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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Mysti auch auf dem zweiten Mond von rechts schlafen! Ich will nur eins: daß Mutter Krötenhauch aus dem Verlies befreit wird und in ihre Hütte zurückkehren kann, wo sie hingehört.«
    Mutter nahm eine weitere Stricknadel auf und stach damit das Was-auch-immer durchs Herz. »Ich kann dir nicht helfen, Liebes. Du weißt, daß ich mich nie in die Verliese einmische. Du wirst wohl lieber mit deinem Vater sprechen wollen.«
    Nein, keineswegs.

    »Ich dachte … ich dachte, vielleicht könntest du ja für mich mit ihm darüber sprechen«, schlug ich vor. »Auf dich hört er wenigstens.«
    Mutters Lachen war so schütter wie altes Laub. »Wedwel verzeih dir, daß du so ein charmanter Lügner bist! Der Edelherr Lucius hört auf niemanden außer auf seinen Oberjagdvorsteher, seinen Oberwildvorsteher, seinen Hundevorsteher und manchmal auch auf deine Schwester Lucy.«
    »Ich wette, auf Basehart hört er auch«, grollte ich.
    »Ja, ich schätze, er würde wohl auch auf deinen Bruder hören«, stimmte Mutter zu. »Obwohl Basehart meistens nicht viel sagt. Nur wenn er hungrig ist oder wenn er etwas getötet hat. Oder wenn er etwas töten möchte.«
    Ach ja, trautes Heim! Nichts hatte sich verändert. Verdammt.
    Ich gelangte zu dem Schluß, daß Mama vielleicht recht haben könnte: Ob es mir paßte oder nicht, ich würde schon mit Paps sprechen müssen, wenn ich Mutter Krötenhauch etwas Gutes tun wollte. Also stand ich auf und ließ Scandal dabei zu Boden fallen. Für eine schlafende Katze gelang es ihm ganz schön mühelos, sich mitten im Flug umzudrehen und ohne Schwierigkeiten und Überraschung auf den Füßen zu landen.
    »Wo kann ich Paps finden, Mama?« fragte ich.
    »Hmmm. Es ist keine Essenszeit. Dann tötet er wohl gerade irgend etwas.«
    Ich begab mich hinunter zu den Stallungen, Scandal trabte mir nach.
    Paps Lieblingspferd, der schwarze Hengst Metzel, wurde gerade nach einem anstrengenden Ausritt gestriegelt. Ich sprach mit den Stallknechten, die mir mitteilten, daß Paps soeben von der Jagd zurückgekehrt sei und wahrscheinlich in den Küchen dabei helfe, die Beute abzuhäuten und auszuweiden. Ich dankte ihnen und versuchte Metzel zu tätscheln. Metzel versuchte mir die Hand abzubeißen. Nein, es hatte sich wirklich nichts verändert.
    Ich fand Paps bis zu den Knien im Blut und glücklich bis zum Abwinken. Er schwang ein riesiges Schälmesser und sang bei der Arbeit eine altüberlieferte Jägerballade: Oh, wir fanden den Hirsch, den fröhlichen, fröhlichen Hirsch; Oh, wir fanden den Hirsch so fröhlich, so fröhlich - oh! Oh, wir fanden den Hirsch, den fröhlichen, fröhlichen Hirsch, Und schössen ihn voller Pfeile am frühen Morgen - oh!

    Ich stand in der Küchentür und wartete darauf, daß er von mir Notiz nahm. Das war dumm. Sechzehn Jahre lang hatte ich schon darauf gewartet, daß er von mir Notiz nahm, doch immer noch ohne Erfolg.
    »Paps!« rief ich.
    »Eh?« Er fuhr herum und hätte dabei beinahe einen der Diener mit seinem Messer enthauptet. »Ach, du bist das. »Er wandte sich wieder dem Ausweiden toter Tiere zu.
    Ich kam in die Küche, wobei ich versuchte, den Blutpfützen auszuweichen. »Paps, wir müssen miteinander sprechen.«
    »Nein, müssen wir nicht«, sagte er.
    »Paps, bitte …«
    Diesmal fuhr er so heftig herum, daß er einem Diener ziemlich schlimm das Ohr aufschlitzte. »Jetzt hör mal zu, Kendar, ich habe dir nichts zu sagen«, knurrte er mich an.
    »Schön, dann kannst du ja zur Abwechslung auch mal zuhören«, knurrte ich zurück.
    Paps warf mir einen merkwürdigen Blick zu. Ich schätze, das war das erste Mal, daß ich ihm Widerworte gab. Aber alte Gewohnheiten sterben nur schwer, und mich zu ignorieren, war für Paps eine äußerst alte Gewohnheit. »Hmpf!
    Zuhören? Was denn? Soll ich mir deine armseligen Ausreden anhören, weshalb du als Versager nach Hause gekommen bist? Noch dazu als teurer Versager! Als deine Mutter es sich in den Kopf gesetzt hat, mein Geld damit zu vergeuden, dich wegzuschicken, damit aus dir ein Winkelhexer wird, habe ich keinen Ton gesagt. Wedwel ist mein Zeuge, daß du keinerlei Anzeichen gezeigt hast, irgend etwas aus deinem Leben zu machen, da konnte es auch ruhig die Zauberei sein, habe ich mir gedacht. Dann würdest du wenigstens lernen, deinen Mann zu stehen.«
    »Ich war noch ein kleines Kind, als ihr mich zu Meister Thengor geschickt habt!« protestierte ich. »Was hätte ich denn bis dahin schon aus meinem Leben gemacht haben sollen?«
    »Dein

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