Eternal - Die Vampire von Clare Point
sie an.
»Alles okay?« Er tippte sich mit der Fingerspitze an den Hals. »Sieht aus, als hätten Sie da etwas Blut.«
Sie wandte sich ab, Richtung Tür, und widerstand der Versuchung, an die Wunde zu fassen. Sie hatte Arlan doch gesagt, dass er aufpassen musste. »Muss mich wohl beim Rasieren geschnitten haben.«
Um drei Uhr nachmittags wusste Fia, dass sie diesen Fall nicht auf die Schnelle würden lösen können. Einen Tag später waren die Aussichten, den Mord an Bobby McCathal noch in dieser Woche aufzuklären, noch dürftiger geworden. Niemand hatte am fraglichen Abend in der Nähe des Postamts etwas gesehen oder gehört, und von Füßen wie Kopf fehlte noch immer jede Spur.
Fia und Duncan schlossen die fotografische Dokumentation ab und ließen Paddys Reinigungsservice kommen, um die Flecken des Gemetzels im Postamt entfernen zu lassen. Die einundsechzigjährige Catherine Kahill, eine der beiden Postbotinnen der Stadt, erklärte sich bereit, das Postamt weiterzuführen, sobald es vom FBI freigegeben und von der Post wiedereröffnet worden war. Dann begannen die beiden Agenten mit den Befragungen.
Die meiste Zeit gingen sich Glen und Fia aus dem Weg, was ihr nur recht war. Es gelang ihr trotzdem, ihn dazu zu überreden, die Befragungen in der Lobby des Postamts abzuhalten. Sie sagte, dass die Polizeiwache zu klein und immer überfüllt war und dass sie ihre Ermittlungen von denen der lokalen Gesetzeshüter so sauber trennen sollten wie eben möglich. Fia verschwieg Glen, dass es bei ihren Überlegungen ebenfalls eine Rolle spielte, möglichst wenig mit Onkel Sean in Berührung zu kommen. Er wusste nicht, dass ihr Onkel ihrer Meinung nach eine tickende Zeitbombe und nicht zu hundert Prozent vertrauenswürdig war. Außerdem musste sie sich, wenn sie außerhalb der Wache operierten, nicht immer Onkel Seans Polizeitipps aus dem Fernsehen anhören.
Das Knifflige an der Sache war, dass sie Glen nicht zu den Kahill-Familienmitgliedern nach Hause schicken wollte. Jeder von ihnen war daran gewöhnt, sich in der Öffentlichkeit in einer bestimmten Weise zu geben; auf diese Art hatten sie mit den Menschen seit ihrer Ankunft in den Kolonien zusammengelebt. Aber bei ihnen zu Hause … Fia war sich nicht so sicher, dass sie dort nicht aus der Rolle fallen würden. Und noch etwas: Wenn sie beide im Postamt arbeiteten, konnte sie ihn immer im Auge behalten.
Fias Blick schweifte von Anna Ross, die sie gerade befragte, zu ihrem Notizblock, auf dem sie seit zwanzig Minuten nichts mehr aufgeschrieben hatte. Anna ließ sich darüber aus, dass Bobbys Hund im Garten gebellt hatte. Sie hatte Bobby am Tag seines Todes nicht gesehen und wusste auch nichts Sachdienliches mitzuteilen, aber Fia konnte sie nicht dazu bewegen, ihren Stuhl freizugeben, wie viele Male sie sich auch schon bei ihr dafür bedankt hatte, dass sie sich Zeit genommen hatte, obwohl sie doch eigentlich dringend ihre Gameshows und Soaps hätte schauen müssen.
»Irgendeine Promenadenmischung«, fuhr Anna fort. »Ein dämlicher Köter, nicht mal helle genug, um …«
Fia warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und sah hinüber zu Glen, der am anderen Ende des Raums gerade Annas Schwester Peigi interviewte. Fia sah ihm an, dass auch er seine liebe Mühe hatte, seine Gesprächspartnerin loszuwerden.
Gerade als sie wieder auf ihren Block blickte, bemerkte sie, dass Glen abrupt aufstand. Fia erhob sich und sah in dieselbe Richtung wie er. Ins Hinterzimmer.
Beide Schwestern nahmen keine Notiz davon, dass die Agenten nicht mehr saßen, und schnatterten unverdrossen weiter.
»Agent Duncan?«, rief Fia quer durch den Raum. Er war dem Hintereingang näher als sie.
Er hielt einen Finger hoch. Noch immer beobachtete er etwas oder jemanden im rückwärtigen Teil des Gebäudes.
Plötzlich lief er los, quer durch die Lobby. »Halt, FBI !«
Fia rannte ihm nach.
Aus dem Postraum drang Krach. Irgendetwas fiel um. Ein undefinierbares Objekt schlitterte über den frisch gesäuberten und desinfizierten Marmorboden. Als Fia den Bogengang hinter sich gelassen hatte, war Glen schon durch den Hinterausgang auf die Seitenstraße hinausgelaufen.
»He, Sie! Halt! FBI !«, brüllte er.
Fia sprang über eine umgefallene Kiste mit Umschlägen. »Agent Duncan, warten Sie!« Sie stürzte aus der Hintertür, die Treppe hinab, durch die flatternden Enden des gelben Absperrbands, mit dem die Polizei das Gebäude abgeriegelt hatte. Glen war vor ihr. Er rannte die Seitenstraße
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