Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
Vom Netzwerk:
beherrschst?
    Telepathie. Scandals Gedanken ertönten etwas blaß und unscharf, als würde er halb zu sich, halb zu mir denken. Da erwischst du mich auf der linken Pfote, Kumpel. Mein alter Mensch pflegte daran zu glauben, Katzen könnten Gedanken lesen.
    Vor allen Dingen dann, wenn er gerade daran dachte, mich zum Tierarzt zu bringen. Komisch, nicht? Auf meiner Welt können Katzen im Dunkeln sehen, allerdings brauchen wir dafür immer noch ein kleines bißchen Licht. Hier kann ich im Dunkeln gleich meilenweit sehen, selbst wenn es stockfinster ist. Ich frage mich nur, wieviel von dem anderen Zeug hier ähnlich funktioniert.
    Was für anderes Zeug?
    Das Zeug, was die Leute eben so alles über uns erzählen: Daß wir immer auf die Füße fallen, daß wir neun Leben haben, daß Neugier der Tod der …
    Wieso hörte er plötzlich auf? Wessen Tod ist die Neugier wollte ich wissen.
    Der Konversation! Er hüpfte auf den Kristalltisch und stolzierte mit hochgereckter Rute zwischen den Tellern umher.
    Als er an eine Schüssel mit gedämpftem Fisch kam, sprang er einfach hinein und veranstaltete fast genausoviel Lärm wie Grym.
    Ich musterte das Stück Schweinebraten in meiner Hand, dann legte ich es nieder. Mir war nicht nach Essen. Scandal hatte zwar etwas Zeit für uns herausgeschunden, aber in Sicherheit waren wir noch lange nicht. Ich traute den Welfies nicht über den Weg.
    Wenn ich vielleicht mehr über sie gewußt hätte … Na, viel Glück auch dabei! In all meinen Jahren bei Meister Thengor hatte er die Welfies in keiner einzigen Unterrichtsstunde erwähnt. Daran hätte ich mich bestimmt erinnert; dann hätte ich nämlich alles durcheinandergebracht. Kein Wunder, daß Meister Thengor kein Wort über die Welfies verloren hatte. Ich vermutete, der alte Pickel war einfach nur neidisch, weil die für ihre Magik nicht so hart arbeiten mußten wie er, schließlich war diese einfach ein Teil von ihnen.

    Grym verputzte den Rest des Ferkels und musterte gierig meine Portion. »Issest du nicht, o Meister Kendar?«
    »Ich bin gerade damit beschäftigt, die verschiedenen Möglichkeiten durchzuplanen, wie ich dich prüfen kann«, erwiderte ich. »Hier, bedien dich.« Ich warf ihm das Bein zu.
    Er fing es mitten im Flug auf. Mit den Zähnen.
    Als er sich gerade das letzte Fett von den Fingern schlürfte, vernahmen wir draußen vor unserem neuen Haus ein silberhelles Glockenspiel. Klopf, klopf, ertönte eine fröhliche Stimme in meinem Schädel. Dürfen wir eintreten, o Ehrenwerter?
    »Ich übernehme das schon!« rief Scandal laut und hob eine Pfote.
    Dann lud er sich wieder selbst bei mir zwischen den Ohren ein und dachte: Herein, aber erst schön die Füße abtreten.
    Unser neues Haus hatte keine richtige Tür wie der Gefängnispilz.
    Statt dessen war die Türöffnung mit Spinnenseide verhangen, demselben Stoff wie unsere Decken. Der gekrönte Welfie schob diese luftigen Vorhänge beiseite und ein, gefolgt von einem ihm aufwartenden Diener, ein Windglockenspiel in einer Hand und …
    »Mysti!« rief ich. Vielleicht war das ein Fehler, aber ich konnte nicht anders. Da stand sie, die Hände hinter dem Rücken gefesselt. Ich konnte mir sicher sein, daß es Mysti war: Die anderen Welfies lächelten entweder mit einem klebrigen Trallalla-Lächeln oder musterten die Sterblichen mit kühler Verachtung im Blick; nur Mysti war zu einem Gesichtsausdruck fähig, der zu sagen schien: Mach mich bloß nicht an, sonst bist du gleich Geschichte! Sie hatte ein paar häßliche Kratzer im Gesicht und an den Armen, aber ich vermutete, daß die anderen Welfies wahrscheinlich noch schlimmer aussahen.
    »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Wie hast du sie gerufen?« Der Chef-Welfie war so erschrocken, daß er sich selbst vergaß und laut sprach. Er hatte wirklich den komischsten Akzent auf der Welt. Vielleicht hätte er sich nicht ganz so schlimm angehört, wenn er die Lippen dabei nicht so furchtbar geschürzt hätte.
    »Mysti«, wiederholte ich.
    »Ist dem so, Maid?« Er war alles andere als glücklich darüber. »Der Zauberer kennt deinen wahren Namen?«
    Mysti ließ den Kopf hängen. »Seine Macht ist groß«, erwiderte sie.
    »Er hat mich dazu gezwungen, ihn ihm zu offenbaren.«

    Eigentlich wollte ich sofort losprotestieren: Habe ich gar nicht! Du hast dich in meine Gefängniszelle gefressen und mir deinen Namen auf dem Präsentierteller überreicht! Doch das tat ich nicht. Ich erinnerte mich noch daran, wie mühelos Mysti ein Messer aus dem

Weitere Kostenlose Bücher