Eternal - Die Geliebte des Vampirs
anderen ist, die von uns noch übrig sind. Du bist nicht befugt? Mit diesem Mist kannst du mich nicht abspeisen. Also: Was hast du herausgefunden?«
Er betrachtete das Gras zu ihren Füßen. »Sieht so aus, als wäre es einer von uns.«
Es dauerte einen Moment, bis sie das, was er gesagt hatte, begriff. »Heilige Scheiße.«
Er sah auf und zeigte auf sie. »Aber das behältst du für dich, okay? Es ist mir ernst.«
»Okay«, hauchte sie, noch immer schockiert.
»Geh jetzt schlafen.« Er deutete auf das schwarze Fenster im ersten Stock.
Sie blickte hinauf und runzelte die Stirn. »Und wie soll ich deiner Meinung nach reinkommen?«
»Auf demselben Weg, wie du auch rausgekommen bist.«
»Du hast das Fenster verriegelt. Von innen.«
Fin wandte sich um, aber während er das tat, glitt das Fenster wie von Zauberhand nach oben.
»Und du willst mir nicht einen einzigen winzigen Schubs nach oben geben?«, rief sie ihm nach.
»Geh schlafen.« Er entfernte sich über den Rasen.
»Kann ich etwas tun?« Sie blieb, wo sie war. Er tat ihr leid, er, der erst seit zwei Tagen Cop war. Es war eine üble Sache: ein Kahill, der einen Touristen getötet hatte. Üble Sache. »Ich meine den toten Kerl«, fügte sie hinzu. Er war jetzt nur noch ein Schatten.
»Bete für unsere armen Seelen.«
»Und was hast du bis jetzt?«
Fin klemmte sich das Telefon zwischen Kinn und Schulter, während er den wachsenden Papierstapel sichtete, den der Fall Colin Meding hervorbrachte. Er hatte nicht vorgehabt, den Schreibtisch des Chiefs oder sein Büro zu übernehmen – es war einfach so passiert. Gestern hatte er sich hierher zurückgezogen, weil es das einzige Büro mit einer Tür war, das ein wenig Ungestörtheit zuließ. Hier hatte er mit Colins Eltern gesprochen. Allein. Ohne Rückendeckung durch den Polizeichef. Sean war weder zu dem Termin noch zur Arbeit erschienen. Er hatte seiner Frau ausrichten lassen, er habe einen Magen-Darm-Infekt. Auch heute war er noch nicht aufgetaucht.
Die Begegnung mit der Familie des Opfers war noch schlimmer gewesen, als Fin sie sich ausgemalt hatte – wenn das überhaupt möglich war. Mrs.Meding hatte nichts anderes getan, als unkontrolliert zu schluchzen. Mr.Meding war rasend vor Zorn gewesen, schon an der Grenze zur Gewalttätigkeit. Der ältere Bruder, ein Jurastudent, hatte mit einer Klage gedroht. Dabei konnte Fin keinem von ihnen einen Vorwurf machen. Während er mit ihnen redete, schwankte er zwischen dem Bedürfnis zu weinen und dem Wunsch, auf eine Mauer einzudreschen. Er wollte diesen Job wirklich nicht.
»Fin?«, sagte Fia am anderen Ende der Leitung. »Versuch, dich zu konzentrieren, kleiner Bruder. Was hast du über den Todestag des Opfers in Erfahrung gebracht? Wohin ist er gegangen? Wen hat er getroffen? Du musst dem Generalrat Fakten vorlegen, bevor du Anschuldigungen erhebst. Du weißt doch, wie defensiv manche Leute werden können.«
Fin hatte seine Männer den ganzen gestrigen Tag darauf angesetzt. Eine solide Ermittlung würde zu einem Mörder führen, sei er nun ein Mensch oder ein Vampir. Fangt bei dem Mord an und arbeitet euch zurück, hatte Fin sie angewiesen. Irgendwo auf dieser Zeitachse hatten sich die Wege des Opfers und des Täters gekreuzt. Etwas war passiert und hatte den Fortgang der Ereignisse bis zu ihrem tragischen Ende angestoßen. In diesem Fall war das ein toter Surfer, den man vor einem Müllcontainer aufgebaut hatte.
»Dazu war nicht mal richtige Detektivarbeit nötig«, erwiderte er. Er unternahm keinen Versuch, seinen Frust zu verhehlen. Das war das Gute daran, wenn man seine Schwester zu dem Fall befragte. Er musste nicht den knallharten, beherrschten Cop geben. »Es war ganz leicht, an diese Informationen zu kommen. Eine Menge Leute haben ihn am Freitag gesehen. Vampire und Menschen. Keiner von ihnen verhielt sich so, als hätte er etwas zu verbergen. Colin absolvierte eine Achtstundenschicht an Hillmans Popcornstand auf der Strandpromenade. Er ging mit Freunden zum Pizzaessen bei Sal und dann in die Spielhalle, wo er bis zur Sperrstunde geblieben ist. Dann ist er nach Hause gegangen. Offenbar hatte sein Zimmergenosse ein Mädchen da, so dass Colin noch mal eine Runde gedreht hat.«
»Okay«, sagte Fia.
»Bis jetzt konnten wir niemanden finden, der ihn gesehen hat, nachdem er gegen Mitternacht das Haus an der First Street verlassen hatte.«
»Und niemand hat bemerkt, dass er nicht von seinem Spaziergang zurückkam? Sein Zimmergenosse nicht und
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