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Eternally - Cach, L: Eternally

Eternally - Cach, L: Eternally

Titel: Eternally - Cach, L: Eternally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Cach
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blickte durch eine kleine Bleiglasscheibe auf das Tal weit unten. Die Dordogne sah aus wie ein silbernes Collier auf einem Samtkissen aus Bäumen und Feldern. Sogar bei Mondlicht konnte man erkennen, dass Sommer war, nicht Winter. »Ich liebe diesen Ausblick«, sagte sie.
    Er stellte sich neben sie ans Fenster, so nah, dass sich ihre Arme berührt hätten, wenn sie ein wenig näher gerückt wäre. »Mir würde er besser gefallen, wenn eine Stadt zu sehen wäre«, sagte er.
    »Magst du das Land nicht?«
    »Ich bin nicht gerne allein.«
    Sie schaute zu ihm auf. Fühlte er sich einsam?. »Du bist allein, obwohl deine Cousins und dein Lehrer hier sind?«
    »Ich war es, bis jetzt«, sagte er und blickte ihr in die Augen.
    »Hast du niemanden in Rom, der dir etwas bedeutet? Kein Mädchen?«
    Raphael schüttelte den Kopf. »Ich war zu sehr in Benetos Atelier beschäftigt, um jemanden kennenzulernen. Ich habe noch nie gerne in Gaststätten herumgesessen und gezecht. Am wohlsten habe ich mich immer in der Stille des Ateliers gefühlt.«
    »Willst du damit sagen, dass Beneto ein Kunst lehrer ist?«
    »Natürlich. Er hatte das Glück, als sehr junger Mann ein Schüler von Raffaelo Sanzino gewesen zu sein – ich bin übrigens nach ihm benannt. Beneto hat es nie geschafft, sich mit seiner Kunst einen Namen zu machen, aber in seinem Atelier hat er vielen jungen Künstlern in Rom einen guten Ruf verschafft. Bianca war eine große Gönnerin von ihm, und er war ihr zugetan. Er schloss sein Atelier, um mit mir und mit ihrem Herzen hierherzukommen.«
    » Du bist also auch ein Maler, so wie dein Vater?«
    Sichtlich verlegen schüttelte Raphael den Kopf. »Ich wage es noch nicht, mich so zu nennen. Ich hatte erst einige kleine Aufträge. Aber eines Tages möchte ich mein eigenes Atelier haben. Eines Tages, wenn meine Schwestern in Sicherheit sind.«
    »Und was willst du eines Tages in deinem Atelier malen?«
    Er wandte den Kopf und sah sie von der Seite an. »Vielleicht male ich dich.«
    Geschmeichelt legte Caitlyn ihren Handrücken an die Stirn und verlagerte in einer melodramatischen Pose ihr Gewicht auf ein Bein.
    »Nein, so würde ich dich nicht malen«, sagte Raphael sanft. »Ich würde einen Geist der Luft aus dir machen, der über die Wolken schreitet. Eine Göttin.«
    Caitlyn ließ die Hand sinken. »Mich hat noch nie jemand mit einer Göttin verglichen.«
    »Sollte man nicht alle Frauen so behandeln?«
    Sie blickte ihn argwöhnisch an. »Es ist gut, dass du nicht oft aus deinem Atelier herausgekommen bist. Du hättest die Mädchen von Rom sonst in Schwierigkeiten gebracht.«
    Er grinste und zuckte mit den Augenbrauen. »Ja, meinst du?«
    Sie knuffte ihn gegen die Schulter. »Böser Junge.«
    »Ich könnte noch viel böser sein.«
    Beunruhigt und erregt zugleich angesichts des gefährlichen Ausdrucks in seinen Augen, holte Caitlyn tief Luft und faltete sittsam die Hände vor sich.
    »Also, wo ist jetzt die Sonnenuhr?«, fragte sie mit dünner, schwacher Stimme.
    Raphael warf ihr einen belustigten Blick zu, ging dann in die Mitte des Raums und bedeutete ihr, zu ihm zu kommen. »Schau dich um und sag mir, was du siehst.«
    Sie stellte sich neben ihn, und erst jetzt, als sie sich umsah, bemerkte sie, dass in eines der Fenster eine Scheibe mit einer Sonne eingelassen war, die auf Wasser herabschien. »Die Bibliothek!«, rief sie.
    »Nein«, sagte Raphael und schien sichtlich verwirrt.
    »Doch, es ist … « Sie verstummte. Ihre Gedanken flackerten hin und her, zwischen Traum und Realität. Er kennt den Raum nicht als Bibliothek, dachte sie. Langsam ging sie zu dem Sonnenfenster und blieb davor stehen. Die in das gemauerte Fenstersims eingelassene polierte Metallplatte, die sie schon gesehen hatte, reflektierte das Mondlicht.
    »Du hast sie gefunden«, sagte Raphael.
    Sie wandte sich zu ihm. »Was?«
    »Die Sonnenuhr.«
    Sie begriff nicht und schüttelte den Kopf.
    »Die Sonne kommt durch das Fenster und trifft auf den silbernen Spiegel«, sagte er und deutete auf die Metallplatte. »Der wirft das Licht nach oben. Über uns sind an die Decke Zeitlinien gemalt. Das vom Spiegel reflektierte Licht fällt darauf und zeigt so an, wie viel Uhr es ist.«
    Überrascht blickte Caitlyn an die Decke, deren Balken, im Gegensatz zu den meisten anderen in der Burg, unter einer glatten, verputzten Oberfläche verborgen waren. Die Decke war jedoch nicht weiß, sondern über und über mit Bildern bemalt, die sie im Kerzenlicht allerdings nicht

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