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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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rosa Schwänze.
    Und dann erlosch ich wieder - ohne jede Vorwarnung.
    »Was war das denn?« rief ich.
    »Da gibt es nur zwei Möglichkeiten, Sherlock: Entweder mexikanisches Essen oder Magik. Mein lieber Herr Gesangverein, wir sollten mal wirklich langsam loslegen, dir beizubringen, den Kram besser zu beherrschen. Das kann gefährlich werden, plötzlich den Christbaumschmuck zu spielen.«
    »Ach, werd doch nicht albern, Scandal.« Nun, da ich wußte, daß es nur meine Magik war, machte ich mir keine allzu großen Sorgen mehr. Ich fand, daß es auch nicht schlimmer war als Aufstoßen.
    Tatsächlich bemerkte ich plötzlich ein komisches, perlendes Gefühl in der Bauchgegend, das in mir den Verdacht weckte, ich könnte gleich auch noch damit zu tun bekommen. »Was soll das denn schon wirklich ausmachen?«
    Das Gesprudel in meinem Innern wurde heftiger. Ich hoffte, ich würde nicht gleich rülpsen müssen. Ich atmete tief ein, wünschte mir, ich könnte das Rülpsen und Aufstoßen einigermaßen kontrollieren.
    Manchmal bedurfte es nur eines ordentlichen Schreckens …
    Genau den bekam ich auch.
    »Yaaaaaaiiiiiiihiiiiiiiii!« Der muskulöse Schatten brach zwischen den Bäumen hervor, mitten in unser Lagerfeuer, mit blitzendem Breitschwert. »Aaaaaaiiiiiiioooooouuuuuuuu!«

    Er platzte wieder aus den glühenden Kohlen, hüpfte mal auf dem einen, mal auf dem anderen Fuß, während wir beide viel zu erschrocken waren, um uns zu rühren. Ein Lichtflackern, als die Schwertklinge sich in anmutigem Bogen hob und dicht unter meinem Kinn zum Halten kam. »Verweichlichter Stadtbewohner, blick er seinem Verderb ins Aug’!« höhnte der Schatten.
    Meine Knie wollten schon nachgeben. Da spürte ich, wie Scandal mein Bein stützte, und hörte ihn flüstern: »He, Hautgerippe, immer Haltung bewahren! Dieser miese Kunde will was von dir? Soll er doch! Du weißt doch selbst, was passiert, wenn jemand versucht, Hand an dich zu legen.«
    Flüsternd erwiderte ich: »Aber ich will niemanden umbringen …«
    »Erkühnst du dich zum Worte, Sklave?« donnerte der Schwertträger.
    »Bei Buxomia, dazu erteil’ ich dir Erlaubnis nicht. Versuch’s noch mal, so lös’ ich dir die Zung’ mit meiner Klinge Schneide wohl, trennt’
    ich dir das Haupt dabei auch noch vom Leibe. Der also schwört ist Grym der Große!«
    »Ach ja?« konterte ich. »Na, und ich bin Meister Kendar.
    Der größte Zauberer auf ganz Orbix, der Beschwörer der Feuerirrwische, Reiter auf den Winden aller Himmelsrichtungen, Beherrscher der Dämonen, König aller Hexenkünste, Hofzauberer bei Seiner Durchlauchtesten Hohheit, König Steffan von Gladderadatsch, und wenn du mich nicht in Frieden läßt …«
    »Ach, vernehm’ ich, wie du dich erdreistest, du zauberischer Windbeutel?« fragte mein Gegner und verpasste mir mit der Breitseite seiner Schwertklinge einen Hieb gegen die Schläfe. Für einen kurzen Augenblick traten massenhaft allerliebste Sterne heraus, bevor alles schwarz wurde. Meine Magik rührte keinen Finger.

KAPITEL 9
    Als ich erwachte, war ich noch nicht gestorben. Das war schon mal ein ganz guter Anfang.
    Gleichzeitig erwachte ich mit Schmerzen. Meine ganze linke Kopfhälfte fühlte sich an, als würde sie gleich abfallen, wenn ich mich zu weit vorbeugte, also blieb ich lieber liegen, wo ich war, die Augen halb geschlossen, und betete darum, daß das Pochen bald aufhören würde.
    Mir schwamm einiges vor Augen. Das erste, was ich schärfer zu betrachten vermochte, ließ mich grübeln, ob ich nicht möglicherweise doch umgebracht worden war und ob das hier nicht vielleicht die berühmte Grube der ewigen Schuld, Pein, Bestrafung und Qual sein mochte, in die Wedwel alle bösen kleinen Jungen zu verstoßen pflegte, die sich weigerten, die hübschen himmelblauen Samtkittel zu tragen, an denen ihre armen Mütter so lange gearbeitet hatten.
    Ich wünschte mir, ich hätte einen himmelblauen Samtkittel dabei.
    Ich hätte ihn dazu verwendet, meine Augen abzudecken, damit ich nicht länger mitansehen müßte, wie Grym der Große auf meinem Baumstumpf saß, den Totenschädel in der einen, sein Schwert in der anderen Hand.
    »Töten«, intonierte er, »oder nicht töten. Das ist hier die Frage. Ob’s edler im Gemüt, uns einen verweichlichten Stadthexer in Diensten zu halten, oder ihm Arme, Beine, Ohren und andre ausgesuchte Körperteile vom Leibe abzutrennen.«
    Ich schloß die Augen, doch Gryms Abbild mochte nicht weichen. Ich war so lange bewußtlos gewesen, daß die

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