Eternal - Die Geliebte des Vampirs
vorläufig jeder von uns die Augen und Ohren offen halten. Wenn ihr etwas Verdächtiges hört oder seht, müsst ihr euch mit mir in Verbindung setzen.«
»Die Opfer waren beide jung«, sagte Klein Johnny nachdenklich, der mittlerweile stramm auf die achtzig zuging. Er stieß mit seinem Gehstock nachdrücklich auf den Boden. »Das hat doch etwas zu bedeuten.«
»Jung und gutaussehend«, ließ Eva vernehmen.
»Was ist mit diesen Teenagerpartys?« Liz Hill rutschte auf ihrem Stuhl bis zur Kante vor, wobei sie ihren Teller mit Bananenbrot, Keksen und zwei pinkfarben glasierten Kuchen auf ihren pummeligen Knien balancierte. »Diese Generation ist verdammt frühreif. Sie glauben, dass sie alles wissen. Keiner von ihnen will sich an die Clangesetze halten.«
Klein Johnny deutete mit seinem Gehstock auf Liz. »Kein Respekt vor den Ältesten, sage ich. Das sage ich schon seit Jahrhunderten. Es wird Zeit, dass wir etwas –«
»Ich glaube nicht, dass es einer von unseren Jugendlichen ist«, unterbrach Fin. Er musste weg hier, weg von den prüfenden Blicken der Clanmitglieder. Seine Ermittlungen entwickelten sich zum Misserfolg. Er hatte keinerlei Hinweise. Er hatte keine Ahnung, wer der Killer war, außer dass es ein Kahill war, was alles noch tragischer machte. Er war müde. Er wollte einfach nur nach Hause und ins Bett.
»Es ist keiner von unseren Jugendlichen«, wiederholte Fin mit Nachdruck.
»Du hast gesagt, dass du keine Einzelheiten kennst.« Klein Johnny stampfte militärisch mit seinem Gehstock auf. »Das bedeutet, dass du nicht weißt, ob es nicht doch einer von diesen nichtsnutzigen Jugendlichen ist. Sie treiben sich überall herum, noch dazu während der Ausgangssperre. Experimentieren mit Drogen, Alkohol, Blutsaugen –«
»Ich sage euch doch: Sie sind es nicht.« Fin erhob seine Stimme, um den alten Mann zu übertönen. »Das Verbrechen ist zu grausig. Zu gut durchdacht«, erklärte Fin, während sich seine Gedanken überschlugen.
Zu … bösartig.
Ein bösartiges Verbrechen.
Die Worte saßen in Fins Kopf fest, als er mit gesenktem Kopf den Bürgersteig entlangging. Er war sich nicht sicher, woher diese Erkenntnis gekommen war. Er zweifelte, ob er sich selbst trauen konnte. Aber im Moment war das der einzige klare Gedanke in seinem Kopf. Der klarste Gedanke, den er in drei Wochen Nonstop-Ermittlung gehabt hatte. Bei diesen Morden ging es nicht um Sex oder Blutsaugen. Es ging nicht um Teenager, die sich die Hörner abstoßen wollten. Bei diesen Verbrechen ging es um Zorn. Eifersucht. Raserei.
Das Geräusch vierpfotiger Schritte weckte Fins Aufmerksamkeit, und er sah auf. Aus dem Dunkeln kam ein großer schwarzer Labrador hervor. Er ging links an Fin vorbei. »Hey, Arlan«, sagte Fin leise.
Der Hund brummte kurz und zog weiter – unterwegs auf seinem Beutezug oder auf seiner Runde als Nachtwächter durch die schlafende Stadt.
Fin lächelte vor sich hin, als er auf die Straße abbog, die ihn nach Hause führen würde. Er hatte schon immer Arlans Fähigkeit bewundert, seine Gestalt zu wechseln. Das war wirklich eine coole Begabung. Und was konnte Fin? Kaugummis schweben lassen. Regan war wenigstens dazu imstande, sich selbst über kurze Distanzen zu teleportieren, aber Fin hatte auch diese Fertigkeit nie erworben. Was konnte Fin für den Clan tun? In jenen Tagen, als der Glaube an Zauber und Magie noch etwas bei den Menschen gegolten hatte, hatte sich seine Fähigkeit als nützlich erwiesen, aber was hatte er heutzutage noch zu bieten?
Das Licht vorn auf der Veranda war noch an. Er knipste es aus, als er das dunkle Haus betrat. Ausnahmsweise lief der Fernseher nicht. Er spürte, dass Regan irgendwo im Haus war, aber er sah nicht nach ihm.
Während er in die Küche ging und die Deckenlampe anschaltete, lockerte er seine Uniformkrawatte. Er nahm ein Glas aus dem Schrank und schenkte sich Orangensaft ein. Beim Trinken starrte er aus dem kleinen Fenster über der Spüle ins Leere. Heute vor einer Woche war Richie gestorben. Colin war schon fast drei Wochen tot. Je länger die Verbrechen zurücklagen, desto unwahrscheinlicher wurde es, dass er sie noch aufklären würde.
Er leerte das Glas, stellte es in die Spüle und drehte den Wasserhahn an, um es mit Wasser zu füllen.
»Hast du gemerkt, dass ich den Wasserhahn repariert habe?«
Als Fin den Kopf hob, sah er Regan unter der Tür in einer von Fins Boxershorts stehen. »Das ist meine«, beschwerte er sich. »Kannst du dir nicht deine eigene
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