Eternally - Cach, L: Eternally
einen Stundenplan, der dem an Universitäten ähnelte. Montags, mittwochs und freitags hatte Caitlyn je eineinhalb Stunden Algebra, Geschichte, Französisch und Erdkunde. Dienstags und donnerstags hatte sie je zwei Stunden Englisch, Französisch-Sprachlabor und Kunst. Und um alles noch komplizierter zu machen, gab es samstagvormittags Reitunterricht.
Wie sollte sie da den Überblick behalten?
War es ihre Schuld, dass sie, als sie vor ein paar Minuten vom Mittagessen aufgestanden war, irgendwie gedacht hatte, es sei Freitag statt Donnerstag, und zum Erdkunde-Zimmer gegangen war statt in den Kunstraum?
Und dass sie sich, nachdem sie ihren Irrtum bemerkt hatte, auf der Suche nach dem Atelier verlaufen hatte und nun wie eine Ratte im Labyrinth herumrannte? Verlaufen! Nachdem sie schon zweieinhalb Wochen in der Burg lebte! Madame Snowe würde es nicht gefallen zu hören, dass sie zu spät zum Unterricht gekommen war.
Caitlyn fluchte leise vor sich hin und hastete die südöstliche Wendeltreppe hinauf. Das heißt, zumindest hoffte sie, dass es die südöstliche Treppe war. Es gab vier große Steintreppen in der Burg, eine in jeder Ecke, und sie war immer noch nicht sicher, welche welche war.
Sie schob ihren mentalen Aussetzer auf den grässlichen Salade Périgourdine , den es zum Mittagessen gegeben hatte. Zu den Mahlzeiten nahmen die Schüler der Fortuna-Schule ein Kunststofftablett und stellten sich bei der Essensausgabe am Ende der Großen Halle an. Die Speisekarte hing an der Wand, auf Französisch, ohne Übersetzung, und die Mädchen konnten selbst wählen, was sie bestellen wollten. Die Köchinnen waren einheimische Frauen, die nur wenig Englisch konnten und eine barsche Ungeduld an den Tag legten gegenüber Mädchen, die Cassoulet oder Soupe de chou-fleur falsch aussprachen oder fragten, was Ris de veau sei. Caitlyn fand schnell heraus, dass sie sich am besten hinter jemandem anstellte, der gut Französisch sprach, und das Gleiche bestellte. Ein Überraschungsessen zu bekommen, war immer noch besser, als die ganze Schlange aufzuhalten, während eine rotgesichtige Frau dauernd »Hä?« sagte.
Daher der Salade Périgourdine . Der Teller mit Salat, Walnüssen, Tomaten, dunklem Fleisch, einer Scheibe von etwas, das aussah wie brauner Käse, Toast und einem kleinen Becher mit geleeartigem Zeug darin hatte verlockend ausgesehen. Sie hatte sich zu Brigitte gesetzt, den weichen braunen Käse und das Gelee auf den Toast gestrichen und einen großen Bissen genommen.
Nur dass das braune Zeug kein Käse war. Der Geschmack von Leber, deren Beschaffenheit so cremig wie Butter war, breitete sich in ihrem Mund aus. Caitlyn hatte gewürgt, aber als Brigitte sie fragend ansah, verzog sie ihre Grimasse zu einem Lächeln und kaute »mit langen Zähnen«, wie ihre Großmutter das genannt hatte. Das hielt die triefende Leber jedoch nicht davon ab, in jeden Winkel ihres Mundes zu kriechen, und das Gelee – ein Gemisch aus Feigen, deren Körnchen laut zwischen ihren Backenzähnen knirschten – war keine große Hilfe. Schließlich schluckte sie und spülte mit einem halben Glas Wasser nach.
»Was ist das?«, fragte sie heiser und deutete auf den Rest des »braunen Käses«.
»Das ist Pâté de foie gras . Die beste in Frankreich kommt von hier, aus dem Périgord.«
»Aber was ist patee dö foa gra?«, fragte Caitlyn und versuchte dabei, Brigittes Aussprache nachzuahmen.
»Es ist eine Art Pastete aus fetter Gänse- oder Entenleber. Lecker, non ?«
»Fette Leber?« Sie hatte einen Onkel, der eine Fettleber hatte. Caitlyn biss sich auf die Lippen und blickte auf die Pâté , die noch auf ihrem Teller lag. »Willst du meine haben?«
» Oui! « Brigitte nahm sie mit ihrer Messerspitze auf und aß sie direkt von der Klinge. »Und das ist Magret de canard fumé «, sagte sie und deutete auf die papierdünnen Fleischscheiben, die noch auf Caitlyns Teller lagen. »Geräucherte Entenbrust. Und das«, sagte sie und deutete auf die kleinen Fleischstücke, »das musst du versuchen. Mein Bruder Thierry hat es immer geliebt, und ich musste ihm immer dosenweise davon mitbringen, wenn ich heimkam.«
Argwöhnisch stach Caitlyn ihre Gabel in eins der Stücke. Es sah unauffällig aus, wie normales Fleisch. Sie schob es in den Mund und kaute und wurde unmittelbar in ihre Kindheit zurückversetzt, als sie einmal an Thanksgiving neugierig gewesen war, was da auf dem Herd vor sich hin kochte. Sie hatte den Deckel von dem kleinen Topf gehoben, ihre
Weitere Kostenlose Bücher