Eternally - Cach, L: Eternally
Amalia, »versprecht mir eins.«
»Alles!«, sagte Caitlyn.
»Versprecht mir, dass ihr nicht herumgeistert und bis in alle Ewigkeit einen Jungen sucht, der nicht gefunden werden will!«
Kapitel 15
8. MÄRZ
D rei Wochen später saß Caitlyn mit einem Stapel Bücher über die Medici-Familie in der Bibliothek und kam sich vor, als würde sie bis in alle Ewigkeit einem Jungen nachjagen, der nicht gefunden werden wollte. Sie hatte einundzwanzig Nächte lang nicht von ihm geträumt, und Raphael wurde in keinem der Bücher, die sie gelesen hatte, erwähnt.
Die Zeit mit den Büchern war jedoch nicht ganz verschwendet, denn sie konnte das Material für die Geschichtsarbeit verwenden, die sie über Bianca de’ Medici schrieb. Es war eine perfekte Ausrede dafür, endlose Stunden in der Bibliothek zu verbringen und über alten, verschimmelten Wälzern zu brüten, deren Inhalt nie das Internet erreicht hatte. Was hätte sie gegeben für eine Suchfunktion, um diese Bücher durchforsten zu können!
Mit jeder Nacht, die ohne einen Traum von Raphael verging, wurde sein Gesicht in ihrer Erinnerung ein wenig undeutlicher, auch wenn er, wie sie feststellte, ihre Gedanken mehr und mehr vereinnahmte.
War er ein Geist?
Und wenn ja, hatte er kein Interesse mehr daran, sie heimzusuchen?
Wenn er kein Geist war, was war er dann, und warum fühlte sie sich so stark zu ihm hingezogen?
Was auch immer er war – wann würde sie ihn wiedersehen?
Sie wünschte, sie hätte mehr Kontrolle über ihre Träume. Vielleicht wartete Raphael in ihrer Traumwelt ungeduldig auf sie, und sie war diejenige, die ihn im Stich ließ, weil sie nicht erschien. Sie hatte keine Ahnung, wie sie sich mit Absicht an einen bestimmten Ort träumen konnte.
Sie hatte auch keinen von diesen kryptomnesischen Träumen mehr, für die sich Madame Snowe so interessierte, Träume, in denen sie reiten lernte oder so nützliche Dinge wie quadratische Gleichungen zu lösen oder den genauen Unterschied zwischen metamorphem und echtem Gestein zu definieren. Die Traumfragmente, an die sie sich erinnerte, waren lebhaft, aber bedeutungslos, kaum ein paar flüchtige Zeichnungen in ihrem Skizzenbuch wert.
Die Kreischer jedoch waren in den letzten Tagen zweimal erschienen. Der erste kam, als Caitlyn träumte, dass sie in der Dämmerung einen Waldweg entlangging, wobei ihre bloßen Füße kein Geräusch auf dem Boden machten. Plötzlich hatte ein kehliges Gebrüll sie erschreckt, und eine massige Gestalt, die eine lange Klinge schwang, war auf sie losgestürzt. Caitlyn schrie, als die Gestalt brüllte und grunzte und herumtobte. Sie hatte ihr Gesicht nur flüchtig gesehen – männlich und von dunklem Haar bedeckt – , bevor Amalias Hand auf ihrer Schulter sie geweckt hatte.
Was die zweite Erscheinung betraf, konnte sich Caitlyn an weniger Details erinnern, sie war aber nicht weniger grauenerregend gewesen. Das Einzige, an das sie sich erinnern konnte, war, dass sie auf einem Bett lag und eine wütende Banshee, eine Geisterfrau, auftauchte, Caitlyn anschrie und um sich schlug, als wollte sie einen Höllendämon vernichten.
Wegen dieser Träume verbrachte Caitlyn die folgenden Nächte im Großen Salon, um Amalia schlafen zu lassen. Naomi war ebenfalls oft einige Stunden da, und sie unterhielten sich oder lernten oder taten von beidem ein bisschen, und dann ging Naomi wieder zurück in ihr Zimmer, während Caitlyn auf dem Sofa schlief. Ein paar Mal war sie nahe daran gewesen, Naomi zu erzählen, wie besessen sie von den Träumen mit Raphael war, war dann aber in letzter Minute davor zurückgeschreckt. Sie wollte die Freundschaft, die sich langsam zwischen ihnen zu entwickeln schien, nicht gefährden. Sie fürchtete zu sehr, dass Naomi sie nicht mehr mögen würde, wenn sie wüsste, wie wenig Caitlyns Gedanken mit der alltäglichen Realität zu tun hatten.
»Ich bin am Verhungern«, flüsterte Brigitte quer über den Bibliothekstisch und schreckte Caitlyn aus ihren Gedanken auf. Vor Brigitte lagen lauter Bücher über die französische Küche des 18. Jahrhunderts, das Thema ihrer schriftlichen Arbeit. Die gesamte Klasse war in der Bibliothek und recherchierte auf die altmodische Art: in Büchern.
»Noch eine Dreiviertelstunde bis zum Mittagessen.«
Brigitte stöhnte leise. »Und ich muss hier über die Geschichte des Brots lesen. Es ist unerträglich.«
Caitlyn kicherte und wandte sich wieder ihren Büchern zu.
Ihre Versuche, Raphael zu finden, hatten sie auf eine lange Reise
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