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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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edelsteinbesetzten Gesicht einer Meerjungfrau und dem Fischschwanzgriff. Hatte der köstliche Ansturm zärtlichster Leidenschaft der letzten Nacht sie verwandelt? Sie konnte es kaum glauben, daß Corrazos geschicktes und doch unendlich geduldiges Liebesspiel keine Spuren in ihren gewaltigen, strahlenden grünen Augen hinterlassen hatte, auf ihren vollen, großzügigen rosigen Lippen, ihren zarten, feingeschwungenen Augenbrauen, ihren üppigen, dichten schwarzen Augenwimpern, ihrer schlanken, in anmutigem Bogen nach oben führenden Nase. >Ich hätte mir niemals träumen lassen, daß ich mich einmal einem Elf so völlig hingeben könnte<, dachte sie laut, bevor sie einmal mehr in einen ganz und gar befriedigten Schlummer fiel.<«
    Ich arbeitete immer noch an dem Teil, wo Amberthral und Corrazo im Zuge des Kriegs gegen die Nektarpiraten grausam auseinandergerissen wurden, als die königliche Kutsche plötzlich anhielt.
    »Wir sind da«, verkündete Onkel Corbly. »Sieht so aus, als hätten sie Eure Nachricht erhalten, Euer Hoheit.« »Ach ja?« sagte der König zerstreut. Er musterte gerade begierig die Sauciere. Es stand außer Frage, daß er keinem von uns gestatten würde, auch nur aus dem Fenster zu sehen, bevor Amberthral und Corrazo nicht gerettet waren.
    »Ja, und ob. Da steht eine Horde kraushaariger Bauernkinder mit Körben voller Blumen, mit denen sie Euch beschmeißen wollen - ich an Eurer Stelle würde ihnen lieber aus dem Weg gehen, wenn ich mir die mürrischen Mienen so betrachte. Vorne am Gutshaus hängt ein hübsches Spruchband mit der Inschrift: >Willkommen, Tante Grativa<, wobei >Tante Grativa< durchgestrichen und durch >König Steffan< ersetzt worden ist. Unter der großen Ulme steht eine Tafel mit Erfrischungen und … einen Augenblick mal! Ja, genau, wie ich es mir schon gedacht habe: Da ist auch ein halbnackter Krieger, der gerade mit einem Dämon um sein Leben kämpft.«
    Ich drückte König Steffan die Sauciere in die Hand und platzte aus der Kutsche. Ohne meine Anwesenheit, um den Verlauf der Szene zu lenken, wurden Amberthral und Corrazo von den hämischen Nektarpiraten in kleine, mundgerechte Happen zerteilt, aber das war mir egal. Ich mußte unbedingt nachsehen, ob es stimmte, was Onkel Corbly gesagt hatte.
    Es stimmte tatsächlich.
    »Heil, o Meister Kendar!« rief Grym, ein blutiges Schwert schwenkend.

    »Wuff!« sagte der Dämon.
    »Was hat dich so lange aufgehalten?« fragte Zoltan.

KAPITEL 29
    »Unfair!« maulte Basehart. »Ich muß weg, das Universum retten, und der bleibt zu Hause und hat den ganzen Spaß für sich allein!« Er rannte von der Kutsche ins Haus, wahrscheinlich, um ein Schwert zu holen.
    »Oje, was ist das denn?« fragte der König mit einem Blick aus der geöffneten Kutschentür.
    »Ungesund«, sagte Scandal ihm. »Halten wir uns lieber fern.«
    Der König war es zufrieden, ebendies zu tun, während er den Kater an seine Brust drückte und im Innern der königlichen Kutsche verharrte, während Grym und der Dämon sich im Zuge ihres Kampfs gegenseitig über die ganze Wiese trieben. Die Klauen des Dämons rissen riesige Brocken aus dem Grasboden. Gryms Schwert bekam manchmal etwas zuviel Schwung und köpfte dabei blühende Sträucher und kleine Schößlinge. Die Luft war schwanger von den Flüchen des Barbaren, dem höllischen Gebrüll des Dämons und dem wütenden Schluchzen von Strunk, unserem Familiengärtner.
    »Grym! Fang!« schrie Mysti. Sie war aufs Dach der Kutsche geklettert, hatte Onkel Corblys Gürtelmesser gegrabscht und die Stricke, die ihren aufgerollten Teppich festhielten, durchhauen, um ihn freizulegen. Grabräuber sirrte durch die Luft.
    Ich rasselte den Zauber »Levitation kleinerer bis mittelgroßer Gegenstände« herunter und richtete ihn auf das Schwert in der Hoffnung, daß es auch die richtige Geste war, um es dorthin zu befördern, wo ich es haben wollte. Grabräuber schoß direkt in Gryms wartende Hand. Der Barbar stieß einen Triumphschrei aus, schleuderte seine geliehene Klinge beiseite und erneuerte seinen Angriff auf Zoltans Dämon.
    Diesmal hatte mein früherer Schulkamerad ein echtes Prachtexemplar heraufbeschworen. Dieser Dämon hatte alles, was dazugehörte: Schuppen, Hörner, Klauen, Krallen, gespaltene Zunge, Stachelschwanz, Fänge, giftigen Atem und Körpergeruch. Die eine Hälfte seines Gesichts bestand aus nacktem Knochen, mit einem bluttriefenden schleimig-grünen Auge; die andere war schwarzrot gestreift und hatte überhaupt kein

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