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Esti (German Edition)

Esti (German Edition)

Titel: Esti (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Esterházy
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bläulich flammenden Schopf des Oberkommissars zu schätzen. Ich habe keinen Verdacht, mein Lieber, überhaupt keinen. Der Oberkommissar fuhr mit seiner Arbeit fort, stattdessen errötete Giuseppe am Computer. Und haben Sie noch etwas hinzuzufügen? Die Professorin schob die Brille auf die Stirn, sie blickte den Polizeibeamten an wie einen Schüler, streng, voller Behagen. Eine Theaterszene, Theaterstille, schrieb Esti auf den Zettel. Dann noch (obwohl er später vergaß, warum): Dies ist das Land der Gegensätze: Auf jeden Abend folgt der Morgen.
    Also schreibe ich, Nicola, in Ordnung?, ich habe keinen Verdacht und nichts weiter hinzuzufügen. In Ordnung, damit machte Nicola auf dem Absatz kehrt und stürmte ohne Gruß aus dem kleinen Zimmer. Giuseppe richtete … nun, eher seinen Bauch als seine Pistole, richtete das Bauchpistolen-Ensemble. Er lächelte die Professorin entschuldigend an und artikulierte langsam und überdeutlich: Ich habe keinen Verdacht und nichts hinzuzufügen. Ich schreibe auch noch dazu, dass wir dem Anzeigeerstatter ein Exemplar des Protokolls zur Verfügung stellen. Nur zu, Giuseppe, sagte Claudia Cserkaszegi leise.
    Datum, murmelte Esti.
    Nachdem sie sich aus dem Polizeigebäude herausgekämpft haben werden, wird es Esti schwindelig sein, er wird taumeln, als gäbe es weder Raum noch Zeit, die Baroness aber scheint in ihr eigenes Entsetzen hineingesaugt – – – sie ziehen einen baronessförmigen Entsetzenfetzen hinter sich her. Da wird ihnen Cserkaszegis monotone Nüchternheit gelegen kommen – – – sie wird sie, einen nach dem anderen, in einen Fotofixautomaten schieben – – – Esti weiß nie, wohin er eigentlich blicken soll, er blinzelt verloren hin und her, die Zeit ist immer zu knapp, man hat sich noch nicht einmal richtig hingesetzt, schon blitzt es – – – Aus der Kabine kommend wird er überrascht feststellen, dass er auf einem der vier Bilder – – – kein Lachen, aber ein bestimmtes Lächeln – – – kein Zweifel, dass er auf dem Bild lächelt. Aber warum, wird Esti gereizt, sogar befremdet fragen, warum denn? Da wird ihn die Professorin zum ersten Mal wie einen Mann ansehen, beziehungsweise wird Esti zum ersten Mal dieses Gefühl haben. Daraufhin wird sein Gesicht dasselbe Lächeln zeigen, das auf dem Bild zu sehen ist – – – schritte die Zeit nicht »voran«, sähen wir hier auch eine logische Verbindung, egal.
    Die Professorin wird sie wie die Küken ins Auto schieben – – – auf nach Brindisi!, wird sie jauchzen, als wäre nichts geschehen. Cserkaszegis allgemeine Gesprächigkeit, Kulturzentriertheit wird ihnen gelegen kommen – – – ein KULTURBÜRGER , selten wie ein weißer Rabe – – – Wie der Meister zu wissen die Güte hat – – – die Wendung war lediglich höflich und nicht ironisch gemeint, ihre feine Höflichkeit bestand in ihrer Hohlheit, und Esti hatte zwar manchmal die Güte und manchmal nicht, es zu wissen, doch auf die Sache selbst reagierte er nie, er wartete, dass die Vorlesung begann – – – Kurzvortrag, Antrittsvorlesung – – – es interessierte ihn, interessierte ihn immer.
    Die Straße – – – diese Straße, Meister, im Wesentlichen hat diese Straße, bitte schön, im Jahre 312 vor Christus Censor Claudius Caecus bis Capua bauen lassen – – – Woge, du Welle, walle zur Wiege – – – später wurde sie bis Beneventum verlängert, dann hinunter nach Brundisium. Als Crassus den Spartakus-Aufstand niederschlug, wurden dreitausend Sklaven entlang der Via Appia gekreuzigt. Mehr Kreuze als Maulbeerbäume! Sie beginnt an der Kirche »Quo vadis«. Laut Überlieferung begegnete hier Apostel Petrus auf der Flucht vor Neros Christenverfolgungen Jesus – – – Jesus persönlich – – – Wohin gehst du, mein Herr?, woraufhin Jesus: Nach Rom, um mich erneut kreuzigen zu lassen! – – – und daraufhin, teurer Meister, kehrte dieser Petrus um – – – Es ist gar nichts – – – letztlich – – – wird Esti da denken, wenn eine Tasche, Geld, Papiere gestohlen werden, es ist unangenehm, aber unbedeutend, wie wenn die Dusche kaputtgeht und du eine Zeitlang mehr stinkst, als du möchtest. Die Baroness wird – – – sozusagen in diesem Gestank – – – ihre Hand betrachten – – – blutunterlaufen, jetzt unterläuft sie das Blut, murmelt sie in dem Nichts, das sie ist – – – sie persönlich – – – die Professorin wiederum wird sich der 1848er Batthyány-Regierung zuwenden.
    Esti

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