Eulen
stieß sich mit dem anderen kräftig ab. Auf dem ganzen Weg zum Park schaute er kein einziges Mal über die Schulter zurück, ob ihm jemand folgte.
Ein gutes Gefühl. So wie es sich für einen Sonntag gehörte.
Curly wachte in seinem eigenen Bett auf. Wieso auch nicht?
Der Vandale, der es auf Mama Paula abgesehen hatte, war endlich geschnappt, und so gab es für Curly auch keinen Grund mehr, nachts im Bauwagen Wache zu halten.
Officer Delinko hatte ihn zu Hause abgesetzt, und dann hatte Curly erst einmal seiner Frau und seiner Schwiegermutter haarklein seine aufregenden Erlebnisse geschildert. Und damit es sich noch ein bisschen dramatischer anhörte, hatte er hier und da etwas dicker aufgetragen.
In seiner Version der Geschichte hatte ihn der bösartige junge Eindringling zum Beispiel mit einem gekonnten Karateschlag außer Gefecht gesetzt (was viel schlimmer klang als der Dreck, den ihm der Junge ins Gesicht geschmissen hatte). Außerdem fand Curly, dass es völlig unnötig war zu erzählen, dass er über einen Eulenbau gestolpert und hingefallen war. Stattdessen beschrieb er die Verfolgungsjagd als ein atemloses Kopf-an-Kopf-Rennen. Officer Delinkos Anteil an der Ergreifung des flüchtenden Straftäters erwähnte er nur ganz am Rande.
Curlys tolle Leistung kam in der Familie so großartig an, dass er überzeugt war, Chuck Muckle würde seinen Bericht genauso schlucken. Am Montagmorgen würde Curly gleich als Erstes in der Konzernverwaltung anrufen und dem Stellvertretenden Direktor die Festnahme in allen Einzelheiten schildern, einschließlich seiner eigenen Heldentaten. Er konnte es kaum abwarten zu hören, wie Mr. Muckle ihn widerwillig dazu beglückwünschte.
Nach dem Essen setzte Curly sich vor den Fernseher, um die Übertragung eines Ballspiels zu sehen. Kaum hatte er es sich gemütlich gemacht, da kam auch schon ein Werbespot für Mama Paula, in dem das Sonderangebot für dieses Wochenende angepriesen wurde: So viele Pfannkuchen, wie man wollte, plus Würstchen, plus Kaffee, und das alles für sechs fünfundneunzig.
Der Anblick von Kimberly Lou Dixon als Mama Paula erinnerte Curly an den blödsinnigen Film, den er ausgeliehen hatte. Er erinnerte sich nicht mehr, ob er den Film schon am Nachmittag zurückgeben musste oder erst am nächsten Tag. Curly hasste es, Überziehungsgebühren zahlen zu müssen, also beschloss er, noch einmal zum Bauwagen zu fahren und das Band zu holen.
Auf dem Weg dorthin fiel ihm plötzlich ein, dass er etwas auf dem Bauplatz vergessen hatte: seine Pistole!
Er konnte sich nicht erinnern, wo er die Waffe zuletzt gehabt hatte, die Ereignisse hatten sich so überschlagen. Als er im Streifenwagen saß, hatte er sie jedenfalls nicht mehr gehabt, also musste sie ihm aus dem Gurt gerutscht sein, während er vor dem Bauwagen mit dem Jungen gerungen hatte. Eine andere Möglichkeit war, dass er sie verloren hatte, als er in den verflixten Eulenbau getreten war.
Curly war stinksauer auf sich selbst, denn eine geladene Waffe zu verlieren war schon eine ernste Sache. Als er an dem eingezäunten Grundstück eintraf, lief er gleich zu der Stelle, wo er mit dem Jungen gerauft hatte. Aber da lag nichts.
Ängstlich ging Curly zum Eulenbau hinüber und leuchtete mit der Taschenlampe hinein. Keine Pistole zu sehen.
Nun machte er sich ernstlich Sorgen. Er schaute in den Bauwagen, aber dort war nichts verändert seit dem vergangenen Abend. Die Tür war zu stark beschädigt, als dass er sie wieder hätte einhängen können, also versperrte Curly den Eingang mit zwei Sperrholzplatten.
Dann machte er sich an eine gründliche Suche. Das ganze Grundstück lief er ab, die Augen starr auf den Boden gerichtet. In einer Hand trug er einen schweren Stein, für den Fall, dass ihm eine dieser giftigen Wassermokassins begegnen sollte.
Allmählich nistete sich ein fürchterlicher Gedanke in seinem Kopf ein und Curly lief es eiskalt über den Rücken: Was, wenn der junge Einbrecher ihm die Pistole vom Gurt gezogen hätte, während sie miteinander kämpften? Vielleicht hatte er sie ja auf der Flucht in einen Müllbehälter oder ins Gebüsch geworfen.
Curly schauderte es und er suchte noch eifriger weiter. Nach einer halben Stunde hatte er sich bis zu dem Teil des Grundstücks vorgearbeitet, in dem die Baumaschinen auf ihren Einsatz warteten.
Inzwischen hatte Curly die Hoffnung fast aufgegeben, seine Waffe noch zu finden. Er war jetzt ziemlich weit von der Stelle entfernt, an der er sie ganz sicher
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