Ethan von Athos
befehligen kann. Und die allerbesten kümmern sich schon darum. Es ist wahr, in diesem Geschäft gibt es moralische Zombies und völlige Psychopathen – aber nicht unter Admiral Naismiths Leuten.«
Ethan konnte sich kaum davor zurückhalten, an dieser letzten Behauptung herumzukritisieren.
Einmal gut in Fahrt, redete sie jetzt weiter, dabei vergaß sie ihre sorgfältig eingenommene nichtdrohende Haltung und erhob sich, um in all ihrer nervösen Konzentration im Zimmer auf und ab zu gehen. »Mr. Cee, ich möchte Ihnen eine Offiziersstelle in der Freien Dendarii-Söldnerflotte anbieten. Schon allein aufgrund Ihres telepathischen Talents – sofern es bestätigt wird – kann ich Ihnen einen Posten als Leutnant mit Spezialaufgaben im Nachrichtendienst persönlich garantieren. Vielleicht auch mehr, angesichts Ihrer Erfahrung, aber ich bin sicher, ich kann Ihnen einen Leutnantsposten beschaffen. Wenn Sie tatsächlich für den militärischen Nachrichtendienst geschaffen und geboren wurden, warum machen Sie sich dann diese Bestimmung nicht zu eigen? Bei den Dendarii gibt es keine geheimen Machtstrukturen wie die Ghem-Lords, die Sie fördern, aber auch erledigen können. Sie steigen nur nach Ihren Verdiensten auf. Und für wie seltsam Sie sich auch halten mögen, Sie werden dort einen Kameraden finden, der noch seltsamer ist …«
»Darauf würde ich wetten«, murmelte Ethan.
»… Lebendgeburten, Replikatorgeburten, genetisch veränderte Leute aus marginalen Habitats – einer unserer besten Schiffskapitäne ist ein genetischer Hermaphrodit.«
Sie wirbelte herum, sie gestikulierte, sie würde sich, so kam es Ethan vor, wie ein Falke auf seinen neuen Schutzbefohlenen stürzen, wenn sie könnte, und ihn davontragen.
»Darf ich darauf hinweisen, Kommandantin Quinn, dass Mr. Cee um den Schutz von Athos gebeten hat.«
Sie machte sich nicht einmal die Mühe, sarkastisch zu werden. »Nun, das ist es ja gerade«, sagte sie schnell. »Wenn Sie Millisor fürchten, wo könnten Sie besser Schutz finden, als mitten in einer Armee?«
Außerdem, dachte Ethan, sah Kommandantin Quinn unfairerweise gut aus, wenn sie vor Erregung glühte … Er guckte ängstlich auf Cee und war erleichtert, als er sah, wie dieser kühl und unberührt dreinblickte. Wenn diese Worte mit solcher Leidenschaft an ihn gerichtet worden wären, dann wäre er selbst vielleicht aufgesprungen und hätte sich zu den Söldnern gemeldet. Brauchten die Dendarii Schiffsärzte?
»Ich nehme an«, sagte Cee trocken, »sie würden mich erst einmal einer Befragung unterziehen wollen.«
»Tja«, sie zuckte die Achseln, »sicher.«
»Unter Drogen, ohne Zweifel.«
»Ach – nun, das ist obligatorisch für alle, die sich freiwillig zum Nachrichtendienst melden. Trotz aller guter bewusster Absichten ist es möglich, dass man ein eingeschleuster Spitzel ist und es nicht weiß.«
»Ein Verhör mit allen Schikanen, kurz gesagt.«
Sie blickte vorsichtiger drein. »Nun, wir haben natürlich alle Schikanen vorrätig. Falls nötig.«
»Um sie zu verwenden. Falls nötig.«
»Nicht an unseren eigenen Leuten.«
»Lady«, er berührte seine Stirn, »wenn dieses Ding da aktiviert ist, gehöre ich zu den anderen Leuten.«
Zum ersten Mal nahm der Zweifel ihr etwas von ihrer Energie. »Ach so. Hm.«
»Und wenn ich mich entscheide, nicht mit Ihnen zu gehen – was werden Sie dann tun, Kommandantin Quinn?«
»Oh – tja …« Sie sah wie eine Katze aus, die vorgab, nicht hinter einer Maus herzupirschen, dachte Ethan. »Sie sind noch nicht von Station Kline runter. Millisor lauert immer noch dort draußen. Ich könnte Ihnen noch ein oder zwei Gefallen erweisen …«
»War das eine Drohung oder eine Bestechung?«
»Als Gegenleistung könnten Sie mir vielleicht etwas mehr Informationen über Millisor und den Geheimdienst von Cetaganda geben. Einfach, damit ich etwas an Admiral Naismith zu berichten habe.«
Ethan stellte sich eine Katze vor, die auf dem Kissen ihres Besitzers eine tote Maus ablegte.
Cee musste sich etwas ähnliches vorgestellt haben, denn er erkundigte sich sarkastisch: »Würde meine Leiche ausreichen?«
»Admiral Naismith«, versicherte ihm Quinn, »würde das nicht sonderlich gefallen.«
Cee schnaubte. »Was wisst ihr Blinden denn schon von den Gedanken der Menschen? Was kann einer von euch wirklich sagen? Wenn ich Sie so blind anschaue wie jetzt, was kann ich da schon wissen?«
Quinn zögerte und dachte wirklich nach. »Nun, auf diese Weise müssen wir
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