Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)

Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)

Titel: Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
Vom Netzwerk:
es einfach ausprobieren. Es würde ja schließlich nur ein Versuch werden.
    Konzentriert schloss sie die Augen. Sie stellte sich vor, sie würde vor ihrem Bett stehen, direkt gegenüber von dem Spiegel, in dem sie die Geister der vorherigen Schlüssel gesehen hatte.
    Um sie herum drehte sich alles, sie glitt durch sämtliche Farben. Fremde Stimmen huschten vorbei und entfernten sich rasch wieder. Dann, plötzlich, nahm sie den vertrauten Geruch ihres Zuhauses wahr. Nach einem tiefen Atemzug öffnete sie ihre Augen schließlich wieder. Es war ein überaus gutes Gefühl. Sie fühlte sich bestätigt, als ihr eigenes Spiegelbild ihr zu nickte. Es hatte tatsächlich funktioniert. Sie hatte sich teleportiert. Unglaublich, dass ihr bloßer Gedanke ausreichte, um etwas Derartiges geschehen zu lassen. Sie war selbst ein wenig überrascht wie schnell sie sich an ihre neue Rolle und an all das, was diese mit sich brachte gewöhnt hatte. Ein merkwürdiges Gefühl der Selbstfindung stieg in ihr hoch, als würde sie sich erst jetzt wirklich kennenlernen, als hätte sie sich all die Jahre zuvor für jemanden gehalten, der nicht annähernd ihrem wahren Ich entsprochen hatte.
    Die Türklingel riss sie aus ihren Überlegungen. Sie spähte durch den Türspalt und horchte aufmerksam in den Flur hinein.
    „Die Electio steht unmittelbar bevor“, hörte sie eine Stimme, die ihr unbekannt war und eine weitere fremde Stimme reihte sich ein.
    „Wir müssen Vorbereitungen treffen, Andash.“
    Maira beobachtete, durch das Treppengeländer, wie Andash die beiden in die Küche führte und die Tür hinter ihnen schloss. Beunruhigt ging sie zurück in ihr Zimmer, aber noch, bevor sie darüber nachdenken konnte, welch unerwarteten Besuch Andash soeben eingelassen hatte, erklang eine niedliche Stimme.
    „Du musst dich entscheiden, Kleine.“
    Maira blickte sich erschrocken um.
    „Wer spricht da?“, fragte sie in den Raum hinein.
    „Hier oben.“
    Sie sah zur Decke, drehte sich währenddessen langsam herum, bis sie vor ihrem Schrank verharrte. Mit hochgezogenen Brauen räusperte sie sich, in Anlehnung an die lächerliche Vermutung darüber, wer scheinbar gerade begonnen hatte zu sprechen.
    „Mankosch?“, fragte sie und blinzelte ihrem Teddy ungläubig entgegen.
    Dieser streckte behaglich seine Tatzen aus und seufzte. „Ah, endlich darf ich mit dir reden.“
    Behutsam nahm sie ihn an sich. „Ich habe immer gewusst, dass du kein gewöhnlicher Bär bist“, murmelte sie. „Aber du hast nie ein Wort gesagt.“
    Ein wenig kritisch betrachtete sie den alten Bären. Zum ersten Mal, seitdem sie ihn hatte, hielt sie ihn aus reiner Vorsicht nur mit ihren Fingerspitzen fest.
    Er rümpfte die Nase. „Ich durfte es nicht. Ich sollte immer gut auf dich aufpassen. Als du noch ein Kind warst, hast du  mich überall mit hingenommen.
    Sie nickte schnaubend. „Ja, das stimmt.“
    „Und ich hielt stets die Augen offen, nach allem, was dir gefährlich werden konnte“, erzählte er weiter.
    „Du hast auf mich achtgegeben?“, fragte Maira und lächelte leise.
    „Immerzu!“
    Sie drückte den Bären fest an ihr Herz. „Ach, mein lieber Mankosch. Was könnte mich jetzt noch überraschen?“
    Der Bär schloss genießerisch die Augen und kuschelte sich an sie. Dann sah er mit seinen dunklen Knopfaugen zu ihr hoch. „Du weißt, wer gerade unten bei Andash ist?“
    Maira schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie und sah ihn nachdenklich an. Noch mehr beunruhigende Nachrichten würden allmählich ihre Nerven sprengen. Mankosch deutete mit seiner Tatze in Richtung Tür.
    „Es sind die beiden bedeutendsten Zauberer, die unsere Welt je gesehen hat. Merlin und Talisien.“
    Maira blickte verblüfft. „Merlin?“, wiederholte sie. „Du meinst den Zauberer aus der Artus Sage?“
    Mankosch nickte hastig. „Ja, wobei es genau genommen keine Sage ist. Es gab ihn wirklich, diesen Artus … und erst das Schwert. Excalibur! Welch‘ ein schönes Stück das doch war.“ Maira hob die Brauen hoch, während Mankosch in Erinnerungen schwelgte.
    „Also, wie gesagt“, fuhr er fort. „Keine Sage. Reine Tatsachen. Es liegt nur bereits so lange zurück, dass sich kein Mensch mehr daran erinnern kann. Nur Geschichten erzählen davon und alles was die Menschen nicht mit Beweisen belegen können, wird bei ihnen irgendwann zu einer Legende.“
    Maira lächelte. „Und, was genau hat Merlin hier zu suchen? Er und dieser Tal …“
    „Talisien“, führte Mankosch zu Ende.

Weitere Kostenlose Bücher