Eternally - Cach, L: Eternally
voller Umwege durch die Geschichte der Tempelritter, der Medici-Familie und des Château de la Fortune geführt. Ihre Aufzeichnungen waren ein wildes Durcheinander von Informationen über diese Themen, weniger über Bianca selbst, die in den Geschichtsbüchern nur wenige Spuren hinterlassen hatte.
Caitlyn wandte sich wieder ihren Notizen zu und versuchte, die Informationen herauszufiltern, die hilfreich waren für ihre Suche nach Raphael.
Ihre Notizen über Biancas entfernte Cousine, Caterina de’ Medici, waren umfangreich. Caterina wurde mit dem zukünftigen König von Frankreich, Heinrich II., verheiratet, als sie erst vierzehn Jahre alt war. Heinrich zeugte neun Kinder mit ihr, beachtete sie jedoch ansonsten nicht und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit seiner Geliebten, Diane de Poitiers, die Caterina hasste. Als Heinrich bei einem merkwürdigen Unfall auf dem Turnierplatz starb, wurde Caterina von einigen der Hexerei bezichtigt.
Nach Heinrichs Tod erbten Caterinas Söhne den Thron, aber sie besaß großen Einfluss auf ihre Söhne und war bis fast zu ihrem Tod im Jahr 1589 die maßgebliche Macht in Frankreich. Sie herrschte jedoch über ein Land, in dem ein religiös motivierter Bürgerkrieg tobte. Katholiken kämpften gegen protestantische Hugenotten. Caterinas Rücksichtslosigkeit wurde legendär, als sie mit allen Mitteln versuchte, die Kontrolle über ihr Land und ihre Söhne zu behalten, und dabei zu jedem Mittel griff, gleichgültig, wie niederträchtig es war. Mord, Entführung, Hexerei: Sie schreckte vor nichts zurück.
Caitlyns Recherche zur Geschichte des Château de la Fortune erbrachte dagegen nur eine einzige Erwähnung des Schatzes der Tempelritter und der Legende, die besagte, dass er irgendwo in der Burg versteckt sei.
Der letzte Burgherr, der das Geheimnis kannte, Gerard, starb ohne Nachkommen im 14. Jahrhundert. Er hatte die Burg durch eine umfangreiche Renovierung der Festungsanlage und der Kapelle in den Bankrott getrieben. Offensichtlich in dem Versuch, ungenannte Familiensünden zu büßen, hatte er überall christliche Motive anbringen lassen. Kurz vor seinem Tod schrieb er einen Brief an einen Freund, in dem stand: »Nur das Licht Gottes wird euch zu dem wahren Schatz führen«, wobei mit »der wahre Schatz« Erlösung gemeint war.
Eine ungewöhnliche Sonnenuhr war das bemerkenswerteste Ergebnis der von Gerard durchgeführten Renovierung; im Internet wurde allerdings nicht erwähnt, was so besonders an ihr war. Caitlyn hatte ein ganzes Wochenende auf dem Burggelände gesucht, aber keine Sonnenuhr gefunden.
Der arme Gerard. Seine einzige erwähnenswerte Leistung war vom Erdboden verschwunden. Vielleicht war der Schatz doch verflucht.
Caitlyn stand auf und reckte sich. Vom gebeugten Sitzen über Büchern und Notizen tat ihr der Rücken weh. Sie ging zu einem Fenster, stützte die Hände auf die steinerne Fensterbank und dehnte sanft ihre Waden. Froh über die Ablenkung, gesellte sich Brigitte zu ihr. Auch die anderen Schülerinnen begannen sich zu rühren und ihre Bücher und Hefte zusammenzusammeln. Die Uhr sagte, dass die Lernstunde in fünf Minuten vorbei war.
»Ich finde diese Buntglasscheiben wunderschön, du auch?«, fragte Brigitte.
Caitlyn folgte Brigittes Blick zu dem Quadrat aus bemaltem gebranntem Glas in der Mitte des Fensters, auf dessen Sims sie sich abstützte. Es zeigte eine strahlend gelbe Sonne über gemalten blauen Wellen. In den Ecken standen die lateinischen Worte Fiat Lux . Caitlyn wusste nicht, was das bedeutete.
»Das Fenster im Chemielabor gefällt mir am besten«, sagte Brigitte. »Es ist eine Frau in einem Umhang, die Blumen auf einen Pfad streut.«
»Das habe ich noch nicht gesehen.« Die bemalten Scheiben waren etwa dreißig Zentimeter hoch und zwanzig Zentimeter breit und jeweils in die Mitte eines Bleiglasfensters eingesetzt. In der Burg gab es Dutzende davon, und jede trug ein anderes Motiv: das Bildnis eines Mannes, eine Stadt auf einem Hügel, Schwert und Schild, einen Greif. »Es kommt mir so vor, als hätten sie alle eine Bedeutung, die ich nicht enträtseln kann.«
»Die meisten haben wahrscheinlich einen religiösen Hintergrund«, sagte Brigitte. »Ich glaube, sie sind geheimnisvoller und schöner, wenn man nicht weiß, was sie bedeuten.«
»Vielleicht hast du recht.«
Sie schwiegen einen Moment, und Caitlyn hatte das Gefühl, dass Brigitte gerade all ihren Mut zusammennahm, um etwas zu sagen.
»Amalia hat mir erzählt, dass du immer
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