Eternal - In den Armen des Vampirs
übelgenommen, dass sie es mir unterstellt hat. Ich bin dann zu meinem Dad gegangen, um ihn um Erlaubnis zu fragen, aber er hatte sich mit meiner Mom abgesprochen, und dann bekam ich erst recht Ärger.«
Arlan hörte ihr schweigend zu.
»Ich war so wütend auf beide, dass ich das ganze Essen über geschmollt habe. Sie hatte Schweinekotelett mit selbstgemachten Makkaroni und Käse gekocht«, erinnerte sich Macy. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie noch immer die Farmhausküche ihrer Mutter riechen. »Sie bestanden darauf, dass ich mich dazusetzte, obwohl ich mich weigerte mitzuessen.« Die Worte blieben ihr fast im Hals stecken, als die Bilder in ihrem Kopf wie Seiten aus einem Fotoalbum aufblitzten. »Ich war gemein zu meinen beiden kleinen Schwestern. Ich habe hässliche Dinge zu ihnen gesagt.«
Arlan rollte sich auf die Seite und stützte sich auf dem Ellbogen auf. Als er zu sprechen begann, war seine Stimme ganz rauh vor Mitgefühl, und dafür liebte sie ihn.
»Du warst doch erst 15 Jahre alt«, sagte er.
Sie wandte den Blick nicht von dem Himmel über ihr. Sie konnte ihn nicht ansehen, so sehr schämte sie sich. »Nach dem Essen haben sie mich auf mein Zimmer geschickt. Ich habe die Musik ganz laut gedreht, bis mein Dad drohte, er würde mich eine Woche lang unter Hausarrest stellen. Nachdem sie schlafen gegangen waren, bin ich aus dem Fenster geklettert. Ich habe den Weg durch die Obstplantage genommen. Die meisten Bäume hatte noch mein Großvater gepflanzt. Mein Dad war so stolz darauf. Es gab viele große Plantagen in der Gegend, und unsere war klein, aber er liebte sie.«
Sie war einen Augenblick ruhig. Es war schon eine Weile her, dass sie es zugelassen hatte, sich an all das zu erinnern. »Ich traf mich mit meinem Freund an der Straße, stieg zu ihm ins Auto, und wir fuhren weg. Zu diesem Konzert. Ich bin die ganze Nacht weggeblieben, nur um« – und wieder brach ihr die Stimme fast – »meinen Eltern eins auszuwischen.«
Es war hart, härter, als sie gedacht hatte. Sie hatte über diese Ereignisse nicht mehr gesprochen, seitdem sie von der Polizei befragt worden war. An dem Tag, als man die Leichen ihrer Mutter, ihres Vaters und ihrer zwei Schwestern in Rettungswagen abtransportierte.
Rettungswagen.
Das Wort war Macy so albern vorgekommen, während sie ihnen nachgeschaut hatte. Was sollte das? Ihre Eltern und Schwestern waren seit Stunden tot. Sie erinnerte sich, dass sie dachte:
Ruft man nicht den Leichenwagen, wenn die Leute tot sind?
»
Offenbar kam Teddy um Mitternacht zur Farm. Ich saß wahrscheinlich gerade vor dieser dummen Band, als er sich mit dem Schlüssel unter dem Stein im Blumenbeet Einlass verschaffte. Er hat sie alle in ihren Betten umgebracht. Erwürgt. Dann hat er sie einen nach dem anderen in den Obstgarten hinuntergetragen. Er hat sie nicht richtig begraben, sondern nur flache Gruben ausgehoben und sie hineingelegt. In einer bestimmten Haltung.« Ohne nachzudenken, kreuzte sie die Arme über der Brust.
Als sie merkte, was sie getan hatte, ließ sie die Arme wieder sinken. »Meine Familie ist also gestorben, und ich habe überlebt, weil ich mich davongestohlen habe, um mit meinem Freund Party zu machen.«
»Ach, Macy.« Arlan rieb ihren Arm, der von Gänsehaut bedeckt war.
»Ich hätte dort sein sollen«, flüsterte sie.
»Nein.«
Obwohl sie nicht weinte, entrang sich ihrer Kehle etwas, das einem Schluchzer sehr nahe kam. »Ich hätte mit ihnen sterben sollen. Sie waren meine Familie. Ich hätte bei ihnen sein sollen.«
»Nein. Nein, das hättest du nicht.« Er beugte sich über sie, legte seine Hand an ihre Wange und zwang sie, den Kopf zu drehen und ihn anzusehen. Seine dunklen Augen lasen den Kummer in den ihren. »Hör mir zu.
Es sollte nicht sein
«, sagte er. »Du solltest in dieser Nacht nicht sterben.«
»Das ist doch lächerlich.« Sie bekam kaum Luft, ihr war plötzlich schwindelig. »Ich wäre gestorben, wenn ich dort gewesen wäre.«
»Dann solltest du eben nicht dort sein.«
Er war ihr noch immer so nah, dass sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte, und einen Moment lang schien es, als lasse sie ihn für sich atmen.
»Du verstehst das nicht.« Sie schloss die Augen.
»Nein, das tue ich nicht. Aber du auch nicht. Es gibt einige Dinge, die wir nicht verstehen, Macy. Vielleicht sollen wir das auch gar nicht.«
»Er hat mir eine Kondolenzkarte mit der Todesanzeige geschickt. Dann, in den folgenden drei Jahren, in denen ich von einer
Weitere Kostenlose Bücher