Eternal Riders: Limos (German Edition)
Unterwelt. Diejenigen, die sich wünschen, dass die Apokalypse beginnt, bekämpfen diejenigen, die das nicht wollen, und dann sind auch noch die Wargkriege erneut aufgeflackert, und die Katzengestaltwandler werden von einer neuen Seuche heimgesucht. Und das heißt natürlich, dass wir jede Menge neue Patienten bekommen.«
Limos hatte keinerlei Zweifel, dass Pestilence hinter der Gestaltwandlerseuche steckte – seine Art, eine Botschaft zu verbreiten. Nämlich die, dass sich die Gestaltwandler besser auf seine Seite schlagen sollten, wenn die Apokalypse erst mal anfing, weil er sie sonst mit einem einfachen Fingerschnipsen vernichten würde.
Als Vladlena fortging, trat Kynan aus dem Tor, und natürlich nahmen seine jeansblauen Augen sofort Limos aufs Korn. »Was ist los?«, fragte er anstelle einer Begrüßung.
»Ich freu mich auch, dich zu sehen«, murmelte sie. »Komm mit. Ich muss dir was zeigen. Etwas, das euch möglicherweise weiterhilft.« Die Lüge liebkoste all ihre Lustzentren, und ihr wurde schwindelig.
Kynan fluchte, folgte ihr aber ins Höllentor. Da er von Engeln gesegnet worden war, gab es nur wenig, das er fürchten musste, doch es überraschte sie nicht, dass er zögerte, als sich das Tor innerhalb des Grabs öffnete.
»Wenn das eine Falle ist –«
»Ist es nicht.« Aber ja, sie konnte seine Sorge gut verstehen. Sie hatte ihn in ein versiegeltes Grab geführt, und falls sie ein Tor öffnen und es ohne ihn wieder verlassen sollte, würde er dort in der Falle sitzen, bis seine Freunde ihn fanden … was eine ganze Zeit dauern könnte. »Siehst du dieses Behältnis aus Stein? Das ist ein Versteck der Aegis. Ich hab’s gefunden, als ich nach meinem Agimortus gesucht habe.«
Ein Schuss Adrenalin strömte in ihre Adern, und einen Moment lang musste sie gegen dieses köstliche Zucken anatmen. Es war schon so lange her, seit sie eine so große Lüge erzählt hatte, so lange, seit sie diesen verbotenen Kitzel gespürt hatte, dass sie vergessen hatte, wie es sich anfühlte.
Die Waage auf ihrem Schulterblatt kippte zugunsten der bösen Seite und erinnerte sie so an die Schwere dessen, was sie soeben getan hatte. Je weiter sich die Waagschale senkte und je länger sie sich zugunsten des Bösen neigte, desto schlechter war die Wahl, die sie getroffen hatte. Und umso weniger lag ihr irgendjemand außer ihr selbst am Herzen. Schlimmer noch: Sie würde beginnen, das Leid anderer zu genießen. Sie würde nur aus Spaß Hungersnöte auslösen, und das mit einer einzigen Berührung. Sie könnte einen Mann anrühren, und ganz gleich, wie viel er auch äße, würde er langsam verhungern, und jeder, der mit ihm in Kontakt käme, würde dasselbe Schicksal erleiden. Und sie würde die ganze Zeit lachen. Gegen sie würde Pestilence aussehen wie ein Pfadfinder.
Verdammt sollst du sein, Bruder.
Kynan schlich leise wie eine Katze auf den Behälter zu und kniete sich neben ihn. Pestilence hatte ihn offen stehen lassen, der schwere Deckel lag quer. Kynans prüfender Blick wanderte über das Aegis-Symbol auf dem Deckel, dann nahm er vorsichtig eine der Münzen auf, die darin lagen, und wischte mit dem Daumen den Staub ab.
»Was ist das für ein Zeug?«, fragte sie.
»Ich weiß nicht. Einige von den Dingern könnten verzaubert sein, in bestimmten Ritualen verwendet werden … aber ich bin nicht sicher. Wir werden sie sorgfältig untersuchen müssen.« Er blickte zu ihr hinüber. »Du bist alt. Hast du vielleicht schon mal eines dieser Stücke gesehen?«
Alt? »Ich sehe mich eher als erfahren an, und nein, ich habe sie noch nie gesehen.« Diese neue Lüge brachte ihrem Körper neue Wonnen ein. Komisch, wie eine Schwindelei ihr einerseits körperliche Lust und zugleich seelische Qualen verschaffen konnte. Tatsächlich wünschte sich ein kleiner Teil in ihr, dass Kynan nicht darauf hereinfallen würde, während der Rausch zugleich jedes ihrer Nervenenden befeuerte. »Findet ihr solche vergessenen Aegis-Gewölbe denn öfter?«
Was auch immer Pestilence vorhatte könnte möglicherweise davon abhängen, wie glaubhaft es war, dass sie zufällig auf einen verlorenen Aegis-Schatz gestoßen war.
»So was kommt schon mal vor«, sagte er. »Aufzeichnungen gehen verloren, und einige dieser Orte sind seit Langem in Vergessenheit geraten. In anderen Fällen wurde jemandem in aller Eile der Auftrag erteilt, ein Objekt zu verstecken, und dann ist der Wächter gestorben, ehe er weitergeben konnte, wo das Versteck liegt. Also ja, es
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