Eternally - Cach, L: Eternally
traf. Sie hieß Eshael und war weder Christin noch Jüdin noch Muslimin. Sie und die anderen Frauen ihrer Sippe verehrten stattdessen eine Göttin mit Riten, die in grauer Vorzeit ihren Ursprung hatten. Für Simon war sie eine Heidin. Aber das hielt ihn nicht davon ab, sich wahnsinnig und hoffnungslos in sie zu verlieben.«
Caitlyn lächelte. »Klingt sehr romantisch.«
»Aber wie oft gehen solche romantischen Geschichten gut aus? Simons Leidenschaft für Eshael war so verzehrend, dass er den Templerorden verließ und seine Zölibats- und Armutsgelübde brach. Er schwor Eshael ewige Treue und versprach, sie nach Frankreich zu bringen und wie eine Königin zu behandeln. Die Frauen ihrer Sippe gaben ihr eine Mitgift von so viel Gold und Kostbarkeiten, dass acht Fuhrwerke nötig waren, um sie zu transportieren. Simons Familie behauptete später, dass Eshaels Sippe von Anfang an den Plan hatte, ihre Tochter und die Mitgift nach Frankreich zu schicken, wo sie vor den Kriegern der Kreuzzüge sicher waren. Sie sagten, dass Eshael und ihre Familie die alte Magie ihrer Göttin benutzten, um Simon zu verzaubern.«
»Manche sagen, die Liebe selbst ist der mächtigste Zauber«, warf Caitlyn ein.
»Aber würde wahre Liebe einen Mann dazu bringen, alle Grundsätze, nach denen er sein Leben führte, aufzugeben und seine Gelübde gegenüber Gott zu brechen?« Raphael schüttelte den Kopf. »Simon brachte Eshael hierher zum Château, aber sie entsagte ihrer Göttin nicht, und so konnte er sie nicht heiraten. Die Männer hier hatten Angst vor Eshael und ihrem fremdartigen Benehmen. Man erzählte sich von Feuern in den Höhlen, die in den Felsen unterhalb des Châteaus liegen, und von tanzenden Schatten einheimischer Frauen, die Eshael dazu bekehrt hatte, ihre Göttin zu verehren. Simons Liebe zu Eshael begann zu verblassen. Er fing an, in allem, was sie tat, das Böse zu sehen. Nachdem sie ihm sein erstes Kind geboren hatte, eine Tochter, und Simon herausfand, dass Eshael ihr Kind ihrer Göttin geweiht hatte, lief das Fass über. Der letzte Rest seiner Liebe verwandelte sich in Hass. In seinem Zorn brachte er sie um.«
»Oh mein Gott«, flüsterte Caitlyn entsetzt. »Und was geschah mit dem Kind?«
»Simon konnte das Mädchen nicht lieben, aber er konnte auch nicht sein eigen Fleisch und Blut töten. Er schickte sie zu entfernten Verwandten im Osten und vergaß sie. Simon heiratete und bekam eheliche Söhne und Töchter, aber nach Eshaels Tod war er nicht mehr derselbe. Er war von seinen Sünden so besessen wie einst von seiner Liebe zu Eshael, und er war davon überzeugt, dass ihre Mitgift verflucht sei. Eshaels Tochter heiratete schließlich und bekam nur Töchter. Diese Töchter wiederum heirateten und bekamen nur Töchter und so weiter, über die Jahrhunderte hinweg. Jede Tochter gab die Geschichte als ihr Vermächtnis an ihre Tochter weiter. Die Töchter von Eshael hatten eine Begabung für die Hebammenkunst und gaben diese Fähigkeiten ebenfalls weiter. Schließlich heiratete eine dieser Töchter einen Kaufmann aus Florenz, und so wurde ein Nachkomme von Eshael nahe dieser großen Stadt geboren. Sie hieß Ania und sollte eines Tages Biancas Mutter werden. Mit vierzehn war Ania wunderschön, aber es war etwas Jenseitiges an ihr. Sie konnte manchmal die Zukunft vorhersagen, und die Leute glaubten, dass mehr hinter ihrer Heilkunst steckte als nur der Umgang mit Kräutern und heißen Kompressen. Es waren ihre Hände selbst, die andere heilten. Eines Tages, als sie beim Kräutersammeln war, begegnete sie Cosimo de’ Medici. Es war das Jahr 1535, und er war erst sechzehn.«
Caitlyn nickte und erinnerte sich an das, was sie bei ihrer Recherche über Bianca gefunden hatte.
»Wie Simon war er fast verrückt vor Liebe. Ania wurde schwanger, und obwohl es vollkommen undenkbar war, dass sie und Cosimo heirateten, versprach er ihr, für sie und das Kind zu sorgen. Anias Schwangerschaft war ungewöhnlich schwierig, und Anias Mutter wandte alles an, was sie über Geburtshilfe wusste, um ihre Tochter und das Baby zu retten. Als nichts half, machte sie in ihrer Verzweiflung mit Ania Experimente und probierte Behandlungen aus, die sie in Träumen gesehen hatte. Aber am Ende starb Ania bei der Geburt ihrer Tochter, der sie den Namen Bianca gab. Bianca erzählte mir, dass ihre Großmutter immer behauptet hatte, es läge an der Arznei, die sie Ania während der Schwangerschaft gegeben hatte, dass sich Bianca von einem normalen Kind aus
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