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Esti (German Edition)

Esti (German Edition)

Titel: Esti (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Esterházy
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Herz zerreißen ließ – – – vielmehr darauf, was das Ganze soll, wenn die Dinge so laufen – – – wenn sein Herz an dem Tag zerreißt, an dem – – – Dann hat es keinen Sinn zu leben – – – dafür wurde es als Beweis angeführt – – – das befürchte ich.
    Ich wollte das nicht so stehen lassen – – – so auf dem Teppich lassen – – – und mein ganzes mathematisches Pseudowissen aufbietend, bemühte ich mich, das Zusammenfallen als Falle der Wahrscheinlichkeitsrechnung hinzustellen, eine Art Zufall – – – der Zufall ist der Gott der Dummen, hörte ich auf einmal den Satz meiner Mutter – – – während die symbolische Bedeutung – – – Wahrheit – – – der Koinzidenz sonnenklar ist. Dessenungeachtet waren wir – – – war ich – – – kurz darauf bereits bei der Frage, ob es nach Ansicht der Mädchen – – – als wäre ich ein Junge – – – in Füred zwei Menschen mit der gleichen Anzahl Haare gäbe – – – Aber es gelang mir nicht, sie dafür zu begeistern – – – Nein, sagten sie auf einmal ungeheuer müde. Auch meinem Beweis schenkten sie keine Aufmerksamkeit, dass sicher doch – – – Und inzwischen hatte ich ebenfalls vergessen, was zum Teufel ich eigentlich wollte – – – warum es gut ist – – – oder, besser, wie gut es ist – – – wie tröstlich – – – welche Tröstlichkeit – – – bezüglich der jetzigen elenden Situation, daraus folgt, dass ich bewiesen habe, es gibt in Füred mindestens zwei Menschen mit der gleichen Anzahl Haare auf dem Kopf.
    Unser neues Wissen ist sichtlich – – – nichts. Hilf, König Mátyás! Von draußen hören wir Gefummel – – – oje, meine Mutter! – – – auch sie erschwere die Sache nur, denn wenn sie sich endlich zusammengerissen habe, dann erscheine prompt sie – – – haargenau spüre sie diesen Augenblick – – – und fange wie ein Klageweib an zu jammern.
    Oh weh, oh weh – – – als sie eintrat, fing sie tatsächlich sofort an zu jammern, als wäre sie auf die Bühne getreten – – – ich umarmte sie gleich – – – nicht ich verkroch mich bei ihr, sondern ich ließ sie sich bei mir verkriechen. Wir hatten uns regelmäßig beim Weinfestival getroffen, wo sie hinten, hinter dem Ausschank die legendären Schmalzbrote schmierte – – – Brote mit Zwiebeln, Schmalz und Paprika – – – es verstärkte nur ihre Mütterlichkeit – – – ich behandelte sie mütterlich – – – mit Mutterliebe – – – Was denn, Mütterchen? Hören Sie sofort mit diesem Gejammer auf – – – oh weh, oh weh, antwortete sie, oh weh, oh weh – – – Sie sind wie ein Automat, treten irgendwo ein und fangen an zu jammern – – – dabei umarmte ich sie. Mein übliches Verfahren: Ich war Sohn und Vater auf einmal – – – oder dazwischen – – – in dem gigantischen Spalt zwischen Vater und Sohn. Das Jammern war in der Tat witzig und meine Umarmung in der Tat gefühlvoll – – – als wäre es eine heitere Begegnung gewesen – – – eher meine Schuld als die von irgendjemand anderem.
    Ich glaube, der Glaube ist heiter, aber Gott ist es nicht unbedingt, aus der Bibel wird das nicht ganz deutlich.
    Schön ruhig – – – beruhigt – – – sah mich die Großmutter an. Auch ihr könnte ich ein guter Junge sein – dass ich nicht damit aufhören kann! – – – eine einfache Seele – – – doch ich war niemandes Sohn mehr – – – keines Lebenden – – – ich bin nur noch Vater – – – Vater sein ist weniger als Sohn sein, doch das sage ich nicht aus Bescheidenheit, nicht aus Eitelkeit, nicht aus Gier, nicht aus Gekränktheit – – – Nun stand meine Frau herum und wartete, ich überließ ihr die Großmutter – – – spielte sie ihr zu (Mándy-Wort) – – – bei ihr war es erlaubt zu weinen, und ich spürte an dem Körper in meinen Armen – – – dass er schon sehr wollte – – – weinen.
    Fahren wir – – – wir haben alles gesagt, alles getan, was man tun kann – – – und meine Augen pochen von dem vielen Geweine, ich bin leer und erschöpft – – – Wollen wir nicht noch auf die Kinder warten, die im Krankenhaus etwas erledigen, doch in einer Stunde bestimmt da sind? Nein, wir müssen gehen. Die Witwe sah mich lange an, sie sagte, wenn auch nicht sonderlich ernst, es scheint, sie werde nie um etwas bitten können, was ich erfüllen würde, doch sie wolle nicht aufdringlich sein. Mir fiel ein, wie wir aufgebrochen

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