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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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davon?«
    Scandal wollte gerade antworten, doch bevor er auch nur ein Wort herausbekam, erbebte die ganze Hütte von einer donnernden Stimme, die losdröhnte: »Davon halten? Ich halte es für eine Vergeudung besten Geldes, dich auf diese Höker-töker-Zauberer-Schule geschickt zu haben, wenn das das ganze Ergebnis ist. Das halte ich davon!«
    Ich schnitt eine Grimasse, wollte lieber nicht hinsehen, wußte aber, daß ich es früher oder später doch tun müßte.
    Vor mir stand ein schwarzes Pferd, ein wilder Hengst mit einem blaubemantelten Reiter auf dem Rücken, der doppelt so wild und doppelt so breit wie das Pferd war, auf dem er saß. Und so starrte ich hinauf, dem Verderben ins Antlitz, und zwang mich zu einem Lächeln.
    »Oh …Hallo, Paps!«

KAPITEL 22
    »Liebling, ich wünschte mir wirklich, du würdest damit aufhören, immer auf und ab zu gehen«, sagte Mutter, ohne auch nur den Blick von ihrer Strickarbeit abzuwenden. »Das macht micht nervös.«
    »Gnädige Frau, er geht doch gar nicht auf und ab«, sagte Scandal.
    »Er sitzt hier in diesem hübschen, gemütlichen Armsessel genau gegenüber, mit einem wunderschönen Kater (nämlich mir) auf seinem Schoß.«
    »Ach, wirklich?« Mutter blinzelte mit den großen blauen Augen, löste den Blick aber keine Sekunde von dem halbvollendeten Was-immer-es-war auf ihrem Schoß. »Das ist aber nett.«
    »Außerdem schmollt er.«
    »Hör auf zu schmollen, Kendar, Liebes«, sagte meine Mutter automatisch.
    Mir scheint, als sei es schon der tausendste Versuch, meine Mutter dazu zu bringen, dem, was ich zu sagen hatte, auch Aufmerksamkeit zu schenken. »Mama, bitte. Es ist ja nicht so, als würde ich etwas Unverschämtes verlangen.«
    »Nein, Liebes. Du warst immer ein aufmerksames Kind.«
    Sie hielt das Was-immer-es-war hoch. »Meinst du, ich sollte die nächste Reihe in Blau machen oder in Weiß?«
    »Diese Frau, die Paps da im Verlies eingesperrt hat, ist eine Freundin von mir. Sie hat nichts Unrechtes getan und sollte auch nicht so behandelt werden.«
    »Du weißt, daß du jederzeit deine Freunde zu Besuch mitbringen kannst, Liebling.« Mutter entschied sich und griff nach der blauen Wolle. »Ich habe nichts dagegen. Oder habe ich auch nur ein Sterbenswörtchen gesagt, als du ohne die geringste schriftliche Vorankündigung gleich mit dreien von ihnen aufgekreuzt bist, von denen einer nicht einmal ganz menschlich ist?«
    »Aber ich bitte Sie, gnädige Frau!« sagte Scandal.
    Zum ersten Mal im Laufe des Gesprächs hob Mutter den Blick und lächelte den Kater an. »Ich habe doch nicht dich gemeint, Lieber.«
    Ich atmete tief ein und ließ die Luft erst langsam wieder entweichen, bevor ich sagte: »Ich weiß ja, daß du wütend wegen Mysti bist, Mama, aber ich sage dir doch, daß es ein Versehen war.«

    Mutters Lächeln verschwand. »Leute heiraten andere Leute nicht aus Versehen.«
    »Na ja, wie du schon sagtest, Mysti kann man auch nicht so recht zu den Leuten zählen. Sie ist eine Welfie. Ich meine, war eine Welfie. Ich bin mir auch nicht so sicher, was sie jetzt ist.«
    »Jetzt ist sie jedenfalls deine Frau.« Aus dem letzten Wort hätten man getrost einen Schneeball basteln können.
    »Nein, ist sie nicht, nicht wirklich. Wir haben nicht einmal … äh …«
    Mama warf mir einen steinernen Blick zu.
    » … geküßt. Ich meine, uns umarmt. Ich meine, wir haben nicht einmal Händchen gehalten.«
    »Der lücht doch glatt wie ‘n Teppisch«, sagte Scandal mit komischem Akzent, er schlief schon fast. »Dabei war es eine so wunderschöne Zeremonie! Nicht einmal mit einer Kettensäge hätte man Braut und Bräutigam voneinander trennen können. Drei Wagenladungen zerstoßenes Eis mußten wir bestellen, um sie wieder abzukühlen.
    Dafür mußten sogar eigens Gletscher im Polargebiet abgetaut werden.«
    »Dich hat keiner gefragt!« schrie ich. »Und außerdem haben wir hier überhaupt keine Polargebiete.«
    Der Kater kuschelte sich nur noch fester in meinen Schoß und spannte die Krallen. »Psssssst, ich schlafe«, sagte er.
    »Kendar, Liebling, du bist unhöflich zu unseren Gästen«, sagte Mutter und machte sich wieder an den Angriff auf das Was-auch-immer. »Hier auf Gut Uxwutsch sind wir zwar nur ganz einfacher Landadel, aber wir sind stolz auf unseren glänzenden Ruf als Gastgeber.« »Habt ihr Kendar deswegen in das Schlafzimmer neben dem Euren und Mysti in den Turm gesperrt?« murmelte Scandal. Von wegen schlafen!
    »Hör zu, Mama, es ist mir egal, von mir aus kann

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