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Esti (German Edition)

Esti (German Edition)

Titel: Esti (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Esterházy
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die Kelle in den Kessel taucht, nur zu, Rumpf-Ungarn ist kein Reich, Groß-Ungarn ist das Himmelreich, woraufhin, auf das Himmelreich, meine Frau sich nach vorn beugt, das Himmelreich zu demonstrieren, damit sich die Konturen ihres Busens den einsamen Ungarn unzweideutig in die Hirnlappen einbrennen; in der Eiseskälte ist so ein Busenbeugen keine kleine Leistung.
    Warum habe ich nicht davon geträumt? Wennschon. Ich stünde in der Schlange, blubbernd knurrte mein Magen, dadurch und nur dadurch wüsste ich, dass ich lebe, ich hasste die Welt, inklusive Ungarn, das heißt die Führer meines Landes, diesen Arsch von Reichsverweser und sein Schwanzlutscherflittchen, das hier zufrieden in dieser Pampe panscht, neben ihr diese Fotze mit dem hübschen Arsch, Gräfin oder Hofdame oder was zum Teufel, vor Kälte zitterten meine Rippen derart, dass ich fast auseinanderfalle, ich müsste mich selbst umarmen, damit mir nicht die Rippen herausfallen, ich weiß nicht, was ich bin und was das Zittern ist, der Blechteller in meinen Händen zittert, aus den grünen Baumwollhandschuhen gucken meine Finger, die schwarz umrandeten gelben Fingernägel; während ich mich dem Kessel nähere, sauge ich den feuchten Bohnendampf ein, und da sagt meine Frau, ihre weiche Stimme streichelt mich, ich weiß, guter Mann, was dir durch den Kopf geht, doch ich missbillige das, ich verstehe den Zorn der Aussichtslosigkeit, doch nicht die Geschmacklosigkeit, das ist zu viel, das ist unangemessen, warum muss man die Frau des Reichsverwesers beleidigen?, warum gerade sie und warum Schwanzlutscherin?, nur nebenbei, sie ist nicht im Geringsten eine Schwanzlutscherin, weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinn, wenn Sie verstehen, guter Mann, was ich meine, obwohl ich keine Insiderinformationen durchsickern lassen möchte, sag, was ist das für ein rasender Hass in dir?, ich bitte dich, hasse nicht so rasend dein Vaterland, denn dann bist du keinen Deut besser, du bist wie … wie die anderen, nimm also deinen Topf, du armer Kerl, und geh in Frieden, der, siehe da, dich wärmen wird, und hier beugt sich meine Gattin langsam vor, just for me, in ihrer Bewegung liegt keinerlei Arroganz oder falsches Mitleid, die Kontur ihres Busens brennt sich mir in die Hirnlappen ein (ich bin neugierig, aber jetzt real, welche Gehirnhälfte sich die Busenkontur tatsächlich einprägt) wie das klarste Geschenk, der Grund ist klar und das Ziel ist klar, das Subjekt ist klar und das Objekt ist klar; als ich beiseitetrete, zucken wachsame Gendarmenfedern, meine linke Hand streift den eleganten Ärmelaufschlag aus Pelz am schweren Wintermantel, Wärme durchflutet mich, Dankbarkeit und Ruhe und Scham.
    In den wiederkehrenden Träumen sehe ich G.N. in abgeschmacktester Dominaausrüstung, schwarze Lederklamotten, Nieten, Peitsche und Grätsche, plötzlich weiß aufblitzende, nackte Haut. Sie steht über mir wie ein Triumphbogen, ein auf meiner Niederlage errichteter Triumphbogen, und mit den langen Künstlerfingernägeln trommelt sie ungeduldig auf ihren Schenkeln, die etwa so groß sind wie der Eiffelturm, eiffelturmgroß, das heißt von da unten, von wo aus ich sie sehe, sehen darf.
    Ich konnte nicht fortfahren, es wäre mir auch schwergefallen, jetzt hätte ich detaillieren müssen, ins Detail gehen müssen, von dem Raum-Teil zwischen den beiden Eiffeltürmen (ach, wie schön Sie das sagen!) berichten müssen, über den auch der große Gustave nur unzuverlässige Informationen hatte, 4 wenn wir dem Petit Larousse Glauben schenken dürfen; die fünf Kinder sprangen plötzlich wie das Hazy Osterwald Sextett auf und hießen mich einander ins Wort fallend schweigen, sie seien nicht neugierig auf meine schmutzige kleine Phantasie und wunderten sich sehr, dass ich mir offensichtlich nicht im Klaren darüber sei, was zu den Möglichkeiten und Pflichten, Verpflichtungen! eines Vaters, eines Papas gehört, und sie mochten nicht einmal daran denken, dass ich mir über so etwas den Kopf zerbreche .
    Ich versuchte immer wieder, sie zu unterbrechen (womit ich meine Situation ausschließlich verschlimmert hätte), doch sofort schnitten sie mir das Wort ab, nein, es sei besser, wenn ich bloß schweige, ja, am liebsten würden sie sagen, ich solle den Mund halten, die Klappe, sei endlich still, klingelte Klein Zsófis Stimme, die die schönste Stimme auf der Welt hat, so schön, dass ich rot werde, und die Weihnachten ein Wörterbuch der Redewendungen bekommen hat, seitdem sagt sie,

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