Eternal Riders: Ares (German Edition)
ließ sie auf der Stelle erstarren.
»Du hast Vulgrim das Leben gerettet.« Seine Stimme klang gepresst. »Du hast für ihn getötet.« Mit drei Schritten hatte er die Distanz zu ihr überwunden und zog sie an sich. »Es tut mir so leid, dass du das tun musstest.«
»Ares«, flüsterte sie. »Es gab keine andere Möglichkeit. Ich bereue es nicht, und ich würde es wieder tun.«
Er atmete tief aus, hob sie hoch und brachte sie zum Bett. Als er sie darauf niederlegte, schien sein Blick jede ihrer Prellungen und Wunden zu erfassen und festzuhalten. Schwelende Wut gesellte sich zu seiner Trauer. »Du brauchst einen Arzt.« Er schluckte. »Und der Agimortus – «
»Ich weiß.« Er hatte sich hellrosa gefärbt, wesentlich heller als zu der Zeit, bevor Pestilence sie entführt hatte. Sie klopfte auf die Matratze. »Leg dich zu mir.«
»Ich muss erst duschen.«
Sie wartete, und dann kam er zu ihr ins Bett, wo er ihr kleines Geschenk entdeckte. Er starrte sie an. »Ein Kissen?« Er fuhr mit der Hand über den Seidenbezug, und sie hätte schwören können, dass sie seine Finger zittern sah. »Wann? Wie?«
Sie stützte sich auf den Ellbogen und musterte ihn. Niemals würde sie genug davon bekommen, ihn anzusehen, seine tiefgebräunte Haut zu bewundern, die gemeißelten Züge, die harten Muskeln, die sich bei jeder Bewegung an- oder entspannten. »Nachdem wir Hal gerettet haben. Während du mit den Wächtern gegen die Dämonen gekämpft hast, habe ich Vulgrim gebeten, ein Kissen für dich zu besorgen.« Sie legte ihre Hand auf seine. »Es ist ja nicht viel, aber ich wollte etwas Nettes für dich tun. Du verdienst es, bequem zu schlafen, Ares.«
Er packte sie und zog sie an sich, so schnell, dass sie kaum wusste, wie ihr geschah. Er sagte nichts, hielt sie nur fest, und ihr Instinkt verriet ihr, dass es genau das war, was er jetzt brauchte.
Sie nickte ein. Erschöpfung und die Nachwehen ihres Adrenalinrauschs wirkten besser als jede Beruhigungspille. Und wenn sie vielleicht mit Hal kommunizieren könnte …
Sie erwachte eine Stunde später. Sie hatte nicht von Hal geträumt, und Ares war fort.
Augenblicklich sprang sie aus dem Bett, nur um zu entdecken, dass ihre Beine sie nicht tragen wollten. Sie fing sich gerade noch am Stuhl und konnte so einen Sturz vermeiden. Verdammt, so langsam wurde sie richtig schwach. Ihr tat alles weh, und ihr Schädel schien sich in einen riesigen Entsafter verwandelt zu haben, der ihr Hirn zu einer pulsierenden, zähflüssigen Masse verarbeitet hatte.
So schnell sie konnte – das bedeutete Schildkrötentempo – zog sie sich eine olivgrüne Caprihose an, die sehr viel lockerer saß als sonst, und eine nicht dazu passende blaue Bluse. In diesem Moment war Mode wirklich das Letzte, was sie kümmerte.
Barfuß tapste sie in den Salon, wo Ares vor dem Kamin stand, eine Hand auf den Kaminsims gestützt, den Kopf so tief gebeugt, dass sein Kinn die Brust berührte.
»Ares? Geht es dir gut?«
Er sah nicht auf, stieß nur ein bitteres Lachen aus. »Das sollte ich dich fragen.«
»Mir geht’s gut.«
Jetzt hob er den Kopf, und als sie seine rot geränderten Augen und die verkniffene Miene sah, keuchte sie auf. »Du wurdest gefangen genommen, geschlagen, gezwungen zu töten, beinahe gezwungen … « Er verstummte, schüttelte den Kopf. »Dir geht es ganz und gar nicht gut.«
Nein, ihre Zeit mit Pestilence war kein Vergnügen gewesen. Aber sie hatte es überlebt. Sie hatte sich sogar gegen ihn zur Wehr gesetzt, anstatt sich in ein kreischendes, heulendes Häufchen Elend zu verwandeln. »Ich denke«, sagte sie leise, »dass ich diejenige bin, die darüber zu entscheiden hat.« Sie ging auf Ares zu, der ihr auswich. »Was ist los?«
Er blickte zum Ventilator an der Decke, der wild rotierte. »Ich habe bei dir versagt. Ich habe bei Torrent versagt.«
»Es gibt nichts, was du für ihn hättest tun können. Und vielleicht erinnerst du dich ja nicht mehr, aber du hast mich von Pestilence fortgeholt.«
» So ein verdammter Unsinn! « Das Gift in Ares’ Stimme ließ sie zurückweichen. »Du hast uns aus der Zelle meines Bruders herausgeholt. Ich hing dort wie eine Rinderhälfte im Kühlraum eines Metzgers.«
»Ohne dich hätte ich es niemals schaffen können.« Der Agimortus auf ihrer Brust begann im selben Rhythmus wie ihr zermanschtes Hirn zu pochen, als wollte er sich an der Unterhaltung beteiligen. »Wir haben es zusammen geschafft. Und nichts davon wäre überhaupt passiert, wenn ich den
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