Eulen
besser mit Curly als ganz allein.
»Trinken Sie Kaffee, David?«
»Ja, Sir.«
»Gut. Dann trinken Sie doppelt so viel wie sonst«, sagte der Sergeant. »Ich erwarte zwar nicht, dass irgendwas passiert, aber falls doch, dann sollten Sie hellwach sein.«
Auf dem Weg nach Hause hielt Officer Delinko an einem Souvenirladen am Highway an. Dann machte er einen Umweg, um sich Dana Matherson noch einmal vorzuknöpfen. Es wäre eine riesengroße Erleichterung, wenn der Junge auch nur eine der früheren Taten zugeben würde.
Ein Beamter des Untersuchungsgefängnisses führte Dana in das Besuchszimmer und wartete dann vor der Tür. Der Junge trug einen zerknitterten grauen Overall. Weil seine Zehen wegen der Rattenfallen noch immer geschwollen waren, trug er nur Socken an den Füßen. Officer Delinko bot ihm einen Streifen Kaugummi an, den der Junge sich gleich in den Mund schob.
»Also, junger Mann, inzwischen hast du ja nun ein bisschen Zeit zum Nachdenken gehabt.«
»Worüber denn?« Dana blies eine Kaugummiblase und ließ sie platzen.
»Das weißt du sehr gut. Über deine Situation.«
»Ich muss gar nicht nachdenken«, sagte der Junge. »Dafür hab ich ja ’nen Anwalt.«
Officer Delinko beugte sich vor. »Vergiss jetzt mal den Anwalt, okay? Ich werd ein gutes Wort für dich einlegen, wenn du mir dabei hilfst, ein paar andere Fälle aufzuklären. Hast du zum Beispiel die Fenster von meinem Streifenwagen eingesprüht?«
Der Junge schnaubte verächtlich. »Wieso sollte ich so was Bescheuertes machen?«
»Nun komm schon, Dana. Ich kann dir die Sache wirklich erleichtern, du musst mir nur die Wahrheit sagen.«
»Ich hab ’ne bessere Idee: Wieso lecken Sie mich nicht am Allerwertesten?«
Officer Delinko verschränkte die Arme. »Siehst du, das ist genau der mangelnde Respekt vor der Staatsgewalt, der dich hierher gebracht hat.«
»Nix da. Ich kann Ihnen sagen, wer mich hergebracht hat. Das war Roy Eberhardt, der Arsch.«
»Fang nicht wieder damit an«, sagte Officer Delinko und stand auf. »Wir verschwenden mit dir offensichtlich nur unsere Zeit.«
Dana Matherson lachte höhnisch. Dann zeigte er auf die kleine Plastiktüte, die der Polizist auf den Tisch gelegt hatte. »Haben Sie mir endlich was zum Qualmen gebracht?«
»Nein, aber was anderes.« Officer Delinko griff in die Tüte. »Einen kleinen Kerl, der dir Gesellschaft leisten soll«, sagte er und ließ etwas ganz locker auf den Schoß des Jungen fallen.
Dana Matherson schrie auf, machte einen Satz, versuchte, den Gegenstand wegzustoßen, und fiel vor lauter Panik mit seinem Stuhl um. Er sprang vom Boden auf und stolperte zur Tür, wo der Aufsichtsbeamte ihn fest am Arm packte und wegbrachte.
Officer Delinko betrachtete den Gegenstand, der nun auf dem Linoleumboden lag – absolut lebensecht, mit Zähnen und Schuppen, nur das Preisschild störte, das mitten auf der Schnauze klebte: 3,95 Dollar.
Es war ein Gummialligator, den Officer Delinko im Souvenirladen erstanden hatte.
Dana Mathersons Reaktion auf das harmlose Spielzeug überzeugte den Polizisten, dass der Junge unmöglich derjenige sein konnte, der auf Mama Paulas Grundstück sein Unwesen getrieben hatte. Jemand, der beim Anblick eines winzigen Plastiktiers so ausflippte, war mit Sicherheit nicht in der Lage, mit einem lebendigen Alligator umzugehen, schon gar nicht heimlich und in der dunklen Kabine eines Dixiklos.
Der wahre Schuldige lief immer noch frei herum und heckte seinen nächsten Plan aus. Officer Delinko hatte zwei lange, aufregende Nächte vor sich.
Die Eberhardts hatten einen PC, den Roy für Hausaufgaben und für seine Snowboard-Videospiele benutzen durfte. Roy surfte auch schon ganz geschickt im Internet, und so hatte er kein Problem damit, über eine Suchmaschine jede Menge Informationen über Kanincheneulen zu finden. Die Art, die in Florida vorkam, hieß mit lateinischem Namen Athene cunicularia floridana und hatte dunkleres Gefieder als die westliche Variante. Sie war ein scheuer kleiner Vogel und, wie andere Eulen auch, hauptsächlich nachtaktiv. Die Jungen kamen normalerweise zwischen Februar und Juli zur Welt, aber selbst im Oktober waren noch Junge gesichtet worden.
Systematisch ging Roy sämtliche Suchergebnisse durch, bis er schließlich ins Schwarze traf. Er druckte zwei engzeilig bedruckte Seiten aus, verstaute sie in seinem Rucksack und schwang sich aufs Fahrrad.
Es war nicht weit bis zum Rathaus von Coconut Cove. Roy schloss sein Rad ab und folgte der
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