Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
sich immer vorgestellt hatte, wenn sie ans Küssen gedacht hatte.
Hatte sie bisher geglaubt, Lenno würde ihr den Verstand rauben, so stahl er ihr in dieser Sekunde ihre Seele und damit einfach alles, was sie ausmachte. Dieser Moment war perfekt und sie hätte schon fast daran geglaubt, dass es doch ein Schicksal gab, das genau dieses Band zwischen Lenno und ihr vor ewigen Zeiten geknüpft hatte, damit dieser Kuss Wirklichkeit werden möge. Da klingelte das Telefon und riss sie aus ihrem persönlichen Paradies.
Widerwillig löste sie ihre Lippen von seinen und bemerkte erst jetzt, dass Lenno sie zu sich hinunter auf seinen Schoß gezogen hatte. Obwohl sich der Anrufer durch das Klingeln immer weiter in ihr Bewusstsein schob, vergrub Lenno seine Hand in ihren Haaren und suchte erneut nach ihren Lippen, um sie zu küssen. Olivia tauchte wieder in diese neuentdeckte Dimension ab und das Telefon verstummte.
„Hm, das gefällt mir“, murmelte Lenno leise, als er sie schließlich freigab.
Vorsichtig drückte Olivia sich von ihm weg, damit sie ihn besser ansehen konnte. In Lennos Augen lag dieser unverkennbare goldene Schimmer, der Olivias Herz einen kleinen Hüpfer machen ließ und ihr ein noch erfreuteres Lächeln ins Gesicht zauberte. Wenn das überhaupt möglich war.
„Was denn genau? Dass ich hier auf deinem Schoß sitze, so nah bei dir, dass ich fast verrückt werde?“ Sie machte eine Pause, während sie Lenno dabei beobachtete, wie er sein unverschämt süßes Lachen lachte. „Oder, dass wir uns küssen bis mir schwindelig dabei wird?“ Wieder wartete sie kurz und betrachtete ihn neugierig. „Oder eher, dass ich im Moment nicht mehr weiß, wohin mit meinen Gefühlen, weil ich das glücklichste Mädchen in allen Welten bin, wo auch immer sie existieren mögen?“
Lenno schien zu gefallen, was sie da sagte, denn zu ihrem Vergnügen huschte bei jeder ihrer Fragen dieser goldene Schimmer über seine Augen.
„Alles“, antwortete er leise.
Vorsichtig berührte Olivia mit ihren Fingerspitzen die zarte Haut unter seinen Augen und fuhr die Richtung des Schimmers unterhalb seines Augenlides nach. „Ich weiß. Ich kann es jedes Mal sehen.“
Lenno verdrehte lachend die Augen, legte seine Stirn gegen ihre Schulter und murmelte: „Und ich kann nichts dagegen tun.“
Sie drückte ihn fest an sich und spürte schweigend den Berührungen seiner Hände nach, die sanft über ihren Körper fuhren und damit alle möglichen Saiten in ihr zum Vibrieren brachten.
„Wieso nochmal haben wir das nicht schon eher getan?“, fragte er so unvermittelt, sodass Olivia nun auch lachen musste.
„Weil du genau wusstest, was passieren würde. Und du hattest recht.“
„Ich Idiot“, meinte Lenno trocken und berührte mit seinen Lippen ihr Ohr, um sie von dort aus sanft über ihr Gesicht zu bewegen und sich wieder einen Weg zu ihren zu suchen.
„Es war toll, in deinen Erinnerungen zu verschwinden. Einfach Wahnsinn! Ich kann es kaum beschreiben“, sprudelte es aus Olivia heraus, ohne dass sie es hätte aufhalten können. „Neben all den schrecklichen Dingen, die dir dort angetan wurden, war so viel Schönes. Deine Schwestern, deine Mutter, diese Landschaft. Da lebst du?“
Lenno neigte sich ein wenig nach hinten, lächelte sie erfreut über ihre Begeisterung an und war sichtlich stolz. „Ja, das ist meine Heimat“, antwortete er und rieb sich an der Nase. „Zumindest ein Teil davon. Ich bin gespannt, was du sagen wirst, wenn wir zusammen dort sind.“
Ein kaum wahrnehmbarer Schatten huschte über sein Gesicht. Im nächsten Augenblick strahlte er sie allerdings wieder an und Olivia entschied, ihre Beobachtung zu übergehen. Stattdessen fragte sie aufgeregt: „Und am Anfang, als du auf dem Felsen gesessen hast, …“ Das Telefon klingelte ein zweites Mal. Olivia verstummte und Lenno hob die Augenbrauen. „Da muss ich jetzt rangehen, sonst steht hier gleich eine ganze Armada von Rettungskräften vor der Tür, die in Svens Auftrag unterwegs ist“, sagte sie, verdrehte ihre Augen und stellte sich das Gesicht ihres Bruders vor, wenn er sie mit Lenno dort auf dem Boden finden würde. Sie wollte gerade aufspringen, da verstärkte Lenno seinen Griff ein wenig, um sie festzuhalten und ein letztes Mal zu küssen, bevor er sie gehen ließ. Als Olivia die Stimme ihrer Mutter bereits auf dem Anrufbeantworter hörte, zog sie sich endgültig aus seiner Umarmung und rannte los.
Beim Telefon angekommen, riss sie das Gerät aus der
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