Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eulen

Eulen

Titel: Eulen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiassen
Vom Netzwerk:
zuletzt gehabt hatte – und der Vandale war in die genau entgegengesetzte Richtung geflohen. So weit vom Bauwagen entfernt konnte die Pistole unmöglich noch auftauchen, es sei denn, eine ungewöhnlich große Eule hatte sie aufgehoben und hierher geschleppt.
    Sein Blick fiel auf eine leichte Vertiefung im Sandboden: der Abdruck eines nackten Fußes, und zwar eindeutig eines menschlichen Fußes. Für alle Fälle zählte Curly die Zehen – es waren fünf.
    Der Fuß schien beträchtlich kleiner als Curlys eigener, auch kleiner als der des bulligen Einbrechers.
    Als er weiterging, fand Curly noch einen Fußabdruck und dann noch einen und noch einen. Die Spur führte direkt zu den in einer Reihe aufgestellten Baumaschinen und Curly näherte sich ihnen mit einem zunehmend unguten Gefühl.
    Vor einem Bulldozer blieb er stehen und legte zum Schutz vor der grellen Sonne eine Hand über die Augen. Erst bemerkte er nichts Ungewöhnliches, aber dann traf es ihn wie der Tritt eines Esels.
    Der Fahrersitz war weg!
    Curly ließ den Stein fallen, den er zum Selbstschutz mitgenommen hatte, und rannte zur nächsten Maschine, einem Bagger. Auch hier fehlte der Sitz.
    Wie der Blitz war Curly bei dem dritten und letzten Gerät, einer Planierraupe. Auch hier dasselbe, kein Fahrersitz.
    Curly fluchte. Ohne Sitze waren die Maschinen im Grunde nutzlos. Die Männer mussten sich ja hinsetzen, um gleichzeitig die Pedale bedienen und lenken zu können. Curly schwirrte der Kopf. Entweder hatte der Junge, den sie gestern Abend geschnappt hatten, einen Komplizen, oder jemand anderes hatte sich später auf das Grundstück geschlichen.
    Aber wer?, fragte sich Curly verzweifelt. Wer sabotiert meine Geräte und wieso?
    Erfolglos suchte er nach den verschwundenen Sitzen und seine Laune wurde von Minute zu Minute schwärzer. Jetzt freute er sich überhaupt nicht mehr darauf, Mr. Muckle am Montagmorgen anzurufen; im Gegenteil, es graute ihm davor. Curly hatte den Verdacht, dass es dem mürrischen Stellvertretenden Direktor von Mama Paula direkt Vergnügen bereiten würde, ihn zu feuern, und das durchs Telefon. Verzweifelt ging Curly zu den Dixi-Klos hinüber. Er hatte zum Mittagessen fast eine ganze Kanne Eistee getrunken und jetzt hatte er das Gefühl, ihm würde gleich die Blase platzen. Und dazu noch der Stress …
    Curly bewaffnete sich mit seiner Taschenlampe und betrat eine der Kabinen. Die Tür ließ er leicht angelehnt, für den Fall, dass er schnell den Rückzug antreten müsste. Erst wollte er sicher sein, dass dieses Mal keine schlecht gelaunten Reptilien in den Klos versteckt waren.
    Vorsichtig leuchtete Curly die Schüssel aus. Er schluckte tief, als der Strahl auf etwas Dunkles, Glänzendes im Wasser traf, aber beim näheren Hinsehen erkannte er, dass es kein Alligator war.
    »Na super«, murmelte Curly unglücklich, »einfach großartig.«
    Es war seine Pistole.
     
    Roy wollte dringend zum Schrottplatz hinüber und Fischfinger besuchen. Er wollte herausfinden, was am Abend zuvor auf dem Grundstück von Mama Paula passiert war.
    Das Problem war Roys Mutter. Kaum war Roy zurück vom Skateboardpark, berief sie sich auf die allgemeine Sonntagsregel, und so wurde ein Familienausflug geplant. Wie versprochen machte der Vater mit ihnen eine Fahrt in einem Luftkissenboot durch die Sümpfe der Everglades.
    Roy fand den Ausflug ganz toll, obwohl ihm von dem Krach bald die Ohren wehtaten. Der Motor des Bootes sei der gleiche, wie kleinere Flugzeuge ihn benutzten, sagte der Mann am Steuer, ein groß gewachsener Indianer vom Stamm der Seminole mit einem Cowboyhut aus Stroh auf dem Kopf.
    Das Boot hatte einen flachen Boden und flitzte nur so über das schilfbewachsene flache Wasser und durch die schmalen, gewundenen Flussarme. So schnell ging es, dass Roy vom Fahrtwind die Augen tränten. Achterbahn fahren war nichts dagegen. Unterwegs hielten sie an, um Schlangen, Ochsenfrösche, Chamäleons, Waschbären, Opossums, Schildkröten, Enten, Reiher, zwei Adler, einen Otter und (wenn Roy richtig gezählt hatte) neunzehn Alligatoren anzuschauen. Roys Vater nahm alles mit der Videokamera auf, während seine Mutter mit ihrer neuen Digitalkamera fotografierte.
    Obwohl das Luftkissenboot sehr schnell war, glitt es über das flache Wasser wie über Seide. Roy staunte wieder einmal, wie flach Florida war, wie weit der Horizont, wie exotisch die üppige Vegetation. War man erst einmal den Menschenmassen entkommen, dann war Florida nicht weniger wild als

Weitere Kostenlose Bücher