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Esti (German Edition)

Esti (German Edition)

Titel: Esti (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Esterházy
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ihm zu viel, übertrieben, obwohl er sich seit seiner Kindheit nach einem abenteuerlichen Leben gesehnt hatte (siehe »Die Abenteuer des Kornél Esti« , nomen est omen!), er stand in der Kindheit vor seinem Vater und teilte ihm eigensinnig mit: Mein Vater! Ich möchte ein abenteuerliches Leben leben! – Wenn ich mich richtig erinnere, verstand er darunter in erster Linie, dass er nicht mit Messer und Gabel essen muss. Lebe es, sein Vater zuckte die Schultern.
    Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken. Aufgespannt, das war seine erste Entdeckung, Esti umgab ein Rahmen. Das überraschte ihn nicht, er wusste, er war endlich, genauer gesagt, ihm waren Schranken gesetzt, das hatte ihm noch nie die Laune verdorben, das schloss nichts aus oder, wie die Köchin der nahen Kantine gern sagte: Deshalb können Sie noch lange die Gipfel der Unendlichkeit stürmen, lieber Kornél. (Attila József sagt, die Inspiration ist: begrenzte Unendlichkeit. Das war auch Esti, absolut. Total.) Die Bettdecke war halb von ihm (Esti) gerutscht.
    Was ist mit mir geschehen?, dachte er. Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschen(!)zimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten Wänden. Heftige Bewegungen, große Athletik wird es hier nicht geben, Esti schaute an sich herab, und das Schauen als solches – es war nicht einfach, so zu schauen, die Nackenmuskeln arbeiteten schon von vornherein schwerfälliger, sie waren eingerostet, und wenn er den Kopf senkte, faltete sich unter dem Kinn das Doppelkinn, hoppla!, Esti besann sich, er hatte ja jetzt gar keinen Kopf, nicht wahr, was wäre dann das Doppelkinn und was das Sichfalten und so weiter –, das Schauen ließ ihn wissen, er war ein zeitgenössisches Bild, ein zeitgenössisches Gemälde, ich sage nicht, modern, denn das wäre, als sagte ich, nicht postmodern; fürs Erste ist klar, nach Cézanne (vor ihm haben die Bilder nicht geschaut, man hat Bilder geschaut, und da endete die Sache; das hat sich geändert). Er sah, es stellte nicht eine Dame dar, die, mit einem Pelzhut und einer Pelzboa versehen, aufrecht dasaß und einen schweren Pelzmuff, in dem ihr ganzer Unterarm verschwunden war, dem Beschauer entgegenhob.
    Wie wäre es, wenn ich noch ein wenig weiterschliefe und alle Narrheiten vergäße?, dachte er, aber das war gänzlich undurchführbar, denn er war gewöhnt, auf der rechten Seite zu schlafen, konnte sich aber in seinem gegenwärtigen Zustand nicht in diese Lage bringen. Nicht nur, dass er keine Beine hatte, doch da war nicht einmal das sei es auch noch so klägliche Flimmern seiner Beine vor den Augen! Hol’s der Geier, dachte Esti statt Scheiße, daraus wird schon wieder kein Heller (keine Quäntchen) Handlung. Dabei, liest er, ist die Handlung zurückgekehrt. Vergeblich haben sich die Kommunisten und ihre Steigbügelhalter bemüht. Na, dann komm, Geier, komm, Esti winkte ab – sozusagen; das »sozusagen« lasse ich im Folgenden. Dabei ist, spann Esti seine Gedanken weiter, das »sozusagen« ein allzu gängiges Wort; ach was, Wort! Phänomen! Jedes Wort wird so in Anführungsstriche gesetzt, sozusagen. Aber darauf können wir jetzt wirklich pfeifen, er streckte sich zufrieden aus wie ein gesättigtes Hortkind. Obgleich es auch da etwas Ähnliches gibt, geben muss, bei den Malern. Er ist mit einem Künstlerehepaar befreundet. Was für ein Wort, Künstlerehepaar. Es klingt wie aus dem Mund des alten Tamás Major, ja, vielmehr aus dem des heldenhaft komödiantischen Bogusławski, aus Spirós Stück Der Hochstapler – mit herunterhängender Unterlippe, mit seinem ganzen Wesen, oh, nicht dem Wort, der Souffleuse zugewandt, Küüünstlerehepaaar, hört man das geflüsterte Gebrüll in Richtung der greisen Schauspielerohren, und eigentlich kommt jetzt die herunterhängende Unterlippe, als würde einer seine letzten Worte hinhauchen, jedes Wort des reifen Majors schien das letzte, und immer wieder glaubten wir, weil er es glaubte, dass es tatsächlich das ist. Bei Glenn Gould erklingt das Grauen dieses Letzten mit jedem Tastenanschlag; nie mehr wird ein Klavier erklingen: So tönt es, immer wieder nie. Stellen wir uns also dieses von der Kunstphilosophie beschwerte majorsche Herunterhängen vor, seine Lippen bewegen sich, zum Auftakt, stumm, er murmelt, ein Steinalter, das spielt er, das ist, wenn man alt ist, offensichtlich schwerer, dann wie ein schmerzhaftes Ächzen irgendwie so: Kööönstler, Keuchen, Pause, mit dem Ehepaar fängt er schon

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