Eulenflucht - Kay, E: Eulenflucht
einen Apfel zu zweit benutzen, um Einzelheiten oder Details, zum Beispiel über die Form zu erfassen.
»Ist Mae eigentlich dein richtiger Name«, fragte Sam.
Ich blickte von meinem Collegeblock auf und schaute in ein schelmisches Grinsen, das mich derartig fesselte, dass ich vergaß zu antworten.
»Erde an Mae?« Stirnrunzelnd musterte er mich. Offenbar dachte er darüber nach, ob ich irgendwelche Probleme hätte.
Räuspernd schüttelte ich den Kopf. »N-nein … Mae ist eine Kurzform.« Meine Güte, mein Gesicht fühlte sich schon wieder hitzig an. »Eigentlich heiße ich Maria-Helene. Ich wurde nach meinen beiden Großmüttern Maria und Helene benannt.«
»Ach so«, erwiderte er und beließ es dabei.
Unsere Kunstlehrerin erklärte nun, wie wir das Aquarell eines Apfels malen sollen und worauf beim Farbenmischen zu achten war.
Ich wendete mein gerötetes Gesicht zur Seite, um mir mit einem Blatt etwas Luft zu zu wedeln. Dann griff ich unter den Tisch nach dem Zeichenpapier und kramte nach den Wasserfarben und Pinseln in meiner Schultasche. Ich packte alles in die Mitte des Tisches. Bewundernd betrachtete ich seine nahezu perfekte Skizze des Apfels, die auf seinem Platz lag.
»Sam hört sich aber auch nicht gewöhnlich an«, platzte ich heraus.
Überrascht darüber, dass ich das Gespräch wieder aufnahm, zuckte er mit den Schultern. »Nein, ist er auch nicht.« Er musterte mich von der Seite. »Sam ist auch eine Kurzform«, sagte er nach einem kurzen Zögern. Seine Stimme war ruhig und gedämpft. Jetzt blickte er mir direkt in die Augen. Mein Herz stolperte. »Es ist die Kurzform für Samuel.«
Es klingelte. Schon schulterte Sam seine Schultasche.
»Ich habe jetzt Physik«, sagte er sanft. »Bis später.«
Eleganten Schrittes verließ er den Raum, bevor ich antworten konnte. Berauscht starrte ich ihm nach. Wow, er bewegte sich wie ein Top Model.
Auf seinem Platz lag immer noch die Skizze des Apfels. Ich griff danach und steckte sie ein.
In der Mittagspause platzte die Cafeteria aus allen Nähten. Lehrer und Schüler wuselten wie ein emsiges Ameisenvolk umher. Durch die großen Glasfronten flutete warmes Sonnenlicht und draußen sah man den Schulgarten, der aber eher als Raucherhof genutzt wurde. Gegenüberliegend befand sich die Theke der Menüausgabe. Massive Holztische und Stühle waren zu langen Reihen angeordnet, welche bis auf wenige Plätze schon von essenden, diskutierenden Schülern belegt waren.
Ich reihte mich in die Schlange der Essensausgabe ein. An der Glastheke entschied ich mich für die vegetarische Lasagne. Ich spähte durch den Saal und entdeckte die anderen. Sie saßen an einen Tisch am anderen Ende der Cafeteria. Konrad neben Vio. Und Sam … als sich unsere Blicke trafen, grinste er verschmitzt. Abrupt blieb ich stehen, als wäre ein Brett gegen meinen Kopf geprallt. Selbst wenn er nur an einem Tisch saß, war er einfach atemberaubend und schön. Nervös balancierte ich das Tablett zum Tisch, indessen Sam mir entgegen blickte. Adriana und Curly brüteten über Matheaufgaben. Und Vio hing an Konrads Lippen. Während ich zwischen Nik und Sam auf den freien Platz glitt, diskutierten Nik und Fabio über ihr Lieblingsthema: Handball.
»Der Schwitte sucht doch immer neue Spieler«, sagte Fabio gerade. »Mach doch mal beim Probetraining mit«, schlug er Sam vor und biss in sein Schnitzel.
»Klar, Mann. Ich nehm dich morgen am Nachmittag einfach mal mit … hi Mae«, nuschelte Nik durch einen Löffel Nudeln hindurch.
»Außerdem hast du ja quasi Spielpraxis und Kondition bringst du ja auch mit. Perfekt würde ich sagen«, fügte Fabio an Sam gerichtet hinzu.
»OK, ihr habt mich überredet«, schmunzelte Sam, während seinen Mund dieses sexy schiefe Lächeln umspielte.
»Ausprobieren kann ich es mal.«
»Hey Sam, jetzt stapel mal nicht so tief«, warf Konrad nun ein, der Vio im Arm hielt. Und dann zu allen gewandt fuhr er fort:»Sam ist richtig gut, müsst ihr wissen.«
Abwehrend hob Sam die Hände. »Mein Bruder muss immer gleich übertreiben.«
Mir fiel auf, dass kein Tablett vor Sam und Konrad stand. Sie schienen keinen Hunger zu haben.
Plötzlich beugte Sam sich zu mir. Mein Herzschlag setzte für eine Millisekunde aus. Und als wäre dies noch nicht aufregend genug, roch ich ihn. Diesen überwältigenden Duft, der mich nicht mehr klar denken ließ. Unvergleichlich mit allem, was ich zuvor je gerochen hatte. Mein Gehirn schaltete auf Sparflamme. Nur wenige Zentimeter trennten
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