Esti (German Edition)
Petőfi-Gedicht, doch es hätte hier auch keinen Platz, obwohl wir unsere Welt vielleicht gerade umgekehrt aufbauen müssten: zuerst das Bauernweib und dann den Raum zusammenbasteln, Berg, Tal, Stadt, Land, Fluss – – – oben auf dem Hügel ebenfalls ein Turm – – – Cervantes hatte dort einmal eine unruhige Nacht verbracht – – – im grellen Licht hätte Esti ihm noch mitteilen können – – – per Flaggensignal – – – dass am Oberlauf des Tejo kein Feind in Sicht sei – – – bis eben hatte das gedauert – – – nun aber – – – innerhalb eines Augenblicks – – – zog der schnelle Sturm einen dichten Regenvorhang vor Estis Fenster – – – vor seine Nase – – – völlig überraschend, denn bisher war nur in großer Ferne ein Flecken Dunkelheit am unteren Rand des Himmels zu sehen gewesen – – – eine kleine leichte bedrohliche Dunkelheit – – – und nun beugte sich gleichsam der Sturm ins Zimmer.
Alles ist, nickte Esti erneut, wie in den Naturbeschreibungen der großen alten Romane –
Von Zeit zu Zeit, sofern es die Landschaft erlaubt, denke ich an Sie und Ihr frisches Knoblauchbrot, notierte er finster, um danach – – – Was er sieht, ist zugleich weit und vertraut – – – in der Tat gibt es Vordergrund und Hintergrund – – – das gilt es auch für den Roman zu bedenken – – – vorn die bekannte Bestechung, das harmonische Pulsieren der Hügel, Täler – – – Unmengen von Grün und Schatten – – – die scharfe Kontur der Pinien – – – und da drauf, quasi im Nacken, sofort – – – die fernen Berge, wo es andere Farben, Farbbeziehungen gibt, andere Schatten- und Lichtverhältnisse – – – Womöglich erzeugen die stumpfen Farben der fernen Berge das weite Raumgefühl? Kleine Hügel, kleine Täler, dennoch Großzügigkeit. Als wäre ein Schleier vor die hohen Berge gezogen – – – überhaupt: Da draußen schien jemand – – – zu hantieren – – – unermüdlich tätig zu sein –
Und dann die großen Irrtümer! Er wacht im strahlendsten Sonnenschein auf – – – auch der Morgen ist groß – – – gelb flutet das träge Gold herein – – – Esti streckt sich – – – knackend – – – und ruhig, ruhig! – – – als er Verdacht schöpft – – – eine schwere Undurchschaubarkeit – – – Schleier wäre das bessere Wort, aber das hatten wir zuvor – – – eben – – – schon – – – ein schwerer Schleier und leichte Feuchtigkeit in der Luft – – – eine brütende Schwerfälligkeit – – – er eilt aus dem Zimmer über den Gang auf die andere Seite des Turms, tritt hinaus auf den erkerartigen Treppenabsatz: und wie eine zürnende Bestie: Behemoth, ein dunkles, schweres, zum Angriff bereites Wolkenungetüm –
Nachts das Flimmern der Glühwürmchen wie ein geheimer Morsecode –
Dies ist das Herz Portugals, auf halber Strecke zwischen Santa Felice und dem von anderen so sehr aus-, be- und abgenutzten Clara Porto, dort, wo der Tejo in einer schwungvollen Schlinge aus den Hügeln hervorstürzt, die an die Toskana und Zala erinnern – – – dasselbe sanfte Gefälle und derselbe Reichtum, nur vielleicht die Farbe der Luft ist anders, melancholischer – – – oder lilaner – – – dramatischer. Ich riskiere es, tragischer –
Für das Himmelsblau möchte man – – – schon die ganze Zeit – – – in einem fort Vergleiche anführen. Wie die Augen eines italienischen Mittelfeldspielers –
Die Darstellung der sich entwickelnden neuen Beziehung zur Natur hat bis hierhin gedauert, vielleicht ein wenig übergeschwätzig, aber ich konnte mich nicht von den Details lösen, und dabei habe ich noch nicht einmal von den verschiedenen Nebeln gesprochen. Meine Augen sind gesättigt, stellte der neue Esti fest, was bedeutete – – – bedeuten musste – – – dass er nun begriff, was er sah – – – was er jenseits des Fensters sah – – – den Reichtum. Er war davon erfüllt, durchdrungen, seine Blasiertheit, das Schulterzucken waren verschwunden, er genoss die neue Situation – – – er ertappte sich, dass er sie genoss – – – im Wesentlichen, mit einer neuen Schönheit angebändelt zu haben.
Kornél Esti ist schon immer ein Schönheitenjäger gewesen.
Danach hatte er flugs einen Garten, mit wildem Gestrüpp, lauter armen ungarischen Bäumen, einem kleinen Hain, Wiesen, vielleicht auch einem Steingarten, und er schlenderte hier gern umher, man lernte sich
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