sie bereit sein würde, das Erbe ihres Vaters anzunehmen. Die Geschöpfe im Nebel flüsterten ihr jene Geschichte ins Ohr. Sie umgaben sie, denn sie bestanden aus ihr. Aus der Geschichte und aus der Zeit. Es waren die Nebellichten. Mit ihnen hatte sie viele Jahre zugebracht. Sie, die Zeitlosen, hatten sie zu sich genommen und Maira, und nicht nur Caelicolas allmächtiges Pentagramm bei sich versteckt.
Der Schleier des Nebels legte sich, genauso schnell, wie er entstanden war und Maira war zurückgekehrt in diese, ihre Zeit. Mit dem Zeigefinger berührte sie das Pentagramm, um ihren Hals. Die Fingerkuppe wurde von einem leuchtenden Rot erfüllt. Als hätte ihr jemand gesagt, was sie tun sollte, fixierte sie eine Straßenlaterne, die im Gegensatz zu den anderen dunkel geblieben war, dann blies sie ihren Atem vorsichtig darüber.
Helle Funken strömten nun darauf zu. Sie glitzerten im Mondlicht und sammelten sich in der defekten Birne der Laterne, die im nächsten Moment hell aufleuchtete.
Mit nacktem Oberkörper stand Ciprian, unter dem Dachvorsprung des Hauses und zog genüsslich an der Zigarette. Ein Hochgefühl, das er sichtlich auskostete. Als er den Stummel auf den Boden warf und ihn mit seinem Schuh ausdrückte, dachte er daran, wie verteufelt gut er sich doch fühlte. Zügellos. Grenzenlos frei, um alles zu tun, was ihm sonst immer untersagt gewesen war. Dinge wie das Rauchen oder gar Sex galten unter den Engeln als eine Willensschwäche. Er belächelte diese stumpfsinnige Vorhaltung nun.
Seitdem er sich in einen Vampir verwandelt hatte, wusste er, was es bedeutete Spaß zu haben und er begriff, dass sich Spaß zum Großteil an der Schwelle des Verbotenen befand, wenn es nicht sogar jene Schwelle überstieg. Aber es gab für ihn keine Grenzen mehr. Er hatte sie durchbrochen und er fühlte nichts als Dankbarkeit für den Vampir, der ihn gebissen und ihm damit seine Freiheit geschenkt hatte.
„Wird auch allmählich Zeit, dass du kommst.“
Venda stand im Türrahmen, nur mit einem schwarzen Negligé bekleidet. Verführerisch lehnte sie sich gegen die Tür. Ihre langen Beine endeten in roten Pumps. Zweifellos versprach sie sich etwas von ihrer Aufmachung.
Ungerührt blickte Ciprian sie an. „Ich kenne die Regel und ich weiß, was du willst.“
„Ach wirklich?“ Sie näherte sich ihm geschmeidig, strich mit ihrer Hand über seinen muskulösen Bauch, dann streifte sie die Träger ihres Negligés herunter.
„Du kannst deinen Dämonenkörper wieder bedecken. Ich habe kein Interesse“, sagte er kühl. Dennoch musste er
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