Eternal Riders: Limos (German Edition)
rasen, doch er fühlte, dass sich ihr Finger in seine Brust bohrte und er umkippte. Jetzt lag er auf dem Rücken und starrte in den grauen Nachmittagshimmel empor. Eine Minute später sah er nur noch verschwommen, konnte aber Gesichter über sich ausmachen. Stimmen um ihn herum. Er fühlte, dass ihn Hände grob anfassten, dann ein Blitz, und auf einmal der massive Schmerz in seiner Brust, der ihm verriet, wo er sich befand.
Sheoul.
Harvester hatte ihn in die Hölle geblitzt. Das war ein brutaler Verstoß gegen den Pakt der Wachen. Offensichtlich war das Harvester egal.
»Bringt ihn ins Gästezimmer.«
Er wollte kämpfen, schreien, irgendetwas tun, aber er konnte nicht einen Muskel bewegen. Er konnte nur fühlen. Was für ein Mist, dass all seine anderen Sinne gedämpft und nur dieser intakt geblieben war.
Reaver wurde recht unsanft getragen und mit dem Gesicht nach unten auf eine Oberfläche geworfen, von der er annahm, dass es sich um einen Tisch handelte. Ketten wurden ihm um Hand- und Fußknöchel gewunden.
Er war vollkommen hilflos, unfähig, sich zu rühren, kaum noch in der Lage zu denken.
»Jetzt, Whine.« Harvesters Augen leuchteten erwartungsvoll, als ihr Werwolfsklave mit einer gezahnten Klinge herbeitrat – einer alten Knochensäge. Er hatte mit so etwas schon im Underworld General gearbeitet und wusste verdammt gut, wie diese Dinger aussahen.
Und während sich andere Lakaien um ihn sammelten, ihm das Hemd aufrissen und die Hände in seinen Rücken gruben, um seine Flügel auszubreiten, wurde ihm klar, dass er sehr bald auch wissen würde, wie es sich anfühlte.
Pestilence konnte sich einfach nicht entscheiden, ob er gute oder schlechte Laune hatte. So etwas passierte in letzter Zeit öfter. Für gewöhnlich fickte und tötete er dann irgendetwas – das wirkte bei ihm wie Super-Prozac. Aber der heutige Tag war eine Achterbahnfahrt der Gefühle gewesen, die mit dem geendet hatte, was er gesehen hatte, als Harvester Reaver aus diesem sterbenden Dorf geholt und mitgenommen hatte.
Er hatte gesehen, wie der gefallene Engel mit Reaver geflirtet hatte, ihre Titten und ihren Arsch vor ihm zur Schau gestellt hatte, und Pestilence war … eifersüchtig gewesen.
Warum? Pestilence hatte keine Ahnung. Er hasste Harvester. Er wünschte sich, ihr so viel Leid wie möglich zuzufügen. Darum hatte er auch Ariks Seele an sich gebunden: Er würde den Menschen töten und seine Seele dem Dunklen Herrscher bringen, wo er Arik als Druckmittel benutzen konnte. Ein Druckmittel, mit dem er erreichen würde, dass Harvester seine Gefährtin werden würde.
Ja, er hasste sie. Aber sie war – neben seiner Mutter – eine der mächtigsten Frauen in Sheoul. Es wäre überaus vorteilhaft, sie an seiner Seite zu haben, um nach der Apokalypse zu herrschen, wenn er und seine Geschwister Krieg um die Vorherrschaft über die Erde und die Seelen führen würden.
Und Spaß würde es auch noch machen, denn er würde es genießen, sie jede Nacht in sein Bett zu zwingen. Ihre Schreie, ihre Tränen, ihr Flehen um Gnade – wie ihn das erregen würde.
Ein Schauder purer Wonne durchfuhr ihn, augenblicklich gefolgt von einem Anfall nackter Wut. Sein Plan hatte nur einen Haken. Einen großen, wie er erfahren hatte, als er Limos besucht hatte, in der Absicht, Arik vor ihren Augen umzubringen. In dem Moment, in dem er ihr Haus betreten hatte, war er auf ein Problem gestoßen.
Er hatte Ariks Seele nicht spüren können – was bedeutete, dass die Seele des Menschen jemand anderem gehörte.
Irgend so ein Arschloch hatte bereits seinen Anspruch auf sie angemeldet, und jetzt musste Pestilence diesen Jemand finden, ehe Arik getötet wurde.
War ja klar, dass ausgerechnet jetzt, wo alle Fäden zusammenliefen, etwas schiefgehen musste.
Aber das war schon okay. Er würde eine Lösung finden. Wie immer. Und jetzt, wo Luzifer Sartael freigelassen hatte, in welchem Gefängnis er auch immer geschmachtet haben mochte, konnte es nur noch wenige Tage dauern, bis Limos’ Agimortus gefunden wurde.
Pestilence kletterte aus der mit Höllenhundblut gefüllten Steingrube, in der er gebadet hatte, um seine Rüstung zu füttern, und ließ die Leichen der Amish-Familie zurück, mit der er sich vergnügt hatte, bis sie gestorben waren. Es war an der Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Endlich hatte er die Seuche perfektioniert, an der er seit Wochen arbeitete. Auf die menschliche Rasse wartete eine böse Überraschung.
9
Seit mindestens einer Stunde stand
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