Eternal - Die Vampire von Clare Point
nicht wusste, was sie dazu sagen sollte. Sie hatte nicht gewusst, dass es diese Art von Partys in Clare Point noch gab. Sicher, hier und da hatte sie von einer
feasta oíche
in Europa gehört, aber sie hätte nicht gedacht, dass es jemand noch wagte, sie hier zu veranstalten. Bis auf Fin und Eva.
In den zwanziger Jahren des 20.Jahrhunderts, in der Hochzeit der Prohibition, hatte der Generalrat alle
feasta oíche,
also Festgelage, mit einem Verbot belegt, nachdem eines davon außer Kontrolle geraten war und Menschen ihr Leben hatten lassen müssen. Zum Glück wurde keiner von ihnen zum Vampir. Aber man musste sich irgendwie der Leichen entledigen, und der Clan war noch Wochen später in hellem Aufruhr, da die lokalen Gesetzeshüter nach den vierzehn Familienmitgliedern suchten, die alle spurlos von einer Silberhochzeitsfeier verschwunden waren. Ihre Leichen wurden nie gefunden, das Rätsel nie gelöst. Der Fall war bis zum heutigen Tag ungeklärt.
»Ich besorge dir was zu trinken.« Eva drückte Fias Hand, ließ sie dann los und deutete mitten in die Menge hinein. »Ich bin gleich …«
»Nein, E …« Sinnlos. Eva war schon weg und die Musik so laut, dass sie Fia sowieso nicht gehört hätte.
»Guten Abend.« Ein Mann Ende zwanzig näherte sich Fia und begrüßte sie mit osteuropäischem Akzent. Er entblößte seine Eckzähne, die offensichtlich spitz gefeilt worden waren.
Fia musste sich schnell auf die Lippen beißen, um ihm nicht geradewegs ins Gesicht zu lachen. »Hi.«
Er umrundete sie schwungvoll, so dass sein schwarz-rotes Satincape hinter ihm herflatterte.
Sie bedeckte den Mund mit der Hand. Wo trieb Eva nur diese Leute auf?
»Ich mag dein Outfit«, sagte er. »Sehr …
raffiniert.
«
Sie sah an sich herunter. Schwarze Jogginghose und ein schwarzes Männer-T-Shirt von Calvin Klein. Dazu Flip-Flops.
»Wo hast du …« Sie verbesserte sich. »Wie bist du … zu der Einladung gekommen?«
Wieder zog er die schwarzen Lippen zurück und bleckte seine behandelten Zähne.
Fia dachte daran, dass ihre Eckzähne hatten
stumpf gefeilt
werden müssen, als sie sechzehn war. Sie waren zu auffällig geworden, als dass es für das Leben unter Menschen noch hinnehmbar war, obwohl sie noch gar nicht ganz durchgestoßen waren.
»Zum ersten Mal auf so einer Party?« Er kam noch näher, wobei er sein Cape um sie zu schlagen versuchte.
»Eigentlich …« Fia wurde klar, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Sie konnte nicht ergründen, von welchem schlechten Film oder welcher Figur er sich hatte inspirieren lassen. Er sah einfach zu lächerlich aus. Während er sie umrundete, drehte sie sich immer mit, damit sie ihn nicht aus den Augen verlor.
Er streckte die Hand aus und legte sie wie eine Schranke vor ihrer Nase an die Mauer; auf der anderen Seite lauerte der Mantel. Fia saß in der Falle. Das Discolicht beleuchtete kurz sein Gesicht, und sie sah, dass er schwarze Kontaktlinsen trug. Er sah albern aus, aber er roch … einladend.
Sie blickte durch den Raum und entdeckte Regan. Er saß an einem Ende der Kunstledercouch, in jedem Arm eine schwarzgekleidete Menschenfrau. Sein Lächeln blitzte auf, allerdings nicht so warm wie das von Fin. Kalt. Arrogant. Provozierend.
»Hey, Fee, ich habe nicht damit gerechnet, dich hier zu treffen.« Arlan schlängelte sich um zwei Menschenfrauen, die eine Art Striptease zu Iron Maiden vollführten. »Willst du was trinken?«
Sie nahm die Flasche Bier, die er ihr hinhielt, und setzte sie an. In dem Augenblick, da sie den milden Hefegeschmack kostete, wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war. Es hatte schon seine Gründe, warum sie nicht trank.
»Wer ist dein Freund da?« Arlan machte eine Kopfbewegung in Richtung des lächerlichen Jünglings, der immer noch hinter ihr stand.
»Jeremy.« Das Cape streckte ihm seine Hand hin.
»Zieh Leine, Bursche.« Arlan zog die Lippen zurück, und lange, säbelartige Zähne wurden sichtbar. Dazu brüllte er wie ein Löwe auf.
Das Cape wich zurück. Blinzelte. Und nahm Reißaus.
»Das war nicht sehr nett.« Fia nahm noch einen Schluck.
»Er wird sich morgen früh an nichts erinnern.« Arlans Zähne schrumpften wieder auf Normalgröße zurück, während er ihr das Bier aus der Hand nahm.
Sie sah dabei zu, wie sich seine Lippen um die braune Flaschenöffnung legten.
»Ziemlich unartig von dir, hier aufzutauchen, Special Agent Kahill. Besonders mit deinem Süßen drüben in der Pension.«
»Er ist nicht mein …«
»Hey,
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