Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Perspektive sah es immer so aus.
Zebulum traf Regan mit voller Kraft in die Brust und stieß ihn auf den verdreckten Gehsteig, der nach Ratten, Ungeziefer und menschlichem Urin stank. Sein Kopf klatschte dumpf auf dem Pflaster auf und prallte zurück. Er roch sein eigenes Blut, das ihm ins Haar sickerte.
Sie ließen ihn immer wieder auf die Füße kommen, bevor sie ihn erneut niederschlugen. Sie ließen ihn stets glauben, dass er eine kleine Chance hatte zu entkommen. Zu verhindern, dass sie ihn in dieses Grab sperrten. Halb kroch, halb zog sich Regan auf die Straße. Die Rousseaus kreisten ihn wie Hunde ein, die ihre Beute in die Enge treiben.
Das Lustige an dem Traum war, dass sie nie auch nur ein Wort sprachen. In der Nacht, als es wirklich passiert war, hatte es Flüche und Beschuldigungen in dem bizarren Cajun-Französisch gehagelt, das sie sprachen. Sie wussten, dass er die Schiffsladung Kokain gestohlen hatte. Sie wussten, dass er etwas davon verkauft, etwas verloren und einen Gutteil selbst geschnupft hatte.
Aber in dem Traum ging es nicht um Drogen. Es ging um den Schrecken, um die Erwartung dessen, was, wie er wusste, kommen würde. Zusammengeschlagen zu werden war gar nicht so schlimm. Es war das Erwachen – nüchtern, gefangen in diesem Grab, in dem ihm die Spinnen übers Gesicht krabbelten –, das ihm an die Nieren ging.
Gerade als Regan den Kopf hob, sah er den schwarzen Stiefel des Großen. Er fühlte, wie der Stiefel sein Kinn traf. Als sein Kopf zurückgeworfen wurde, hörte er das Blut auf die Straße und auf sein neues T-Shirt spritzen.
Einer von ihnen quiekte beim Geruch von Regans Blut vor Vergnügen und half ihm von hinten auf die Füße. Dabei hielt er seine Arme auf dem Rücken fest. Regan roch den sauren Atem des Blonden, als der Schwachkopf sein Cape zurückschlug und seine spitzen Reißzähne entblößte.
»Nein«, schrie der Regan, der angegriffen wurde. Gegen seinen Willen von einem anderen Vampir ausgesaugt zu werden war die niedrigste, die jämmerlichste Form der Unterwerfung.
»Nein!«, echote der Regan, der ihm folgte.
»Nein!«, schluchzte Regan und schlug in seinem schmalen Bett um sich.
Zu seiner Erleichterung wachte er im Dunkeln auf, in der Sicherheit des kleinen Ferienhauses in Clare Point, weit entfernt von den Straßen von New Orleans.
Rob lief ihr nach, während er über die Schulter zurücksah. »Warum rennen wir?«
Kaleigh achtete nicht auf den Schmerz, der in ihrem Knöchel tobte, nahm die Abkürzung zwischen Mary Hills Rhododendren hindurch und raste durch ihren Garten und um ihren Fischteich herum.
»Kaleigh!«
»Geh heim, Rob«, rief sie ihm zu.
»Kaleigh, was ist los? Du bist verletzt. Warum rennst du denn? Wer ist hinter uns her?«
»Er ist nicht hinter
uns
her« – sie sprang über eine Rabatte Ringelblumen und landete mit ihrem heilen Fuß auf dem gepflasterten Gehsteig, der an Marys Haus entlanglief – »nur hinter mir. Geh heim, Rob.«
Er joggte neben ihr her. Er musste nicht einmal rennen, sie war zu langsam. »Sind wir in Schwierigkeiten?«
»Nein.« Sie versetzte ihm einen Stoß. »Lauf einfach nach Hause. Er wird
mir
folgen. Wenn jemand in Schwierigkeiten ist, dann bin ich das.« Sie stand plötzlich vor einem Gartentor zwischen Mary Hills und Mary Kanes Garten und gab Rob einen flüchtigen Kuss. »Vertrau mir.« Sie öffnete den Riegel und stieß das Tor auf. »Geh heim. Wir sprechen uns morgen.«
Als sie das Gartentor hinter sich gelassen hatte, hoppelte Kaleigh weiter, so schnell sie konnte. Rob blieb zögernd im Dunkeln stehen.
Vertrau mir
, signalisierte sie ihm.
Ihn erreichten ihre Durchsagen nicht immer, da seine telepathischen Fähigkeiten noch nicht der Rede wert waren. Aber nach einer Sekunde sprintete er in die entgegengesetzte Richtung davon.
Kaleigh schaffte es fast bis nach Hause. Sie war schon auf das Weinspalier geklettert und streckte gerade die Hand nach dem Fenstersims im ersten Stock aus, als das Fenster langsam von selbst nach unten glitt und das Fensterschloss einrastete.
»Scheiße«, zischte sie entnervt. Ohne nach unten zu sehen, stieß sie die Luft aus und verlagerte das Gewicht, so gut es eben ging, auf den gesunden Fuß. »Wirst du mich jetzt herunterholen oder soll ich hier oben bleiben?«
»Du bleibst oben«, erwiderte Fin. »Wenigstens für den Moment. Wo bist du gewesen?«
Sie griff nach dem Spalier, das schon unter ihrem Gewicht ächzte. »Nirgends.«
»Deshalb bist du auch sicher vor mir
Weitere Kostenlose Bücher