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Eternally - Cach, L: Eternally

Eternally - Cach, L: Eternally

Titel: Eternally - Cach, L: Eternally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Cach
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wurden die Linien und Flächen klarer. Caitlyn verspürte einen Funken Hoffnung, dass sie sich nicht komplett blamieren würde, wenn sie versuchte, den Stuhl zu zeichnen, egal, wie kritisch Monsieur Girard sein würde.
    Die Tür zum Atelier öffnete sich und eine der grobschlächtigen Köchinnen aus der Schulküche kam herein. Sie trug nur einen alten Baumwollbademantel, und ihr Haar war noch vom Kochen zu einem Knoten hochgebunden. Caitlyn starrte sie erschrocken an. War die Frau verrückt geworden?
    Monsieur Girard begrüßte die Köchin und wandte sich dann an die Klasse. »Wir beginnen mit Zeichnungen von 30-Sekunden-Positionen. Ich mache es vor. Madame Dupont, s’il vous plait ?«
    Madame Dupont zog ihren Bademantel aus, legte ihn auf einen Hocker und stieg nackt auf das Podest. Caitlyn fielen fast die Augen aus dem Kopf, vor Schreck blieb ihr der Mund offen stehen. Madame Dupont sah jedoch völlig ungerührt aus, so als stünde sie komplett bekleidet an einer Straßenecke und wartete auf den Bus.
    Caitlyn war zu fassungslos, um mehr zu tun als zu starren. Eine Woge der Verlegenheit überrollte sie. Sie hielt den Blick auf Madame Duponts Gesicht geheftet, aber dann sah ihr die Köchin in die Augen, und Caitlyn spürte, wie sie noch röter wurde. Ihr Blick wanderte hektisch über die Gefahrenzonen des Körpers der Köchin und ließ sich schließlich in der relativen Sicherheit ihrer Füße nieder.
    » Allez «, sagte Monsieur Girard. » Los.«
    Madame Dupont streckte ein Bein in die Luft und breitete die Arme aus wie ein übergroßer Vogel im Flug. Es schien ihr völlig gleichgültig, dass ihr Körper so zur Schau gestellt war. Es schien ihr egal zu sein, dass alle ihre Falten am Bauch sehen konnten, ihre Brüste herabhingen, ihre delligen Oberschenkel in dem grellen Scheinwerferlicht narbig aussahen.
    Ungläubig schüttelte Caitlyn langsam den Kopf. Dies hatte mit dem Kunstunterricht an ihrer Highschool wirklich überhaupt nichts zu tun.
    » Changez «, sagte Monsieur Girard.
    Madame Dupont ging in die Hocke und legte einen Arm über den Kopf. Dreißig Sekunden später, nachdem Monsieur Girard wieder » Changez « gesagt hatte, legte sie sich auf die Seite. Sie hatte ihre vierte Pose eingenommen, bis Caitlyn sich so weit gefasst hatte, dass sie schauen konnte, was Monsieur Girard machte.
    Monsieur Girard kritzelte mit Zeichenkohle wild auf seiner Staffelei herum und skizzierte grob die Umrisse der verschiedenen Positionen der Köchin. »Es ist der Ausdruck der Bewegung, den ihr einfangen sollt«, sagte er und bewegte schwungvoll die Arme, während er das Papier stetig mit schwarzen Linien bedeckte. »Was macht das Rückgrat? Wo ist der Mittelpunkt der Schwerkraft? In welche Richtung blickt der Kopf? Was drückt die Pose aus? Ihr müsst übertreiben. So etwas will ich nicht sehen«, sagte er und zeichnete eine steife Strichmännchen-Figur. »Ich will Bewegung.«
    Die Neugier war stärker als die Verlegenheit. Caitlyn und die anderen Mädchen drängten sich um Monsieur Girard und sahen ehrfürchtig zu, wie er die plumpe Gestalt der Köchin auf dem Papier in anmutige runde Formen verwandelte. Ihr schwabbeliger Bauch und ihre dicken Oberschenkel wurden zu lebendigen Linien, die von üppiger Anmut und der Pracht der Weiblichkeit erzählten. Monsieur Girards geübte Hände machten etwas sichtbar, für das Caitlyn blind gewesen war: die Schönheit von Madame Dupont.
    Dann waren die Mädchen an der Reihe. Caitlyn nahm ihre Zeichenkohle und sah Madame Duponts Körper genau an. Sie sah nicht länger Genitalien und Krampfadern. Stattdessen bemühte sie sich um die Linie von Madame Duponts Rückgrat, die Neigung ihrer Hüften, ihre anmutigen Armbewegungen. Sie wollte die Schönheit der Köchin zur Geltung bringen, so wie Monsieur Girard es getan hatte.
    »Nicht mit der Hand zeichnen!«, sagte Monsieur Girard. Er stellte sich neben Caitlyn und umfasste ihre beiden Handgelenke. »Gekonnte Aktzeichnungen kommen aus der Schulter!« Er machte mit ihrem Arm die Bewegung, die er meinte, und schwang ihn wie einen riesigen Pinsel. »Siehst du? Viel besser.«
    » Oui «, quiekte Caitlyn.
    Dann kam eine längere Pose. Monsieur Girard arbeitete sich durch den Raum, um nacheinander jede Schülerin zu martern.
    »Was ist das für ein hässliches Gekritzel?«, hörte Caitlyn ihn zu dem Mädchen aus Laos sagen.
    »Schatten?«
    »Du musst deine Linien vereinheitlichen. Zeichne sie alle in dieselbe Richtung. Parallel.«
    Caitlyn blickte auf

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