Eternally - Cach, L: Eternally
spürte sie, wie sie das Bewusstsein verlor. Eine schwarze Welle verschluckte sie und bewahrte sie vor dem grauenhaften Anblick dessen, was hinter dem Schleier verborgen sein mochte.
Kapitel 21
A ls Caitlyn wieder zu sich kam, lag sie in einem kahlen Gang auf dem Boden. Auf die gekalkten Wände fiel das orangefarbene Licht eines Sonnenuntergangs, das durch das Fenster am Ende des Gangs drang. Benommen und verwirrt setzte sie sich auf.
Caitlyn blickte an sich herunter. Sie trug ihr Nachthemd und den Fortuna-Schule-Bademantel; beides hatte sie angehabt, als sie im Großen Salon gelernt hatte. Sie wusste nicht, wo in der Burg sie sich befand – oder in welcher Zeit – , aber sie war heilfroh, nicht auf dem Boden des Waschraums zu liegen und die Frau in Schwarz über sich schweben zu sehen. Ein kalter Schauder überlief sie bei dem Gedanken an das fahle Gesicht hinter dem Schleier.
Gerade als sie aufstand, bog Raphaels Cousin Giovanni am anderen Ende des Gangs um die Ecke. Lachend zog er ein Dienstmädchen an der Hand mit sich. Das Mädchen kicherte und tat, als wehre es sich, nur um dann von Giovanni in die Arme genommen und ausgiebig geküsst zu werden.
Caitlyn drückte sich an die Wand und rührte sich nicht. Das Paar war zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um in ihre Richtung zu schauen, und einen Moment später verschwanden Giovanni und das Mädchen durch eine Tür.
Caitlyn atmete auf, dann jedoch durchfuhr sie erneut ein Schreck, als ihr klar wurde, dass sie träumte. Ihr lebender Körper musste ohnmächtig auf dem Boden des Waschraums liegen.
Sie tastete sich ab, klopfte auf ihre Arme und ihre Brust. Es fühlte sich sehr echt an, aber das war offensichtlich eine Täuschung. Sie hielt sich die Nase zu.
Sie konnte nicht atmen.
Caitlyn wimmerte und ließ ihre Nase los. Nein, es musste ein Traum sein! Sie konnte nicht wirklich hier sein!
Sie würde Raphael finden. Alles würde irgendwie einen Sinn ergeben, wenn sie ihn fand.
Vorsichtig schlich sie in ihren Hausschuhen durch den Gang und blieb vor der Tür stehen, hinter der Giovanni und das Mädchen verschwunden waren. Sie stand halb offen, und man hörte ihr Geflüster und Gekicher. Dann war es einen Moment still. Caitlyn steckte den Kopf durch die Tür, um hineinzuspähen.
Giovanni und das Dienstmädchen umarmten sich, ihre Kleidung war ziemlich in Unordnung geraten.
Caitlyn schnappte nach Luft und wich mit klopfendem Herzen zurück. Sie hastete durch den Gang, fort von den allzu lebendigen Geräuschen und Bildern. Ihre Füße schienen den Steinboden kaum zu berühren. Sie floh eine Treppe hinunter und durch mehrere Räume, dann in einen dunklen, engen Gang. An dessen Ende war Licht, eine Tür stand offen, und sie rannte darauf zu.
Es war ein Seiteneingang, der zu einem kleinen Hof bei den Küchen führte. Als sie leise Stimmen hörte, blieb sie, kurz bevor sie in das schwindende Sonnenlicht trat, stehen und versteckte sich in den Schatten neben der Tür.
Philippe, der Comte d’Ormond, drückte eine Goldmünze in die schmutzige Hand eines Mannes mit wettergegerbtem Gesicht und in Bauernkleidung. Sie sah, wie Philippe dem Mann ein Stück Papier – vielleicht eine Botschaft – , überreichte, die er schnell in den Falten seines Gewands verschwinden ließ. Der Mann neigte den Kopf und ging.
Philippe sah ihm nach, blickte sich um, als hielte er Ausschau nach versteckten Spionen, und wandte sich zum Seiteneingang.
Caitlyn rannte los, zurück in die Tiefen der Burg. Raphael konnte überall sein, aber es bestand die Chance, dass er in der Bibliothek war und dort die Decke untersuchte. Bevor das letzte Tageslicht verschwunden war, wollte sie ebenfalls dort sein.
Sie brauchte nicht lange, um sich zu orientieren und den Weg zu finden. Sie hatte jedoch keine Zeit, um herauszufinden, ob sie wach war oder träumte.
Die Bibliothek – oder der Schwertkampf-Übungsraum, wie Raphael sie nennen würde – war leer. Caitlyn ging in die Mitte des Raums und blickte nach oben.
Die Sonnenuhr war deutlich an der Decke zu sehen. Von einem zentralen Punkt oberhalb des Fiat-Lux -Fensters gingen gemalte goldene strahlenförmige Blätter aus. Ein roter Drache wand sich um den zentralen Punkt und spuckte Feuer in Richtung der Kante eines Abgrunds. Die mit Stundenzahlen versehenen Darstellungen der Tageszeiten lagen jenseits der Kante, weiter hinten an den Strahlen. Jeder Strahl verlief durch die Mitte einer Bilderreihe, deren Szenen Caitlyn nicht deuten konnte. Einige
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