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Esti (German Edition)

Esti (German Edition)

Titel: Esti (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Esterházy
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– – das und das geschah – – – das und das geschah nicht – – – sondern von hinten – – – was noch? Er fand die Frage nicht erschreckend – – – neu, aber nicht erschreckend. Er hielt noch immer das Steuer fest. Vielleicht wäre es eine objektive Schätzung – – – weder sich aufspielend noch zuvorkommend kühn – – – wenn er bei siebzig markieren würde – – – was denn? – – – dass er bis dahin – – – dass er so viele – – – die Grenze der Arbeitszeit – – – das Ende seiner Arbeitszeit, der Beginn der Arbeitszeit der Würmer. Plus/minus fünf Jahre. Dann hätte er also ein gutes Jahrzehnt. Zehn Jahre, um die Sätze zu sagen, die er bisher nicht sagen konnte – – – oder wollte – – – egal: alles! Und auch alles schreiben – – – schreiben, was schreibbar ist. Zehn Jahre ist nicht wenig, aber auch nicht viel. Aus alldem einen Arbeitsplan machen – – – lächerlich – – – vor allem, dass er es nicht lächerlich fand.
    Ist die Freundschaft oder der Satz über die Freundschaft wichtiger, und gibt es zwischen beiden einen Unterschied, und wenn ja, welchen? Esti stieg aus dem Auto, er ging nicht sofort in den Shop, um zu bezahlen, sondern vertrat sich die Beine. Fern, im Tal versammelten sich schon – – – Mátyás’ Truppen, das Schwarze Heer. Ihm fremde Soldaten zitterten im Westwind.
    Ein ungeheurer Gestank stieg ihm in die Nase, er ging nach hinten, hinter das Gebäude – – – der Gestank führte ihn zur Leiche eines Hundes – – – ihn würgte es, dennoch rührte er sich nicht vom Fleck. Im Nacken des Hundes sah man eine tiefe dunkle Wunde – – – Biss oder Schwerthieb – – – darin leuchteten gleichsam zappelnde Würmer. Gebannt starrte er auf das weiße, eklige Gewirr.
    Es war doch gut, dass er angehalten hatte, dachte er, der Tank war fast leer gewesen.

DIE ABENTEUER
DES KORNÉL ESTI

Das abenteuerliche Leben des Kornél Esti
    K ornél Esti lebte, dann starb er. Das ist (wurde, war, wird) Kornél Estis Leben.

In welchem er mit Hilfe von Péter-Lengyel-Texten eine Kollektion seines Lebens vorstellt und entlarvt
Das Klacks-Leben
    K ornél Esti beschloss, sich umzuschreiben. Ich schreibe mich um. Und obwohl er lediglich an einen konkreten Text dachte, hörten seine Ohren, denn er hatte sogenannte allhörende Ohren, auch den übertragenen Sinn. So fiel ihm aus seiner Jugend die romantische Vorstellung ein, die zwar von seinem Leben nicht widerlegt worden war, die zu erwähnen er aber – wie ich finde, zu Recht – langsam unterließ, der zufolge er nämlich mit dem von ihm Geschriebenen identisch wäre, und wenn dem so wäre, dann wäre so ein Umschreiben in der Tat kein Kinderspiel. Oder, besser, Klacks. Kein Klacks. Als er vorsichtig auf die Texte blickte, erinnerten sie ihn an nichts. Aber warum sollten sie auch? Schreiben ist nicht Erinnern an die Welt, sondern selbst die Welt. Ich denke, auch das muss man nicht mehr forcieren.
Das Baroness-Leben
    An einem lächelnden Frühlingsmorgen, einem Dienstag, stürzte sich die Baroness in ihrer Qualität als Köchin – mit Gesäßmuskeln wie ein Fußballer – plötzlich auf das Filet Wellington wie Fliegen auf Scheiße. Darüber dachte Esti dann den Rest seines Lebens nach, ob Wellington oder Scheiße, was sein Leben ist, letztendlich, eigentlich, leck mich doch am Himmel Arsch und Zwirn.
Das Kaffeekocherin-Leben
    Wir sprachen über unsere Jugend. Kornél Esti sagte: Damals habe ich viel getrunken. Ich würde es nicht Saufen nennen, denn schon der erste Schluck war zu viel. Und wozu sich dann anstrengen. Sie hatte dunkles Haar, auf ihrem derben, ebenmäßigen Gesicht die Spuren von Windpocken aus der Kindheit; ihre Augen waren sanft, groß, braun, ihre Gestalt muskulös. Bei der Arbeit trug sie blaue Leinenschuhe mit hohem Schaft. Auf den Tresen gestützt wartete dort auf sie oft ein blondgelockter Mann mit breiten Schultern und groben Gesichtszügen. Selbst durch den blechartigen grünen Kunstledermantel hindurch konnte man seinen elastischen, von nicht gewöhnlicher Kraft zeugenden Körper erahnen. Ständig trug er eine dunkle Brille; in seinen Bewegungen lag etwas Unbeholfenes, und immer war er still, bescheiden und höflich. Er verbrachte Stunden über den Tresen gebeugt, zuweilen spazierte er zur Kasse hinüber, kaufte bei der dort sitzenden Frau eine Packung Zigaretten, ging zurück zu dem Platz neben der Kaffeemaschine, sie wechselten ein paar Worte; meistens

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